Essen. Viele Regionalligisten kämpfen um ihr Überleben. Rot-Weiss Essen hat Probleme. Aachen meldete Insolvenz an, RWO senkt den Etat.
- Wie bei vielen Viertligisten stockt auch bei RWE die wirtschaftliche Entwicklung
- Die starke Essener Wirtschaft zeigt den Fußballern die kalte Schulter
- Der Verein muss den Rotstift ansetzen
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat große Pläne. Eine umfangreiche Offensive im internationalen Markt wird angestrebt. TV-Gelder in Höhe von 4,64 Milliarden Euro fließen in die Erst- und Zweitligisten. Während 36 Vereine derzeit jubelnd die Arme in die Höhe reißen, steht Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen vor großen Problemen.
Denn wie bei vielen Viertligisten stockt auch bei RWE die wirtschaftliche Entwicklung. Alemannia Aachen musste am Dienstag zum zweiten Mal in vier Jahren Insolvenz anmelden. Zwei Tage zuvor schockten die Sportfreunde Siegen mit der Meldung, dass sie sich nach der Saison aufgrund der finanziellen Belastung in der vierten Liga freiwillig in die Oberliga zurückziehen. Und nun ist auch Essen in Not.
Wirtschaft zeigt RWE kalte Schulter
Beim Deutschen Meister von 1955 geht es zwar noch nicht ums Überleben, aber es zeichnet sich ein bedrohlicher Trend ab. Essen – immerhin neuntgrößte Stadt Deutschlands – bestätigt seinen Ruf, keine Sportstadt zu sein. Die starke Essener Wirtschaft zeigt den Fußballern die kalte Schulter. Die RWE-Tochter Innogy (über 40 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2016) hat den Sponsoren-Vertrag zum Ende des vergangenen Jahres gekündigt. Dem Klub fehlen dadurch rund 350 000 Euro. Weitere kommunale Sponsoren hat RWE über die Jahre verloren: Macht in der Summe noch einmal mehr als 350 000 Euro. Eine Menge Geld bei einem Personaletat für den Gesamtverein von 2,66 Millionen Euro.
Doch es gibt noch ein Problem: Bisher hat RWE nur eine umsatzrelevante Stadionpacht gezahlt. Der Vertrag mit der Grundstücksverwaltung Stadt Essen GmbH (GVE) wurde neu verhandelt – die Zustimmung beider Aufsichtsräte vorausgesetzt. Der Verein zahlt dann ab der neuen Saison eine jährliche Festpacht in Höhe von 175 000 an die GVE. Eine weitere Belastung. Die Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen sahen sich gezwungen, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Sechs Spieler gingen im Winter, neues Personal wurde nicht geholt. Auch auf der Geschäftsstelle wurden Stellen gestrichen. Selbst vom Mannschaftsbetreuer hat man sich getrennt. Der Verein will nur das ausgeben, was er auch einnimmt. Das war in Essen schon einmal anders – 2010 musste RWE Insolvenz beantragen und in die Oberliga absteigen.
Die Sparmaßnahmen bedeuten, dass die Aufstiegsambitionen unter diesen Voraussetzungen nicht mehr realistisch erscheinen.
Weg für einen Investor frei machen
Dadurch könnte die Idee, einem Investor die Tür zu öffnen, schneller als gedacht Realität werden. Essens Präsident Michael Welling erklärte bereits im Dezember: „Wir haben sogar eine Art Vereinbarung: In dem Moment, wo wir uns entscheiden, einen Investor ins Boot zu holen, hätten wir einen Partner, der gerne bei uns investieren würde.“
Nur fünf Kilometer weiter steht dem nächsten Regionalligisten das Wasser bis zum Hals. Lokalrivale Rot-Weiß Oberhausen ließ verkünden, dass er seinen Etat zur neuen Saison weiter zurückschrauben muss. Für Oberhausens Präsident Hajo Sommers handelt es sich um ein allgemeines Problem: „Bis auf die U23-Vertretungen und zwei oder drei andere Vereine in der Liga droht allen Klubs permanent die Pleite – man hält meist nur irgendwie den Kopf über Wasser.“
Die Regionalliga West ist die höchste Amateurliga. Gearbeitet wird bei den meisten Klubs unter professionellen Bedingungen. Die Einnahmen durch Sponsoring und TV-Gelder sind dagegen gering. Sommers stößt das bitter auf: „Der DFB sollte mal darüber nachdenken, ob die gefundenen Lösungen wirklich so toll sind, wenn sie den Unterbau nicht komplett versauen wollen. Die Tendenz zeichnet sich ab, dass nur die 1. und 2. Liga zählt, darunter entwickeln sich die Ligen zu Opfern, die bei den Ansprüchen kaum noch überleben können.“