Aachen. Eine Ecke brachte vor der Rekord-Kulisse die Entscheidung. Behrens erzielte für die Alemannia das Siegtor. Für RWE war's die zweite Niederlage.
Einen Dämpfer im Titelrennen musste Rot-Weiss Essen gleich im ersten Spiel nach der Winterpause hinnehmen. Im Regionalliga-Spitzenspiel bei Alemannia Aachen kassierte RWE mit dem 0:1 die zweite Saisonniederlage und die daheim unbesiegten Gastgeber übernahmen vor der Rekordkulisse von 30313 Zuschauern die alleinige Tabellenführung.
Kaiserwetter in Aachen, König Fußball hatte in der Regionalliga seine erste Audienz nach der Winterpause. Die Sonne strahlte so herrlich, die erwartungsvolle Stimmung passte da prächtig ins Bild. Die Ränge auf dem Tivoli waren lange vor Anpfiff rappelvoll wie es sich für ein Rekord-Spitzenspiel gehört. Vierte Liga? Das interessierte an diesem Nachmittag niemanden. Hauptsache Ende des Entzugs. Wenn es dann auch noch ein Spitzenspiel ist zwischen zwei namhaften Traditionsklubs. Bitte schön, das ist ein nun mal ein Hit.
Als der Stadionsprecher in Gedenken an das RWE-Urgestein Siggi Dahms, das vor einer Woche gestorben ist, erinnerte, gab es noch warmen Applaus von allen Seiten. Doch als die Spielernamen aufgerufen wurden, zischten gellend die Pfiffe. Fairness ja, aber Rivalität muss halt auch sein. Das gehört dazu.
Beide Trainer hatten vor dem Anpfiff versucht, den emotionalen Hype um diese Partie etwas zu dämpfen. “Natürlich ist das ein besonderes Regionalliga-Spiel. Wir müssen aber aufpassen, dass wir es nicht größer machen als es ist”, gab RWE-Trainer Marc Fascher zu bedenken. Und sein Kollege auf der anderen Seite, Peter Schubert, lag da klar auf Faschers Linie. Wichtig war, nicht zu überdrehen, nicht den Kopf zu verlieren.
Doch die Rot-Weißen legten los, als hätte es nie eine Pause gegeben. Vollgas in Richtung Aachener Tor. Nach einem Freistoß für RWE von der Torauslinie kam Tim Hermes an den Ball und nagelte den Ball aus knapp 20 Metern an die Latte (3.). Was für ein Auftakt. Er erinnerte an das Hinspiel, als die Essener ebenfalls loslegten, als gäbe es kein Morgen. Doch schon die zweite Szene nach zehn Minuten deutete an, wie die erste Halbzeit laufen sollte. Die Gastgeber setzten an zum Konter, Behrens fand die Lücke in der RWE-Deckung, in der Neuzugang Leon Binder auf der rechten Seite sein Pflichtspieldebüt gab. Der Pass nach Außen zwang den aufmerksamen RWE-Keeper Niclas Heimann zum Laufduell mit Dennis Dowidat, der gegen den Essener zu spät kam.
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RWE machte weiter Druck, war die aktivere Mannschaft. Aachen stand unter Druck, hatte Mühe, den Ball zu kontrollieren. Oft wurde er nur herausgeschlagen und schon rollte die zweite Welle. Aber knacken konnten die Rot-Weißen die gegnerische Defensive nicht. Die stand, kompakt und diszipliniert wie man es aus der Hinserie gewohnt ist. Und wenn Aachen mal Zeit hatte, das Spiel aufzubauen, sah es auch durchaus gekonnt aus. Verbissen kämpften beide Seiten um einen zählbaren Vorteil, engagiert, hart und konsequent, aber ganz selten unfair. Nach einem Eckball kam Alemannia-Neuzugang Viktor Maier zum Kopfball und prüfte Heimann, der reaktionsschnell abtauchte und klärte (29.). Zehn Minuten später war es erneut eine Standardsituation, die den Hausherren überraschend und glücklich die Führung brachte. Erneut flog der Ball von der Ecke in den Strafraum und Behrens köpfte unbedrängt aus etwa zehn Metern ins Netz. Eine kalte Dusche.
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Einmal schütteln und weitermachen, so einfach war das nicht. Die Alemannia fand nach der Pause etwas besser ins Spiel, RWE schien irritiert. Trainer Fascher schaute es sich ganz zehn Minuten an und brachte für Marwin Studtrucker Neuzugang Kevin Freiberger, der erst Anfang der Woche an der Hafenstraße einen Vertrag unterschrieben hatte. Nach knapp zehn Minuten hatte Freiberger eine erste gute Chance, als er von Tim Hermes freigespielt wurde, aber aus spitzem Winkel verzog. Chancen waren nach wie vor rar gesät. Aachen hatte zwei gefährliche Szenen, als Bastian Müller das Außennetz traf (61.), und Heimann vor dem bärenstarken Behrens klärte (62.). Ein kleines Chancenplus nur, und das spiegelte auch die Spielanteile wider. Zumal RWE oft zu unpräzise und fehlerhaft agierte im Spielaufbau.
Und wieder war es Behrens, der für einen Paukenschlag sorgte. Der Aachener Angreifer war drauf und dran, Richard Weber zu entwischen. Der Innenverteidiger klammerte sich an den Guten, und kassierte dafür Gelb-Rot (71.). In Tobias Steffen wollte Trainer Fascher noch einmal seinen Angriff inspierieren. Und tasächlich bereitete der Eingewechselte eine große Chance vor, doch Sven Kreyer verfehlte das Tor (85.).
DIE STATISTIK - Aachen - RWE 1:0 (1:0)
RWE: Heimann - Binder (46. Dombrowka), Zeiger, Weber, Huckle - Studtrucker (56.Freiberger), Grebe, Baier (83. Steffen), Hermes - Platzek, Kreyer
Schiedsrichter: Thomson (Kleve).
Zuschauer: 30313 (ausverkauft).
Tor: 1:0 Behrens (39.)
Bes. Vorkommn.: Gelb-Rot gegen Weber (71., RWE - wiederh. Foulspiel)