Essen. Rot-Weiss Essen möchte sich in der Regionalliga nach vorn arbeiten. Am Sonntag tritt RWE in Oberhausen an - Gegner RWO hat schon Kontakt zur Spitze.

Ein bisschen ist es ja wie bei einem Pokalduell. Ein Derby elektrisiert, lässt Emotionen sprühen und sorgt für reichlich Spannung und Diskussionen schon vor dem Anpfiff. Und dann, ja dann ist auf dem Rasen alles möglich. Da helfen keine Zahlen, keine Bilanzen, da gibt es keinen wirklichen Favoriten. Der grundsätzliche Unterschied: Im Pokal heißt es „Alles oder nichts“ - wer verliert, ist raus. Das ist natürlich anders am Sonntag, wenn sich im Stadion Niederrhein die Fußball-Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen gegenüberstehen (13.15 Uhr, live ab 13 Uhr in Sport1 und in unserem Ticker).

Die Saison geht weiter, so oder so. Nur, fest steht auch: RWO ist in der Tabelle mit sechs Punkten hinter der Spitze oben dran und will den Kontakt zu den Sportfreunden aus Lotte auch halten, die man zu Hause mit 2:0 besiegt hat. RWE wiederum stünde gerne dort, wo sich der Gastgeber aufhält. Der Zug ist abgefahren. Aber Rot-Weiss möchte sich wenigstens peu à peu nach vorn bewegen und vor allem den Weg nach hinten absichern. Dazu braucht man Erfolge, wenn möglich eine kleine Serie.

Windmüller und Obst fehlen beim Training

Die Personalsituation bei Rot-Weiss ist zum Derby gegen RWO nicht gut und nicht stabil. Das Training am Freitag haben Kevin Grund und Marcel Platzek, die angeschlagen waren, ohne Probleme absolviert.

Dafür fehlten Gino Windmüller und Jeffrey Obst, die beide über Schmerzen im Sprunggelenk klagen. Allerdings bestehen durchaus noch Hoffnungen, dass beide Defensivspieler am Sonntag auflaufen können.

Wenn überhaupt, dann sehen Experten den Gastgeber in der Favoritenrolle. Und das nicht nur, weil RWO die zweitbeste Heimbilanz der Liga aufweist und RWE mit einer lausigen Auswärtsstatistik (vier Punkte aus sieben Spielen) an vorletzter Stelle rangiert. Die „Kleeblätter“ wirken reifer, wesentlich stabiler. Und haben mehr Erfahrung. Die einzigen Ausrutscher bisher leistete sich das Team von Trainer Andreas Zimmermann nur gegen Wattenscheid (1:3) und den FC Kray (1:3). Ärgerlich, weil unnötig angesichts des Spielverlaufs.

Wie machen die das nur? Das fragen sich wohl mal wieder einige RWE-Fans. Die Rot-Weissen sind finanziell bessergestellt, haben ein modernes Stadion und einen weitaus höheren Zuschauerschnitt. Grundsätzlich steht ja einem sportlichen Gipfelsturm nichts im Wege. Nur auf dem Rasen, da will es nicht so funktionieren.

RWE gewann das Niederrheinpokalfinale gegen RWO nach Elfmeterschießen

Der Blick zurück könnte vielleicht einen Erklärungsansatz liefern. Mitte Mai dieses Jahres lieferten sich RWE und RWO im Finale des Niederheinpokals einen packenden Kampf, ein Duell auf Augenhöhe, das die Essener gewannen (6:5 n. E.). Die vergangene Saison beendeten beide Teams als Tabellennachbarn. Wobei RWE nach Platz eins zur Winterpause eine miese Rückrunde gespielt hatte. Vorteil Essen – sollte man meinen.

Doch die Rot-Weissen haben darauf nicht aufgebaut, sondern eher doch wieder umgebaut. Sie haben vor allem Spieler geholt mit Perspektive, die sich aber entwickeln müssen. Das kann mitunter dauern und erfordert Zeit. Und Geduld.

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Oberhausen indes hat den Kader eher ergänzt. Zuletzt beim souveränen Auswärtssieg gegen Velbert (4:1) liefen Caspari, Haas, Herzenbruch, Reinert, Bauder, Jansen, Steinmetz und Scheelen auf, die alle im Pokalfinale dabei waren. Der erfahrene Kapitän Weigelt fehlte damals, ist aber Sonntag am Ball. Hinzu kommt, dass die Neuen gut eingeschlagen haben. Der Stürmer Simon Engelmann (7 Tore), Sinan Kurt der Mittelfeldmann und Torwart Robin Udegbe. Kai Nakowitsch, Tim Hermes sowie der Youngster Sinan Özkara kamen von RWE. Bei ihrem neuen Arbeitgeber haben aber Nakowitsch und Hermes bisher vor allem mit Verletzungsproblemen gekämpft.

RWE mangelt es an Durchschlagskraft

Auch in der Offensive scheint RWO – zumindest momentan – einen Vorteil zu haben. Die Stürmer Steinmetz, Engelmann und Jansen haben bisher 19 der 28 Tore erzielt. Am Durchschlagskraft hat es RWE bislang gemangelt. Studtrucker fehlt an allen Ecken, Soukou hat ein Formtief; Behrens ist schon wieder weg. Immerhin hat Marcel Platzek seine Torabstinenz abgelegt und bringt das rechte Selbstverständnis mit: „Wenn ich die Tore nicht mache, dann manchen es halt die anderen.“