Essen. . Der Lotter Stürmer Freiberger wäre gerne in Essen geblieben. Am Sonntag könnte er RWE mit seinen Toren von der oberen Tabellenregion fern halten.

Es ist genau fünf Monate her, da ging ein Foto um die kleine Fußballwelt: RWE-Stürmer Kevin Freiberger, notdürftig bekleidet, in einen Einkaufswagen gepfercht, geschoben vom halbnackten Marwin Studt­rucker, verfolgt von Leon Binder mit einem Ghettoblaster auf den Schultern, aus dem „Malle ist nur einmal im Jahr“ dröhnte. In einem Affenzahn ging es vom Stadion Richtung „Hafenstübchen“, wo der Niederrheinpokalsieg gegen RWO ausgiebigst begossen wurde.

Kurz zuvor, in der Mixed Zone im Stadion, hatte der gebürtige Essener, ein paar Promille leichter, noch zu Protokoll gegeben, wie gerne er an der Hafenstraße bleiben würde. Freiberger war zu diesem Zeitpunkt im RWE-Trikot immer besser in Schwung gekommen. Im Finale war er mit seinem Tor im Elfmeterschießen und vor allem mit seinem erlösenden 2:0 im Halbfinale gegen Kray maßgeblich am Niederrheinpokalsieg beteiligt. Freiberger, der noch als Jugendlicher mit seinen Kumpels auf der Gegengerade im alten Georg-Melches-Stadion die RWE-Heimspiele verfolgte, als Fan. Dennoch trennten sich nach dieser Saison nach nur einem halben Jahr die Wege.

Sechs Tore und drei Assists von Freiberger

Über die Gründe der Trennung kann nur spekuliert werden, der 26-Jährige war ja auch von der alten sportlichen Führung in der Winterpause an die Hafenstraße gelotst worden, war sozusagen „altbelastet“. Vor dem Wiedersehen mit seinen Ex-Kollegen hat Freiberger nun gegenüber dem Reviersport frank und frei die Gründe des Abschieds dargelegt. Er sei damals von RWE „hingehalten“ worden, Sportdirektor Andreas Winkler schob die Entscheidung vor sich her, so lange wollte der Spieler – die letzten Jahre waren nicht einfach für ihn gelaufen – nicht warten. Eine Entscheidung, in die der jetzige RWE-Coach Jan Siewert nach eigenem Bekunden nicht involviert war: „Das war vor meiner Zeit, das haben andere beurteilt.“

Auch interessant

Der Weggang hat Freiberger nicht geschadet, in Lotte knüpfte er wieder an alte Zeiten an: Sechs Tore und drei Assists sprechen eindeutig für ihn; eine Quote, die die RWE-Stürmer Marcel Platzek und Kevin Behrens nicht zusammen aufs Papier bringen.

Die Essener hätten seine Dienste in den vergangenen Wochen jedenfalls gut gebrauchen können, in der Phase, als Marwin Studtrucker wochenlang ausfiel. So kam von der Bank nur noch Malcom Olwa-Luta als Eins-zu-Eins-Tausch für das Sturmduo in Frage. Die Darbietungen des jungen Mannes aus München gestalten sich auf dem Spielfeld, nun ja, schon mitleiderregend. Das Zweikampfverhalten des lange Zeit verletzten Stürmers ist noch immer nicht regionalligatauglich. „Er braucht noch seine Zeit“, wiederholt sein Trainer fast schon ein wenig genervt auf Nachfrage.

Studtrucker steht wieder zur Verfügung

Auch, ob in diesem Mannschaftsteil – erst recht nach der Ausleihe von Lukas Arenz zum WSV – zur Winterpause noch einmal nachgelegt wird, damit beschäftigt sich Jan Siewert zu diesem Zeitpunkt offiziell noch nicht: „Ich muss mit dem Kader, der vorhanden ist, auskommen.“ Er weist in diesem Zusammenhang gerne auf die vier Tore in Uerdingen hin. Nach 120 Minuten, wohlgemerkt. In der regulären Spielzeit jedenfalls war kein Favorit und erst recht kein Sieger zu ermitteln.

Fakt ist: Sollten die Stürmer, bei denen endlich wieder Marwin Studtrucker als echte Alternative zur Verfügung steht, die schwere Aufgabe beim Tabellenzweiten (Sonntag, 14 Uhr) nicht in 90 Minuten bewältigen, dann muss man wohl das Saisonziel einer Überarbeitung unterziehen, das da lautet: „So lange wie möglich oben dran bleiben.“

Darum lässt sich der sonst eher vorsichtige Jan Siewert wohl zu einer Kampfansage hinreißen: „Wir gehen mit breiter Brust ins Spiel und gehen ganz klar auf drei Punkte.“ In der letzten Saison gab es ein 1:1, das letztendlich in eine Niederlage umgemünzt wurde, weil ein gewisser Cebio Soukou mitwirkte. Aber das ist eine ganz andere (Doping-)Geschichte.