Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen empfängt den SC Wiedenbrück. Für RWE-Angreifer Kamil Bednarski ist es ein Wiedersehen mit seinem Ex-Klub.

  • Kamil Bednarski sieht Rot-Weiss gegen seinen Ex-Klub Wiedenbrück leicht favorisiert
  • Der Stürmer freut sich auf das Wiedersehen mit den Freunden, trotzdem will er Tore machen
  • Tabellenrang vier bis zur Winterpause ist für den Essener Torjäger das kurzfristige Ziel

So sieht er aus, der Start nach Maß. Nach exakt zwei Minuten und 35 Sekunden trifft Kamil Bednarski zum 1:0. Das war allerdings im Mai 2010, als der Angreifer noch für den Oberligisten ETB spielte, der damals das Finale im Niederrheinpokal im ehrwürdigen Georg-Melches-Stadion gegen Rot-Weiss Essen fast sensationell mit 2:1 gewann. An diesem Freitag läuft Bednarski an der Hafenstraße im RWE-Trikot auf und trifft auf den SC Wiedenbrück, für den er die vorherigen drei Spielzeiten bestritten hat (Anstoß: 19.30 Uhr). In der vergangenen Spielzeit war er mit 19 Tore zweitbester Schütze der Regionalliga.

Hallo Herr Bednarski. Wissen Sie noch, was vor sechs Jahren an der Hafenstraße abgegangen ist?

Bednarski: Oh, daran erinnere ich mich noch sehr gut (grinst). Mit dem ETB gegen den großen Bruder Rot-Weiss Essen, das war ein tolles Erlebnis, das vergisst man nicht. Wir haben nach vier Minuten mit 2:0 geführt. Dabei war RWE haushoher Favorit.

Gilt das auch diesmal gegen Wiedenbrück?

Bednarski: Nein, auf keinen Fall. Man braucht ja nur auf die Tabelle zu schauen, wir haben nur drei Punkte mehr auf dem Konto. Ich würde sagen, gerade mit unseren Fans im Rücken sind wir leicht favorisiert.

Man sagt, dass es gegen den Ex-Klub immer ein ganz besonders Spiel ist. Was macht das Ganze denn so besonders für Sie?

Bednarski: Ich sehe viele Freunde wieder, die ich dort gefunden habe und mit denen ich noch Kontakt habe.

Aber nicht vor dem Spiel am Freitag, oder?

Bednarski: Nein, da ruht auch WhatsApp. Es ist ja auch nicht so, dass wir ständig miteinander telefonieren. Ich habe hier genug zu tun und schließlich auch noch eine Familie.

Ist es für Sie ein Problem, wenn Sie gegen ihre alten Kumpel antreten müssen?

Bednarski: Ganz im Gegenteil, ich mache das sehr gerne. Das Sportliche steht dabei immer im Mittelpunkt, nicht die Freundschaft. Und gerade Freunden will man doch beweisen, was man drauf hat. Das war bei mir schon so, als ich noch ein kleiner Junge war. Es muss Spaß machen, und wenn man gut drauf ist, entwickelt sich Spielfreude und man spielt auch besser Fußball.

Könnte es ein Vorteil sein, dass Sie diesmal die Stärken und Schwächen ihrer Gegenspieler kennen?

Bednarski: Ach, das würde ich nicht sagen. Sie wissen das ja auch von mir. Ich will einfach mein Spiel durchziehen und werde mich darauf konzentrieren, Tore zu erzielen. Es ist sehr wichtig für mich, dass ich Aktionen vor dem gegnerischen Tor habe.

Man sagt, dass Sie sich gerade aufs Toreschießen ungemein fokussieren können, auch wenn es mal nicht so gut läuft, dass sie nie aufhören, auf ihre Chance zu lauern.

Bednarski: Das stimmt schon. Auch wenn ich mal nichts treffe oder gar nicht ins Spiel finde, bleibe ich eigentlich immer ruhig.

Ihr Einstand bei RWE war alles andere als optimal. Zu Beginn sind Sie rund zwei Monate mit einem Sehnenriss ausgefallen. Dann kam ein Mittelhandbruch hinzu.

Bednarski: Das ist Vergangenheit und lange her. Ich denke nicht mehr darüber nach, sondern schaue nur nach vorn, und da wird meine Zeit kommen, davon bin ich überzeugt.

Als sie verletzt waren, gab’s eine Phase von vier Spielen, in der RWE nicht ein Tor erzielte. Haben sie als Zuschauer eine Erklärung?

Bednarski: Nein, das kann ich wirklich gar nicht sagen. Auf der Tribüne bin ich wesentlich emotionaler. Ich verfolge das Spiel mehr wie ein Fan und nicht wie ein Trainer.

Sie haben sieben Liga-Spiele bestritten, vier davon über die volle Zeit. Bisher haben sie drei Tore auf dem Konto. So schlecht ist die Quote doch nicht.

Bednarski: Ich weiß aber, das da noch viel Luft nach oben ist.

Aber als Torjäger haben Sie auch in Essen schon in der kurzen Zeit bewiesen, dass sie ein wichtiger Mann für die Mannschaft sind.

Bednarski: Ich würde mich bisher nicht als Torjäger bezeichnen. Zufrieden bin ich jedenfalls noch nicht. Außerdem will ich nicht nur Tore schießen, sondern auch gut spielen. Und da ist, wie gesagt, definitiv noch Luft nach oben

Was, glauben Sie, kann Rot-Weiss in dieser Saison noch erreichen?

Bednarski: Die Saison ist noch lang. Ich persönlich setze mir nur kurzfristige Ziele, denke eher von Trainingseinheit zu Trainingseinheit. In der Tabelle ist es sehr eng, Zur Winterpause sollten wir auf Rang vier stehen. Die ersten drei, Viktoria Köln, Gladbach II und Dortmund II, sind ein anderes Kaliber. Neun Punkte aufzuholen, das ist verdammt schwer. Aber, ich gebe niemals auf und das tun meine Mitspieler auch nicht.