Essen. Die Luft scheint komplett raus zu sein bei Rot-Weiss Essen: Der FC Hennef durfte bei enttäuschenden Essenern seinen dritten Saisonsieg feiern.

Rot-Weiss Essen hat in dieser Saison schon häufiger geträumt. Irgendwann vor langer Zeit schwirrte der Titelkampf durch die Köpfe. Das ist längst vorbei. Nun ist es das Verbandspokalfinale am 14.Mai an der Hafenstraße gegen RWO.Volles Haus, tolle Atmosphäre. Doch soweit ist es noch nicht. Der Liga-Alltag bleibt ziemlich grau für RWE.

Nach zwei Dreiern wurde der Aufwärtstrend jäh gestoppt: Es folgte eine bittere Blamage gegen das abgeschlagene Schlusslicht FC Hennef 05. Das siegte mit gnadenloser Effektivität und Essener Mithilfe überraschend deutlich und verdient mit 3:1. “Da hat überhaupt nichts gepasst, so gewinnen wir kein Spiel”, meinte RWEVerteidiger Philipp Zeiger zerknirscht. “Das waren zwei Schritte zurück. Ich hoffe nur, dass das ein Ausrutscher war.”

RWE-Coach Reiter setzt auf Erfahrung

Ein bisschen Erfahrung kann nie schaden, dachte sich wohl RWE-Trainer Markus Reiter, als er an der Aufstellung tüftelte. Der routinierte Kapitän Mario Neunaber bekam also seine Chance und besetzte im Innenblock die Position von Richard Weber. Zudem sollte Kevin Freiberger die linke Außenbahn beackern. Für ihn musste Mittelfeldstratege Daniel Grebe auf die Bank. Taktisch war die Ausrichtung klar. Spielen, spielen, spielen. Und natürlich dominant zu sein, wie es sich für einen Hausherrn gehört.

Dass die Gastgeber von Beginn an die Initiative übernahmen, überraschte nicht. ”Wir wollen Hennef erst gar nicht schnuppern lassen, dass hier bei uns vielleicht etwas gehen könnte”, hatte Reiter vor dem Anpfiff klar gestellt. Also ließen seine Jungs den Ball laufen, stets auf der Suche nach der entscheidenden Lücke. Das war aber gegen den defensiv ausgerichteten Gegner gar nicht so einfach. Da braucht es Geduld und Geistesblitze.

RWE mit gutem Beginn

Schon nach fünf Minuten, es war ein Konter, bot sich die große Chance. Kevin Grund zirkelte den Ball butterweich in den auf Kevin Freiberger, doch dem sprang die Kugel zu weit vom Fuß. Gut zwanzig Minuten lang erarbeiteten sich die Rot-Weissen einige Möglichkeiten, nicht schlecht, aber auch nicht wirklich zwingend. Hennef wirkte behäbig, mit langer Reaktionszeit, ließ sich aber auch nicht locken. Ja, und gefährlich waren sie schon gar nicht. Eben wie ein Schlusslicht, dass eigentlich nicht mehr zu brennen braucht, weil der Abstieg bereits besiegelt ist. Aber das sollte täuschen, denn Hennef will noch.

Aber zum Ende der ersten Hälfte kamen die Gäste dann doch zu ersten gute Offensivaktionen, allerdings blieb Essen auch zumeist Herr in der eigenen Hälfte. Dann jedoch passierte Kurioses. Freistoß für Hennef im Halbfeld, etwa 40 Meter vom RWE-Tor entfernt. Recep Kartal war so dreist, hämmerte den Ball aufs Tor und traf den Pfosten. Keeper Niclas Heimann war geflogen und im richtigen Eck. Schade für ihn, denn der Ball prallte vom Aluminium an seinen Rücken und von dort ins eigene Tor zum überraschenden 1:0 für den Tabellenletzten.

Pfiffe von den Rängen zur Halbzeit

Jetzt musste sich zeigen, wie stabil die Psyche der Rot-Weissen nach den zwei Siegen gegen SF Siegen und Wattenscheid 09 wirklich ist. Zur Pause gab es jedenfalls Pfiffe.

Das gleiche Bild nach Wiederanpfiff. RWE machte das Spiel, doch viel Konstruktives gab es nicht zu bestaunen. Es gab viele Fehler und kaum Chancen. Die Essener versuchten es, bekamen aber keinen Druck in ihr Spiel, zeigten keine energische Entschlossenheit. Die wiederum bewies Hennef. Nach einem ungestörten Flankenlauf über das halbe Feld, kam der Querpass. Rot-Weiss wirkte ungeordnet, Niclas Heimman etwas zögerlich. Christoph Binot rutschte hinein und beförderte den Ball zum 2:0 über die Linie. Das nennt man Effektivität. Und leicht war es auch noch.

Zeiger trifft zum zwischenzeitlichen 1:2

Die Essener bemühten sich, aber ohne Wirkung. Freiberger prüfte Torwart Monjeamb (63.), der eingewechselte Tobias Steffen verzog nach schöner Einzelleistung (75.). Dazwischen fiel der Anschlusstreffer. Tim Hermes flankte und Philipp Zeiger köpfte frei stehend ein. So einfach kann das manchmal gehen. Aber einfach machte es sich Rot-Weiss Essen an diesem Nachmittag nun wirklich nicht.

Als Hennef dann erneut den Gegner dabei erwischte, wie er zu unbedarft und inkonsequent zu Werke ging, legte Florian Schöller seinen Kollegen Rachid Boualla den Ball auf, der umkurvte noch Neunaber und hob den Ball gekonnt ins lange Eck zum 3:1. Immerhin Applaus gab es noch zwischendurch für eine Meldung. Die U17 von RWE hat in der Bundesliga nach einem 1:0 Sieg über den 1.FC Köln den Klassenerhalt geschafft.

  • RWE - FC Hennef 1:3 (0:1)
  • RWE: Heimann - Binder (58. Grebe), Zeiger, Neunaber, Hermes - Treude (84.Dombrowka), Baier - Studtrucker, (62. Steffen), Grund, Freiberger - Platzek.
  • Schiedsrichter: Jolk. Zuschauer: 5817.
  • Tore: 0:1 Heimann (39./ Eigentor), 0:2 Binot (60.), 1:2 Zeiger (67.), 1:3 Bouallal (81.).
  • Bes. Vorkom.: Gelb-Rote Karte gegen Niewiadomski/Hennef (88., Unsportlichkeit).