Essen. Regionalligist Rot-Weiss Essen unterlag Schlusslicht Hennef mit 1:3. Das anstehende Pokalfinale gegen Oberhausen könnte die Sinne getrübt haben.
War da etwa ein Lächeln, dass die Mundwinkel von Marco Bäumer umspielte, als er zur Bilanz ansetzte? Wenn ja, dann war es auf keinen Fall Schadenfreude. Dass der Trainer des FC Hennef sich über den Coup seiner Mannschaft freute, war doch klar. „Ich kann es nicht glauben, dass wir 3:1 bei Rot-Weiss Essen gewonnen haben“, stammelte er - noch immer überwältigt. Ähnlich wie seine Mannschaft zuvor auf dem Rasen hatte er beim Einstieg Probleme, doch dann meisterte der Gast die Lage und es schien, als wolle er seinem Kollegen Markus Reiter sogar in dessen schwerer Stunde beistehen. „Wir sind keine Kirmestruppe. Fußball spielen können wir. Und es ist auch nicht peinlich, gegen uns zu verlieren.“ Und ganz vorsichtig merkte Bäumer an, dass es nicht ganz unverdient sei, „dass wir hier gewonnen haben“.
RWE hat sich vom Formtief längst nicht so erholt wie erhofft
Schon richtig, aber vergleicht man die Ansprüche der beiden Kontrahenten, dann ist es eine Blamage für den Favoriten. Während der ersten zwanzig Minuten hätte die wohl niemand für möglich gehalten. Die Rot-Weissen kontrollierten das Spiel gegen einen behäbigen, defensiven und destruktiven Gast, der auch wie ein Tabellenletzter spielte. RWE hatte die Initiative und es schien nur eine Frage der Zeit, wann das 1:0 fallen würde. „Wie in Wattenscheid haben wir gut gespielt, aber das Tor nicht gemacht“, beschrieb Markus Reiter. Nur diesmal ging es schief, denn das Tor machte der Gast und zwar mit reichlich viel Dusel. Aus rund 40 Metern setzte Recep Kartal den Ball an den Pfosten. RWE-Keeper Niclas Heimann war ins Eck geflogen und lenkte den Abpraller mit dem Rücken ins eigene Netz zum 0:1.
Fortan wurde jedem im Stadion vor Augen geführt, dass sich die Rot-Weissen von ihrem Formtief zu Jahresbeginn längst nicht so erholt haben, wie die Fans nach den drei Erfolgen gegen Kray (Pokal), Siegen und Wattenscheid gehofft hatten. „Da hat überhaupt nichts gepasst, das waren zwei Schritte zurück“, nörgelte Abwehrchef und Torschütze Philipp Zeiger, der freilich bei den zwei Kontern des Gegners, die zum 1:3 führten, die eigenen Reihen auch nicht zusammenhalten konnte. „So schlagen wir keinen. Ich hoffe nur, dass es ein Ausrutscher war.“
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RWE hatte keinen Plan, dafür aber Riesenprobleme mit sich selbst. „Wir haben es nur ansatzweise geschafft, gefährlich und dynamisch nach vorn zu spielen“ räumte Reiter ein. Das Konzept, die neue Spielidee, das alles wurde zwar im Training besprochen und geübt. Aber es sitzt noch nicht. „Wenn die Innenverteidiger plötzlich ins Mittelfeld dribbeln, und die Spieler nicht das machen, was sie können oder sollen...“
RWE hat bereits 14.500 Karten für das Finale gegen RWO verkauft
Der Verdacht liegt nah, dass auch die Vorfreude auf das Verbandspokalfinale am 14.Mai gegen RWO die Sinne getrübt hat. „Mehr als warnen kann man nicht. Aber es ist auch schwer, die Spannung in der Liga zu halten, es geht letztlich um nichts mehr“, so Reiter. Im Gegensatz zum Pokal. RWE hat 14 500 Karten fürs Finale verkauft. So viele Fans können nicht irren.
„Wir haben unser Selbstvertrauen in den letzten Wochen hart erarbeitet und wollten es natürlich nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen“, betonte Markus Reiter. Spätestens beim Heimspiel am Freitag gegen Uerdingen wird sich zeigen, ob dieses Erlebnis nachwirkt. Der Trainer jedenfalls weiß: „Wir müssen hart arbeiten, um gegen Oberhausen eine realistische Chance zu haben.“