Essen. Rot-Weiss Essen hat gegen das Schlusslicht FC Wegberg-Beeck nur 1:1-Unentschieden gespielt. Siewert und Winkler fühlen sich wie im falschen Spiel.

Einsam standen Jan Siewert und Andreas Winkler an der Außenlinie im diffusen Flutlicht des Waldstadions und redeten. Man konnte nur ahnen, dass auch Trainer und Sportlicher Leiter keine plausible Erklärung aus dem Ärmel schütteln konnten für das, was da gerade eben abgelaufen war. Sicher ist, sie fühlten sich wie im falschen Film.

Die Rot-Weissen hatten sich blamiert beim 1:1 gegen Schlusslicht FC Wegberg-Beeck, das nunmehr den sechsten Punkt eingefahren hat. Und das völlig verdient, keine Frage. Was wiederum ein Armutszeugnis ist für RWE, denn die Mannschaft von der Hafenstraße hat bekanntlich ganz andere Ansprüche als der biedere Hausherr, auch wenn man diese inzwischen auf ein Minimumeingedampft hat. Es geht jetzt nur noch um den Klassenerhalt - mehr nicht. Und in diesem zähen Abstiegskampf, dem man mit dem siebten Unentschieden in Folge nicht entfliehen kann, wächst die Angst - vor allem bei den Fans, die mittlerweile den Kaffee auf haben. So geht es nicht weiter. Natürlich nicht, und darf es auch nicht. Doch bei aller vorgelebten Zuversicht der Verantwortlichen, muss man sich die Frage stellen: Wann kommt sie denn endlich die Wende zum Guten?

Natürlich müssen Winkler und Siewert diese indiskutable Leistung ihrer Mannschaft erklären, denn alles andere wird einem als Ratlosigkeit ausgelegt. Und die darf sich öffentlich nun mal kein Trainer oder Sportdirektor erlauben, weil einem das gleich als Inkompetenz ausgelegt wird. Selbst wenn es zunächst tatsächlich auf Anhieb keine Erklärung dafür geben sollte. Schwächen aber können sich die Verantwortlichen in der aktuellen Situation nun wirklich nicht erlauben. Denn sie stehen ohnehin schon heftig genug in der Kritik.

„Kein gutes Spiel von uns“

„Es war kein gutes Spiel von uns“, startete Jan Siewert seine erste Analyse. „Wir haben zuletzt dreimal gut gespielt und uns nur nicht belohnt. Dieses Mal haben wir von Anfang bis Ende keinen Zugriff auf den Gegner bekommen.“ Das haben alle gesehen, die trotz des Schmuddelwetters ins Waldstadion gekommen waren. Das Warum steht im Raum.

„Solche Spiele kommen leider mal vor“, sagte Siewert auch noch. Natürlich kommen solche Spiele vor, erst recht, wenn ein Underdog mal unbeschwert und beherzt dagegenhält. Es kommt vor, dass der Wurm drin steckt, dass man an einem dieser Tage immer einen Schritt zu spät kommt, dass nichts klappen will. Aber bei den Rot-Weissen ist seit langem der Wurm drin und deshalb darf man sich gerade gegen solche Gegner wie Wegberg-Beeck solche indiskutablen Auftritte nicht leisten. Und noch einmal: „Es gibt eben solche Phasen, in denen du das Tor schießt, gewinnst und wieder nach Hause fährst. Wie wir das Gegentor kassieren, war einfach nicht gut“, sagt Siewert.

Das Gegentor fiel mal nicht in der Schlussphase, sondern knapp zwanzig Minuten vor Schlusspfiff. Die letzten Sekunden hatten es dennoch erneut in sich und verschafften den Essenern wieder riesigen Frust. In letzter Sekunde hatte Moritz Fritz den Ball zum vermeintlichen 2:1 über die Linie gestochert, nachdem Wegbergs Torwart Patrick Nettekoven die Kugel hatte abprallen lassen. Doch der Schiedsrichter erkannte auf Abseits. Aus und vorbei der Traum vom Happy End. Wieder einmal. Und es hieß, dass sogar ein Wegberger Spieler zugegeben hatte, dass es kein Abseits war.

„Ich weiß es hundertprozentig auch, dass es kein Abseits war“, knötterte Torschütze Fritz. „Da fehlen einem die Worte, dass uns so eine Entscheidung wieder den Sieg kostet.“ Es fehlen einem die Worte, in der Tat. Es ist der Wurm drin. Und das sollte möglichst am Samstag beim Heimspiel gegen Velbert nicht mehr so sein.