Essen. RWE ist seit acht Spielen unbesiegt, doch die Leistung beim 0:0 gegen Wiedenbrück war einmal mehr bescheiden. Niemand kann so recht erklären, warum es derzeit nicht rund läuft.
Pfiffe gellten durchs Stadion, die Westtribüne, dort wo die ganz Harten „ihr Spiel“ erleben, leerte sich zügig. Auf dem Rasen harrten die Rot-Weissen noch ein Weilchen aus, um die Enttäuschung sacken zu lassen. Es war wirklich kein guter Tag für RWE. Ein mageres 0:0 gegen Wiedenbrück und dazu erneut Magerkost. Wie schon vor 14 Tagen an gleicher Stelle gegen den Vorletzten Sprockhövel (3:2) oder davor gegen Wattenscheid 09 (0:0). Die RWE-Fans werden auch in dieser Saison zu Hause selten verwöhnt.
Und dann diese Frage zum Ende der Pressekonferenz an RWE-Trainer Sven Demandt: Was könne RWE denn Positives aus diesem Spiel mitnehmen? „Die Serie hat gehalten, wir haben kein Tor gekriegt. Ansonsten fällt mir jetzt auch nichts ein, muss ich dann ehrlicherweise sagen.” Da geht es Demandt nicht besser als den vielen Fans, die gefrustet den Heimweg antraten. Kopfschüttelnd, sauer. Einige haben wohl auch schon resigniert.
Die Serie hat gehalten, aber Rot-Weiss kann mit diesem Unentschieden ganz und gar nicht zufrieden sein. Man ist zwar seit acht Spielen ungeschlagen, doch fünf Unentschieden haben den gewünschten Ertrag relativ spärlich ausfallen lassen. Kleine Schritte sind es geworden, die die Essener nach dem ersten Rückrunden-Spieltag aber immerhin auf Rang vier geführt haben. Das ist auf den ersten Blick okay, vor allem, wenn man die vergangene Zittersaison als Maßstab nimmt. Da aber Viktoria Köln, Gladbach II und BVB II gleichzeitig einen Dreier eingesackt haben, hat sich dieses Spitzentrio weiter abgesetzt. Mittlerweile sind es zehn Punkte bis zum Dritten Dortmund, zwölf zum Zweiten Gladbach und stolze 14 Zähler bis zum Primus Viktoria Köln. Da muss man die Essener Vorgabe, „oben mitmischen” zu wollen, derzeit schon relativieren.
„Wir sind alle enttäuscht über das Ergebnis”, sagte RWE-Trainer Sven Demandt, der es allerdings wie sein Kollege Alfons Becksteddde als gerecht empfand. Viel mehr, so Demandt, habe ihn die Leistung seiner Mannschaft enttäuscht. „Wir haben kein gutes Spiel gemacht.” Man habe zwar zumindest in der ersten Hälfte besser Fußball gespielt als gegen Schalke, aber sein Team treffe momentan im letzten Drittel keine guten Entscheidungen. „Uns fällt da recht wenig ein, wir haben uns kaum Torchancen rausgespielt.” Es gebe Situationen, in denen man den Ball nach links spielen müsse, „wir spielen ihn nach rechts. Da müssen wir aber durch und zusehen, dass wir bessere Lösungen finden. Finden wir auch oft genug“, verteidigt Demandt seine Jungs. „Aber heute eben nicht.” Und im Raum steht die Frage, warum das alles so ist.
Im eigenen Wohnzimmer schauen die RWE-Fans in die Röhre
Gerade im eigenen Wohnzimmer an der Hafenstraße schauen die Liebhaber des attraktiven Offensivfußballs zu oft in die Röhre. Gegen Wiedenbrück fehlte dem Gastgeber Kreativität im Spielaufbau, um sich überhaupt Chancen zu erarbeiten. Kein Druck, keine Entschlossenheit, kein Mumm. Gegen Wiedenbrück mussten Kapitän Benjamin Baier und Marcel Platzek, mit neun Toren erfolgreichster Schütze, wegen einer Gelbsperre zusehen. Was Demandt nicht als Entschuldigung gelten lassen will. Es gebe genug andere, die es hätten besorgen können. Vom Startelf-Novizen Nico Lucas muss man es nicht erwarten, aber der Rest ist erfahren und individuell gut genug, um die Dinge ordentlich zu regeln.
Zuweilen beschleicht einen das Gefühl, als sei die Mannschaft verunsichert, als habe sie nicht den Mut, etwas mehr zu riskieren. Ist es etwa die Angst, Fehler zu machen? Brennen soll es an der Hafenstraße, heißt es immer, doch es brennt viel zu selten in des Gegners Hälfte. Gegen Sprockhövel oder Wiedenbrück waren die Roten meilenweit von ihrer Spielphilosophie entfernt.
Wiedenbrück wiederum verdiente sich den Punkt redlich. Dort sprechen sie von „blitzsauberer“ Leistung. Die Ansprüche sind halt unterschiedlich. „Man konnte bei uns unter der Woche beim Training sehen, dass die Spannung steigt. Alle waren sehr konzentriert und motiviert. Und so sind wir auch von der ersten Minute an aufgetreten”, lobte SCW-Coach Beckstedde. „Letztendlich haben wir als Mannschaft ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht.”
Die Rot-Weissen können sich schon mal darauf einstellen, dass es am Mittwoch ähnlich laufen könnte, wenn zum Verbandspokal-Viertelfinale die SpVg Schonnebeck zur Hafenstraße kommt (19.30 Uhr).