Essen. Meistertrainer Otto Rehhagel hielt eine gewohnt launige Rede nach seiner Ernennung zum Ehrenmitglied von Rot-Weiss Essen.
Im nächsten Monat wird Otto Rehhagel stolze 77 Jahre, doch an Ruhestand ist noch nicht zu denken. Als die 362 Mitglieder ihrem neuen Ehrenmitglied stehend applaudierten, lief dieser zu alter Höchstform auf. König Otto hielt Hof und erinnerte an die Anfänge. Artig bedankte er sich für die drei Jahre, „in denen ich bei Rot-Weiss als Spieler und Mensch reifen konnte“. Dank aber auch an Ehefrau Beate, die ihn beim Eislaufen in der Gruga an die Hand nahm „und bis heute nicht mehr los ließ“. Das Rezept ihrer nunmehr 51-jährigen Ehe ist denkbar einfach: „Immer wenn Beate mit mir streiten wollte, sagte ich: Alles unwichtig. Der Ball muss ins Tor, dann geht es uns beiden gut.“
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Natürlich hatte der alte Meistertrainer für sein junges Kollegenteam Jan Siewert/Stefan Lorenz auch eine Empfehlung parat: „Setzt Euch durch!“ Dabei helfen soll ihnen das eherne rehhagelsche Demokratieverständnis: „Jeder kann sagen, was ich will.“ An die Experten da draußen, die von Fußball immer alles zu wissen glauben, richtete er auch seine Fußball-Weisheit, die auch nach Jahrzehnten immer noch simpel daher kommt: „Wir wollen ein Tor schießen, haben aber nicht den Ball, und der Gegner gibt ihn uns auch nicht freiwillig. Also müssen wir alles daran setzen, ihn zu bekommen.“
Rehhagel mag keine "Laptop-Trainer"
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Ein besonderer Dorn im Auge ist dem Europameister-Trainer von 2004 die neu kreierten Modewörter in der Fußballersprache: „Der diametral abknickende Sechser, der aber nicht mit links schießen kann.“ Und auch allen großen Theoretikern, die glauben, Fußball verwissenschaftlichen zu müssen, die Rehhagel gerne als „Laptop-Trainer“ bezeichnet, widmete er ein paar Grußworte: „Am Laptop wird noch immer kein Spiel gewonnen, das geht nur auf dem Platz.“
RWE-Vorstandschef Michael Welling pries den frisch Geehrten als „ausgezeichneten Repräsentanten unserer Ruhrmetropole.“ Und auch Welling konnte aus Überlieferungen noch ein Anekdötchen beisteuern: Wie der junge Otto als glühender Fan der Meisteridole von 1955 die Ordner becircte und sich freien Eintritt „erschlich“: „Lassen Sie mich doch rein, eines Tages spiel ich ja doch bei Rot-Weiss.“ Am Ende sollte er wie in so vielen Dingen seiner Fußballkarriere recht behalten.