Verl. Markus Reiter und Jürgen Lucas hatten bei ihrem ersten Pflichtspiel auf der Trainerbank von RWE nicht viel zu jubeln: Die Essener unterlagen in Verl.
Das war noch nicht die allseits erhoffte Wende: Auch beim SC Verl kann Rot-Weiss Essen den Abwärtstrend noch nicht stoppen. Im Gegenteil: Nach der 0:1-Niederlage beim Tabellennachbarn ist das Minimal-Saisonziel, Platz fünf, nun auch schon fünf Punkte entfernt. Dem neuen Gespann Jürgen Lucas/Markus Reiter auf der Bank bleibt noch viel Arbeit.
Wie schon vorher erwartet, zog das neue Trainergespann keinen Joker aus dem Ärmel: Marcel Platzek nahm wie angekündigt nach seiner Verletzung erst einmal auf der Bank Platz. Kevin Grund war gar nicht mit im Kader, sondern machte einen Familienausflug ins Westfalenland. Beide Mannschaften begegneten sich zu Beginn mit größter Zurückhaltung. Die Gastgeber hatten natürlich auch die Geschehnisse an der Hafenstraße mitbekommen und waren gespannt, was da Neues auf sie zukommt.
Wenn RWE gefährlich wurde, war Studtrucker dabei
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Erst einmal wenig. Die Gäste waren darauf bedacht, Ruhe in die eigenen Reihen zu bekommen, für manchen der mitgereisten Fans ein bisschen zu viel Ruhe in den Aktionen. Das angekündigte, schnelle Umschaltspiel, mit Kurzpässen Richtung gegnerische Box, fand in Halbzeit eins so gut wie nicht statt. Zu behäbig bewegten sich die Rot-Weissen durch das Mittelfeld - und da die Verler auch zu Hause eine kompakte Arbeit hinter dem Ball mit schnellen Konteraktionen wählen, neutralisierte sich das Geschehen rund um den Anstoßkreis.
Wenn es einmal gefährlich vor dem gegnerischen Strafraum wurde, dann war Marwin Studtrucker mit im Spiel. Bei seinem herrlichen Pass in die Schnittstelle kam Tim Hermes gegen Torhüter Sebastian Lange nur einen Schritt zu spät (15.). Das war es aber auch für lange Zeit aus RWE-Sicht. Auf der Gegenseite zog der starke Mathias Haeder aus 18 Metern ab, doch Torhüter Heimann war zur Stelle. Und als Philipp Zeiger sich einen verkorksten Rückpass auf seinen Keeper leistete, spritzte Torjäger Simon Engelmann dazwischen, traf aber nur das Außennetz (40.).
Essener blieben spielbestimmend in Verl
Besser machte es der Verler direkt nach dem Wechsel. Wieder hatte sich Haeder schön durchgesetzt, in der Mitte stocherte Engelmann in einer Gemeinschaftsaktion mit Tim Hermes die Kugel über die Linie: 1:0 nach 47 Minuten - das machte die Aufgabe für den Neuaufbau nicht gerade einfacher!
RWE schüttelte sich, aber zeigte auch die gewünschte Reaktion. Wieder ging Studtrucker unwiderstehlich durch die Verler Abwehrreihe und konnte von Abwehrspieler Marco Kaminski nur durch ein Foul gebremst werden, für das er mit Gelb noch billig davon kam. Den anschließenden Freistoß schoss Hermes mit ordentlich Wut im Bauch und Rückenwind aufs Tor, doch Lange lenkte den Ball mit den Fingerspitzen noch an die Latte (55.). Die Essener blieben spielbestimmend, auch weil Verl sich tiefer fallen ließ, um gefährliche Nadelstiche bei ihren Kontern zu setzen.
Als nächstes erwartet RWE Kray - Gelb-Rot für Dombrowka
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Für den Unglücksvogel Hermes brachte das Trainerteam mit Kevin Freiberger einen neuen Impuls von der Bank. Aber auch in der Spitze musste eine Belebung erfolgen: Für den völlig harmlosen Sven Kreyer durfte endlich Marcel Platzek auf seine Lieblingsposition im Sturmzentrum. Zwei Minuten später hätte es sich fast schon ausgezahlt: Eine schöne Hereingabe von Freiberger, durchaus ein belebendes Element nach seiner Einwechselung, fehlte eben jenem Platzek nur die berühmte Fußspitze in der Mitte.
In der Schlussviertelstunde verpufften die Essener Angriffsbemühungen wieder. In der kompakten Verler Abwehrreihe war schwer eine Lücke zu finden, dafür fehlte den Roten im gegnerischen Strafraum aber auch die letzte Präzision. Stattdessen verzettelten sich die Essener Angreifer immer mehr in Einzelaktionen. Als Huckle dann doch einmal eine Flanke in die Mitte brachte und ein Verler Abwehrspieler per Kopf genau für Daniel Grebe auflegte, verzog dieser über die Latte (80.). Und in drei Tagen kommt bereits Kray mit breiter Brust. Max Dombrowka wird sich das in Ruhe von der Tribüne anschauen: Wegen wiederholten Foulspiels sah er fünf Minuten vor Schluss Gelb-Rot.
RWE: Heimann, Huckle, Weber, Zeiger, Dombrowka, Binder, Baier, Studtrucker (84. Steffen), Grebe, Hermes (58. Freiberger), Kreyer (65. Platzek)
Tore: 1:0 Engelmann (47.),
Zuschauer: 1022.
Bes. Vorkommnis: Gelb-Rot für Dombrowka (85., wiederholtes Foulspiel), Gelb-Rot für Mikic (92., wiederholtes Foulspiel).