Essen. Die Variabilität begeistert die Fans beim 7:0-Galaauftritt von Rot-Weiss Essen gegen den ETB. Das Experiment der Doppelspitze Platzek/Behrens gelang.

Als der Mann des Spiels nach 67 Minuten den Rasen verließ, erhoben sich die meisten der 1322 Zuschauer am Uhlenkrug und spendeten donnernden Applaus. Es waren sogar ETB-Anhänger darunter, die klatschten aus Erleichterung: „Jetzt kann er nichts mehr anrichten.“

Gemeint war Kevin Behrens, der spätestens mit seinen beiden Treffern beim 7:0-Galaauftritt gegen den ETB und den zwei „herausgearbeiteten“ Elfmetern im rot-weissen Lager angekommen ist. Wie aber auch die übrigen Neuzugänge bestens vom alten Kader aufgenommen wurden. RWE-Trainer Jan Siewert sieht den Integrationsprozess mit Wohlwollen: „Was das angeht, sind wir auf einem guten Weg. Jeder hat gesehen, dass die Neuen uns verstärken werden. Die Spieler, die schon da waren, haben sie gut integriert, die Truppe ist gut zusammengewachsen.“

Das Sturmduo hatte viel Freifläche

Und sie macht viel Freude, geht bereitwillig auf den „Systemtüftler“ am Spielfeldrand ein. Der zauberte zu Beginn mit dem 4-4-2 wieder eine neue Taktik aus dem Laptop, ließ während der ersten Hälfte kurzzeitig in ein 4-3-3 umändern, um dann doch wieder auf das Anfangssystem zurückzukehren. Das ging natürlich auch nur deswegen so reibungslos, weil man am Mittwoch auf einen Gegner traf, der ob der Variabilität staunend daneben stand, kaum in die Zweikämpfe fand und bereitwillig die Räume zur Verfügung stellte.

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Das Sturmduo Marcel Platzek und Kevin Behrens hatte in der ersten Hälfte so viel Freifläche, sie hätten im gegnerischen Strafraum auch ein Zeltlager aufstellen können. An diesen Zustand sollten sich die Stürmer besser nicht gewöhnen, der wird ihnen in der Regionalliga-Saison wohl kaum geboten. Dennoch muss das Experiment mit beiden Angreifern gleichzeitig als gelungen bezeichnet werden. Doppel-Torschütze Kevin Behrens machte auch anschließend keinen Hehl daraus, dass er sich persönlich wohler auf dem Feld fühle, wenn mit zwei Stürmern agiert würde.

Die Maschinerie lief wie geschmiert

Was zum jetzigen Zeitpunkt der Vorbereitung die RWE-Anhänger gleichermaßen verblüfft wie erfreut, ist die Beliebigkeit der Anfangsaufstellung. Egal, wer im Laufe des Spiels ausgewechselt wird – und einen Cebio Soukou oder Marwin Studtrucker von der Bank ins Spiel bringen zu können, muss man sich auch qualitativ erlauben können – , es werden nur einzelne Module ausgetauscht, die Maschinerie läuft weiter wie geschmiert.

Wer einem ein bisschen Leid tun konnte, war Robin Heller. Jetzt wollte er mal über 90 Minuten seinen Hut in den Ring zum Stammtorhüter werfen – und da darf er erst in der 88. Minute einen harmlosen Ball aus der Luft fangen.

Da war ein Arbeitsnachweis schwer zu erbringen. Aber Jan Siewert hat auch da einen anderen Blickwinkel: „Ich seh da trotzdem was. Was wir am Dienstag vermisst haben in der Mannschaft, konnte auch er heute zeigen, in seinem Rahmen.“ Donnerwetter.