Essen. Nach 0:1-Rückstand in Wuppertal dreht RWE das Spiel und wartet nun auf ihren Finalgegner. Trainer Demandt war stolz aufs Team.

  • Nach dem 0:1 drehten die Rot-Weissen mächtig auf und zerlegten die Wuppertaler Abwehr.
  • Besonderes Lob von RWE-Trainer Sven Demandt für Benjamin Baier und Timo Brauer, die vorneweg marschierten
  • RWE-Boss Michael Welling ärgerte sich über die Pyro-Ego-Show in der Fankurve, die eine empfindliche Strafe nach sich zieht

Michael Welling hatte nach dem 3:2-Pokaltriumph noch Großes vor: So etwa „drei bis 27 Stauder“ wollte sich der RWE-Boss daheim noch gönnen. Nach einem großen Fußballabend, einem finanziell lukrativen obendrein. Aber ein paar Bierchen wurden auch benötigt, um den Frust hinunter zu spülen. Denn wieder einmal hatten die Unbelehrbaren in der Fankurve ihre Pyro-Ego-Show abgezogen, sodass den Verein wieder eine empfindliche Verbandsstrafe erwartet: „Es kotzt mich an, nach so einem Spiel über so etwas reden zu müssen. Das versaut mir die Stimmung“, meinte er und stapfte davon. Leider sei es schon traurige Routine. Tags darauf listete Welling den Schaden auf: Knapp 70 000 Euro hätte der Verein schon für derartige Zwischenfälle berappen müssen. Dafür bekäme man schon einen brauchbaren Spieler für ein Jahr. Ob es das wert ist?

WSV-Trainer Vollmerhausen total konsterniert

Die Akteure kümmerten sich nach den aufreibenden 94 Pokalminuten natürlich nicht um derlei Gedankenspiele, sie genossen zu Recht ihren Auftritt im stattlich gefüllten Stadion am Zoo. Mittendrin der Trainer, der natürlich stolz war auf seine Mannschaft: „Ja, das bin ich. Das war keine einfache Situation hier nach dem 0:1. Aber wie sie das Ding noch gedreht haben, Respekt“, meinte Sven Demandt anerkennend.

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„Das Ding“ geschah nach einer Stunde, als die Essener mit dem Rücken zur Wand innerhalb von sieben Minuten das Spiel komplett drehten und hinterher einen total konsternierten WSV-Trainer Stefan Vollmerhausen zurück ließen, der mit stierendem Blick das Unvorstellbare zusammen zu fassen versuchte: „Innerhalb von zehn Minuten sind wir komplett auseinander gebrochen. Das ist unter meiner Führung noch nie passiert.“

Brauer und Baier marschierten vorneweg

Der Sieben-Minuten-Schock: Auch Wuppertals Trainer Stefan Vollmerhausen verlor kurzzeitig die Orientierung.
Der Sieben-Minuten-Schock: Auch Wuppertals Trainer Stefan Vollmerhausen verlor kurzzeitig die Orientierung. © Thorsten Tillmann

Zwei Rot-Weisse zeichneten besonders für Vollmerhausens Ersterlebnis verantwortlich: Kapitän Benjamin Baier (2) und Timo Brauer, die alle drei Tore beisteuerten. „Wie sie in der entscheidenden Phase vorneweg marschiert sind, das war schon beeindruckend“, befand auch RWE-Coach Sven Demandt. Aber nicht nur die. Auch Marcel Platzek holte wieder alles aus sich heraus und bereitete das 2:1 mit einer Energieleistung vor. Und auch Roussel Ngankam steigerte sich nach Stolperbeginn in eine wertvolle Angriffsspitze: „Da ahnt man dann seine brutale Qualität, wenn er Tempo aufnimmt, das war eine ganz andere Körpersprache“, so sein Trainer.

Der Kapitän war natürlich auch stolz auf die Leistung seines Teams und wollte sich dabei gar nicht in den Vordergrund stellen: „Ich glaube, nach einem 0:1-Rückstand hier in Wuppertal haben es diese Saison noch nicht viele Mannschaften geschafft, zurück zu kommen. Eine, zwei? Nach dem 2:1 wurde unsere Brust immer breiter. Natürlich würden wir uns wünschen, es würde auch in der Saison besser laufen, aber heute konnten wir unseren Fans, die uns wieder fantastisch unterstützt haben, endlich etwas zurückgeben. Jetzt wollen wir wieder rein in den DFB-Pokal.“

Die Fans sahen wieder den „alten“ Timo Brauer

Auch Timo Brauer, der seine stärkste Leistung nach seiner rot-weissen Rückkehr bot, ist seit Dienstag endgültig in der alten Heimat angekommen. Die kritischen Worte der Vergangenheit hätten ihn nicht belastet: „Das sind Meinungen von Außenstehenden. Der Trainer, meine Familie und ich wissen, wie ich wirklich spiele. Ich habe immer gesagt, ich bin nicht der Heilsbringer, sondern einer von vielen. Und in wichtigen Spielen habe ich immer gezeigt, dass ich da bin.“ Fürs Finale wünscht er sich natürlich den MSV: „Wenn nicht, hauen wir die anderen auch weg.“ Dieser Pokalabend verlieh irgendwie Flügel.