Essen. Marcel Platzek (2) und Kevin Grund sorgen für den zweiten Sieg der Rot-Weißen in Folge. Damit klettert RWE auf Platz fünf der Regionalliga West.
Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen hielt Wort und leistete die erhoffte Nachbarschaftshilfe für den FC Kray. Der letztlich ungefährdete 3:0-Auswärtserfolg bei der SG Wattenscheid stürzt das Team von Trainer Farat Toku in noch größere Not. In dieser Verfassung wird es ihnen schwer fallen, den nun eingenommenen Abstiegsplatz in den restlichen Spielen noch zu verlassen.
Wattenscheid ist immer eine Auswärtsfahrt wert, schon wegen der Bratwurst. Manchmal ist ein Besuch im Lohrheidestadion aber auch nur die Bratwurst wert. Am Samstag galt zumindest in der ersten Halbzeit letzteres. Ereignisarm wäre noch geschmeichelt. RWE-Trainer Markus Reiter, erstmals in alleiniger Verantwortung, hatte dieselbe Elf aus der Siegen-Startformation gewählt, aber der Anfangsschwung zum letzten Heimspiel war doch ein wenig auf der Strecke geblieben. Und das gegen Platzherren, die sich das Geschehen erst einmal aus respektvollem Abstand zum Gegner anschauten. Den Wattenscheidern hatten gleich zwei Dinge die Beine beschwert: Das 0:6 aus dem Hinspiel war allen wohl noch in bester Erinnerung, und der 1:0-Sieg der Schalker U23 vom Vorabend über Alemannia Aachen hatte die SG über Nacht auf einen Abstiegsplatz degradiert -- die Verkrampfung der Mannschaft von Trainer Farat Toku war deutlich spüren.
RWE von Beginn an druckvoll
Dabei hatten die Gäste gleich in der Anfangsphase die Möglichkeit, schnell die Kräfteverhältnisse zu klären. Schon nach drei Minuten hatte sich Kevin Grund bis zur Grundlinie durchgedribbelt, seine flache Hereingabe säbelte Marwin Studtrucker aber über das Tor. Nach 12 Minuten revanchierte er sich, diesmal flankte Studtrucker von rechts, aber Grund machte es in der Mitte auch nicht besser. Danach verflachte die Partie, sodass die Gastgeber erste ernsthafte Angriffsbemühungen starteten. Wenn es für die SG vorne einen Hauch von Torchance gab, dann war ein Ex-Essener mit im Spiel: Güngör Kaya beschäftigte die RWE-Innenverteidigung doch einige Male.
Die klarste Möglichkeit ließ auf der Gegenseite aber Marcel Platzek liegen: Tim Hermes hatte schön durchgesteckt, der Stürmer auch gekonnt die Kugel mitgenommen, doch bedrängt von einem Wattenscheider Abwehrspieler zog er knapp am rechten Pfosten vorbei (28.). Und zwei Minuten vor der Pause durfte auch RWE-Keeper Niclas Heimann endlich mal beherzt zugreifen: Kaya hatte von der Strafraumgrenze abgezogen, wer sonst?
Dennoch: Die erste Halbzeit hätte man getrost zum Ausfüllen seiner Steuererklärung nutzen können, nicht einmal der Anhang hüben wie drüben hätte gestört, im Stadion herrschte Grabesstille.
Zwei Minuten nach Wiederanpfiff wurde es endlich laut: Studtrucker hatte von rechts passgenau auf Marcel Platzek geflankt, der aus einem Meter Entfernung am langen Pfosten nur noch den Scheitel hinhalten musste: 1:0 -- na bitte, geht doch. Die Abwehrleistung der Wattenscheider in dieser Szene war allerdings auch abstiegswürdig.
Wattenscheids Abwehr spricht Einladungen aus
In der Folgezeit bekamen die Rot-Weissen noch mehr Platz von den völlig verunsicherten Platzherren angeboten. Grund (55.) hätte wohl alles klar machen können, doch bei seinem Schuss aus 12 Metern war Tim Boss mit toller Faustabwehr zur Stelle, den Nachkopfball brachte Studtrucker nicht im Netz unter, sondern köpfte einen 09er an. Doch die Einladungen in der Abwehr wurden weiter ausgesprochen. Gerade noch hatte wieder Studtrucker bei einer 5:3-Kontersituation mit seinem Schuss am langen Pfosten vorbei versemmelt (60.), da kam Kevin Grund nach Flanke von Platzek im Strafraum völlig frei zum Abschluss. In aller Ruhe legte er sich den Ball auf den bevorzugten linken Fuß und netzte ein. 2:0, was sollte da noch schiefgehen? Was die Essener nach dem beruhigenden Vorsprung aber liegen ließen, hätte gut und gerne gereicht, um das Hinspiel-Ergebnis zu wiederholen. So klingelte es nur noch einmal: Das 3:0 wiederum durch Platzek (80.) nach doppelter Vorlage von Studtrucker hatte was von Fußball-Ballett.
Auf der Gegenseite muss es den Anhängern der SG Wattenscheid allerdings angst und bange sein um die Zukunft ihrer Elf. Ein Verschwinden in der Oberliga wäre sehr bedauerlich - schon wegen der Bratwurst.
- Wattenscheid 09 - RW Essen 0:3 (0:0)
- Tore: 0:1 Platzek (47.), 0:2 Grund (61.), 0:3 Platzek (80.)
- RWE: Heimann, Binder, Zeiger, Weber, Hermes, Baier, Treude, Grebe, Studtrucker (81. Nakowitsch), Grund (73. Freiberger), Platzek (82. Kreyer)
- Zuschauer: 1213