Essen. Für RWE gab es viel Lob nach dem Pokalaus gegen Düsseldorf. Und doch blieb der Abend unvollendet. Gegen Rödinghausen sollen nun endlich Tore her.
Jan Siewert bewies beim Pokalfight gegen Fortuna Düsseldorf auch einen ausgezeichneten Geschmack: Sein Retro-Shirt war eine gelungene Reminiszenz an die glorreichen Siebziger Jahre, nur hießen da die Gegner noch Bayern München und RWE hatte noch ein Schlitzohr wie Manni Burgsmüller.
Der hätte am Sonntag den unvollendeten Pokalabend mit Sicherheit zu einem würdigen Ende geführt, so musste Trainer Jan Siewert schließlich ein klein wenig frustriert resümieren: „Leider war nur ein Chancenplus auf unserer Seite.“ Aber das war es auch schon mit der Kritik, der Rest der kurzen Analyse war natürlich pures Wohlgefühl, und dazu noch berechtigt: „ Ich bin unfassbar stolz auf die Mannschaft, weil sie alles genau so umgesetzt hat, wie wir uns das vorgestellt hatten.“
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Ganz ehrlich: Diese Leistung der Rot-Weissen war die beste seit Jahren und sogar noch höher zu bewerten als die Pokalsiege aus der Vergangenheit gegen Cottbus und Union Berlin, weil hier ein Außenseiter einen favorisierten Zweitligisten 120 Minuten permanent an den Rand einer Niederlage brachte, und das neben allem Einsatz mit herausragenden spielerischen Mitteln.
Die Änderungen von Trainer Siewert funktionierten
Und mit einem Trainer, der ein wahrhaft beeindruckendes Gesäßteil in der Hose trägt: Wieder hatte er die Rotationsmaschine angeworfen und mit dem Aufstellungsbogen für große Verwunderung gesorgt: Mit der Herausnahme von Abwehrchef Philipp Zeiger hatte wohl niemand gerechnet, mit dem Ersatz des demnächst rotgesperrten Jeffrey Obst gegen den tadellosen Iyad Al Khalaf hingegen konnte spekuliert werden.
Nach dem Pokalkrimi bleibt festzustellen: Alle Anfangs-Änderungen haben sich bestätigt. Torwart Robin Heller stand Niclas Heimann in nichts nach und macht sich nun berechtigte Hoffnungen auf seinen Einsatz am Freitag. Innenverteidiger Gino Windmüller bestach mit seiner Ruhe und Übersicht. Und Benjamin Baier gehört bei so einem Pokalkampf so logisch in die erste Elf wie offensichtlich Pyrotechnik und Rauchschwaden zur Kulisse.
Ex-Schalker Moritz Fritz begeisterte die RWE-Fans
Eigentlich unfair, aus dieser homogenen Mannschaftsleistung Spieler hervorzuheben. Dennoch: Was Marcel Platzek da in 111 Spielminuten – dann wurde er mit tosendem Applaus verabschiedet – an Kilometern herunter fraß und selbst in der Verlängerung an Endspurts anzog, war „aufputschverdächtig“.
Und was Kapitän Moritz Fritz im Mittelfeld kämpferisch in die Waagschale warf, forderte Szenenapplaus bei den RWE-Fans. Das Höchstmaß an Zuneigung für einen Ex-Schalker, mehr geht einfach nicht. Um es klar zu formulieren: Was das Mittelfeldtrio Benjamin Baier - Moritz Fritz - Kasim Rabihic da auf den Rasen zauberte, hat mit Regionalliga-Fußball nichts mehr zu tun, das ist zu Höherem berufen.
Torhüter Robin Heller schwärmt vom Publikum
„Das war zweite Liga, eher noch Erste Liga“, schwärmte Torhüter Robin Heller, meinte damit allerdings die Atmosphäre im Stadion und die permanente Anfeuerung durch die Fans. Erst am Abend zuvor hatte er von seinem Einsatz gegen seine Ex-Kollegen erfahren, und war total überrascht worden von des Trainers Wahl. Es hätte sein großer Abend werden können, parierte er doch im Elfmeterschießen die Versuche von Ya Konan und Mike Duinen. „Wenn du drei verschießt, nutzt dir das gar nichts“, meinte er lapidar. Was bleibt?
„Wenn du einen Zweitligisten am Rand einer Niederlage hast, nimmst du eine richtig breite Brust mit in den Ligaalltag“, verspricht der Trainer. Mit dem Nachsatz: „Nur das mit der Chancenverwertung muss jetzt endlich anders werden.“
RWE verliert gegen Fortuna