Essen. Der Trainer von Rot-Weiss Essen kommentiert den Erfolg im Niederrhein-Pokal nüchtern. Sven Demandts Schützling Leon Binder bewirbt sich für das Tor des Monats.

Na bitte, der Fußballgott ist doch gerecht, zahlt am Ende zurück auf Heller und Pfennig. Nach einer „Seuchensaison“ in der Regionalliga, nach zahlreichen Nackenschlägen, fügte sich für Rot-Weiss Essen an einem herrlichen Fußballnachmittag alles zu einem knallbunten Gesamtkunstwerk: 3:0-Sieg im Finale gegen den überforderten Wuppertaler SV, Titel im Niederrheinpokal verteidigt, DFB-Pokalhauptrunde wieder einmal erreicht – rot-weisses Herz, was willst du mehr?

Da wurden kleine Nebengeräusche eher kopfschüttelnd registriert. Zum Beispiel die von Gästetrainer Stefan Vollmerhausen nach der einseitigen Partie, der doch tatsächlich sein Statement mit den Worten begann, „ob der Pokalsieg jetzt verdient ist oder nicht, das mag ich nicht zu beurteilen.“

Aydogmus vergibt Führungstor

Und ob er verdient war! Der Regionalligist lieferte von der ersten bis zur letzten Spielminute eine souveräne Vorstellung ab, schlug ein hohes Tempo an und ließ die Wuppertaler, bei denen alles auf Gaetano Manno zugeschnitten ist, erst gar nicht zur Entfaltung kommen. Vermutlich meinte der Gästecoach die Szene in Minute 31, als sein Team wie aus dem Nichts in Führung hätte liegen müssen: Enes Topal hatte geflankt und Philipp Zeiger so unglücklich abgefälscht, dass die Kugel Ercan Aydogmus auf den Fuß fiel, der zum Glück für RWE nur einen Kullerball zustande brachte.

Aber wenn wir schon bei „hätte, wenn und aber“ angekommen sind: Das vermeintliche Abseitstor von Marcel Platzek nach 16 Minuten hätte anerkannt werden müssen, weil Frank Löning zwar vor dem Torhüter herumturnte, aber nicht im Abseits stand.

Baier fehlerlos, Rabihic ballsicher

Am restlichen Spielverlauf gab es nichts zu deuteln: Die Rot-Weissen hatten ihren Rucksack, der sie über die ganze Saison behindert hatte, einfach in der Kabine gelassen und einfach in den Wohlfühlmodus geschaltet. Prunkstück war das Mittelfeld, in dem der fehlerlose Benjamin Baier, der unermüdliche wie ballsichere Antreiber Kasim Rabihic und der scheidende Kapitän in Abstauber-Manier, Moritz Fritz, die Akzente setzten und den biederen Oberliga-Meister, der mit diesem Personal erhebliche Schwierigkeiten in der höheren Klasse bekäme, niemals zur Entfaltung kommen ließ. Und hinter diesen Dreien wartete ein kilometerfressender Patrick Huckle sowie ein diesmal bombensicherer Niclas Heimann.

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So fielen die Tore fast zwangsläufig: Der erste Abstauber von Fritz, als WSV-Keeper Sebastian Wickl einen 20-Meter-Kracher von Rabihic nur abklatschen konnte. Das 2:0 von Binder könnte man durchaus in der Auswahl zum „Tor des Monats“ wiederfinden, zum Glück war die ARD ja da. Und das 3:0, nach schöner Freistoßvariante zwischen Frank Löning und Baier, stocherte erneut Fritz reaktionsschnell über die Linie.

Schneider trifft den Pfosten

Dazwischen hätte es noch einmal kitzelig werden können, als Jan Schneider (80.) nach Kopfballvorlage des Ex-Esseners Marwin Ellmann nur den Pfosten getroffen hatte. Aber am verdienten Sieg gab es nichts zu deuteln auch wenn die Feierlichkeiten nicht so enthusiastisch ausfielen wie im Vorjahr, nach dem nervenaufreibenden Elfmeterschießen gegen RWO, vermutlich hatte der Abstiegskampf aber auch die Jubelreserven angegriffen.

Oder die stoische Gemütsfassung ihres Trainers hat bereits auf die Mannschaft abgefärbt. Sven Demandt wird an der Hafenstraße eher nicht zum Partybiest: „Ich bin sehr stolz darauf, wie die Jungs das gelöst haben. Wenn ich ehrlich bin, hab ich auch nichts anderes erwartet von ihnen nach den letzten Wochen“, meinte er nüchtern. Von Hause aus eher der ruhige Typ, würde die Freude sich aber auch bei ihm noch einstellen: „Ich bin jetzt acht Wochen hier, vier Wochen davor entlassen worden, war davor Meister geworden – auch in meinem Trainerleben ist in diesem Jahr nicht wenig passiert. Von daher bin ich schon froh, dass jetzt Pause ist.“