Essen. Sportdirektor Andreas Winkler und Neu-Coach Jan Siewert haben mit ihren Antrittsreden auf der RWE-Jahreshauptversammlung die Mitglieder mitgerissen.

Selten ist eine RWE-Jahreshauptversammlung so harmonisch abgelaufen wie am vergangenen Sonntag. Die anwesenden 362 Mitglieder; ach was, der ganze Verein wirkt von Tonnenlasten befreit. Dementsprechend hatten „die Neuen“ ein echtes Heimspiel, es herrschte wirkliche Aufbruchstimmung in der RWE-Familie.

Der Sportdirektor

Andreas Winkler hätte dies eigentlich nicht tun brauchen, schließlich ist er seit 15 Jahren im Verein tätig, erst als Spieler, danach im Nachwuchsbereich. Somit konnte der gebürtige Münchner mit Fug und Recht behaupten: „Ich bin einer von Euch.“ Winkler fühle sich längst als Essener. Klar und strukturiert trug der neue sportliche Verantwortliche seine Ziele vor, die er mit „riesengroßem Respekt“ vor der Aufgabe angehen werde, die er aber auch als riesengroße Chance ansehe. Artig bedankte er sich beim Aufsichtsrat, und nicht zuletzt beim Vorsitzenden Michael Welling, die ihm das Vertrauen ausgesprochen haben. Die ersten Arbeitstage in neuer Umgebung empfand er schon als wohltuend: „Es herrscht eine ganz andere Stimmung in der Geschäftsstelle, alle sollen mehr mitgenommen werden bei den Aufgaben.“

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Großen Applaus erhielt Andreas Winkler, als er dem Interims-Trainergespann Jürgen Lucas/Markus Reiter seinen Dank aussprach. Ohne die beiden würde es die 1. DFB-Pokalhauptrunde gegen Fortuna Düsseldorf nicht geben. Es war nicht zuletzt der designierte Sportliche Leiter, der dieses Wagnis auf der Trainerbank kurz vor dem Niederrhein-Pokalfinale eingegangen war. Mit Versprechungen für die kommende Saison hielt sich Winkler erst einmal vornehm zurück, er versicherte lediglich, „dass die Neuen hundertprozentig an die Hafenstraße passen“. Und wenn einer wie Sven Kreyer den umgekehrten Weg einschlage, könne er auch verstehen: „Es darf auch mal einer gehen, das ist Profifußball, und den darf es auch an der Hafenstraße geben.“ Ein überzeugender Auftritt in ungewohnter Position.

Der Trainer

Viel gespannter waren die Mitglieder auf den ersten Auftritt von Jan Siewert, ein für sie unbeschriebenes Blatt. Der 32-Jährige könnte im Nebenberuf auch „Menschenfischer“ sein, er traf gleich ins rot-weisse Herz: „RWE ist ein Arbeiterverein, das will ich auch. Mein Motto lautet: Sei, wie du bist, authentisch.“ Und das kam in seiner Rede jederzeit rüber. Bescheiden schaute er erst einmal zu Trainer-Guru Otto Rehhagel auf, dem er noch stundenlang hätte zuhören können. Selbstbewusst präsentierte er die eigenen Pläne vom Hafenstraßen-Fußball: „Wir wollen kompakt stehen, nicht im Hurrafußball untergehen.

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Wenn man aggressiv verteidigt, spielt es sich besser nach vorne. Und das nötige Quäntchen Glück brauchst du auch.“ Manch junger Spieler würde angesichts dieser Kulisse erst einmal den „Flattermann“ bekommen. Um das zu verhindern, dafür sei er da. Ziele wolle er nicht formulieren, nur hart arbeiten, dann komme der Rest von alleine. Und: Die Jungs bräuchten die Unterstützung von allen, dann könnte die Saison eine große werden: „Lasst uns ehrlichen Fußball spielen“, so sein Appell. Stehende Ovationen begleiteten seinen Abgang.