Essen. Obwohl die Spielersperre gegen Cebio Soukou von fünf Monaten und der Punktabzug für RWE keinem Beteiligten gefällt, geht man wohl nicht in Berufung.
Michael Lehner, der Anwalt von Cebio Soukou, hatte eine schlechte Nacht. Und das nicht nur, weil er sich Freitagmorgen um sechs schon wieder auf den Weg zurück nach Heidelberg machen musste. Die fast vierstündige „Verhandlung“ vor der WFLV-Spruchkammer hatte den renommierten Sportjuristen frustriert und zu einem harten Urteil kommen lassen: „Das war eine ganz schwache Veranstaltung, die Herrschaften waren voreingenommen und haben keine geistige Beweglichkeit gezeigt.“
Dabei hatte Lehner im Vorfeld alles Mögliche zur Entlastung seines Klienten unternommen: Hatte ein neutrales Labor mit der erneuten Probe des verdächtigen Präparats beauftragt. Der entsprechende Laborarzt attestierte vor der Spruchkammer, dass weder die Menge der verbotenen Substanz erheblich war, noch dass sie überhaupt leistungssteigernd wirken könne. Ein 08/15 A-B-C-Vitaminpräparat, sozusagen.
Hat alles nichts genutzt, am Ende stand das Urteil: Fünf Monate Sperre von Donnerstagabend an bis Ende Juni. „Was hat er denn getan? Dieses Urteil ist schlecht für den Fußball, weil es ins Meisterschaftsgeschehen eingreift. Aber das Reglement lässt es zu. Wie klein muss das Maß denn sein, um mit einer Ein- oder Zwei-Monats-Sperre davonzukommen?“, fragt sich der Anwalt.
Keine Berufung - "Aus pragmatischen Gründen"
Trotz allen Frustes wird die Soukou-Seite von einer Berufung gegen das ihrer Meinung nach ungerechte Urteil Abstand nehmen: „Aus rein pragmatischen Gründen, so eine Berufung kostet nur weiteres Geld. Und was hätte der Spieler von einem Freispruch im April? Dann wäre die Saison gelaufen.“
Auch den Verantwortlichen von Rot-Weiss Essen wollte der aberkannte Punkt aus dem Spiel in Lotte natürlich nicht schmecken, auch wenn sich Vorstandsvorsitzender Michael Welling in Galgenhumor flüchtete: „Solange die Berufungsfrist läuft, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig. Folglich fahren wir weiterhin als Tabellenführer nächste Woche nach Aachen.“ Na, denn...
Als „komplex und diffizil“ bezeichnete Sportvorstand Uwe Harttgen das Urteil. Obwohl der Spieler mithilfe von Experten den Beweis erbringen konnte, dass die verbotene Substanz sowohl von der Menge, als auch vom Stoff her nicht leistungssteigernd wirken konnte, seien Spieler wie Verein dennoch bestraft worden. „Die Statuten sehen vor, dass das immer Doping ist, das ist das Dilemma. Aber ob das gerecht ist?“, fragt sich nicht nur Harttgen. Und auch die Erkenntnis, dass es immer wieder mal passieren kann, hinterlässt ein mulmiges Gefühl.
RWE ist moralisch entlastet
Als kleiner Trost: Rot-Weiss Essen sieht den Spieler durch das Untersuchungsergebnis vor allem moralisch entlastet. Wohl schon ein kleiner Fingerzeig, wie mit Soukou, der noch Vertrag bis Sommer 2016 besitzt, in Zukunft umgegangen wird. Seine Rückkehr ins Mannschaftstraining steht nun unmittelbar bevor: „Es sieht ganz danach aus“, ließ sich Harttgen entlocken.
Über eine mögliche Berufung ist noch nicht das endgültige Urteil gefallen, aber Michael Welling deutete bereits an, dass trotz eines empfindlichen Störgefühls („wenn Lotte nicht zum Sieger erklärt wurde, war es ja wohl auch keine Manipulation“) davon Abstand genommen wird: „Es kann nicht im Interesse des Fußballs sein, dass wir 27 Instanzen durchlaufen, um die Tabelle am grünen Tisch wieder in Ordnung zu bringen.“