Essen. Hermann Erlhoff war in den goldenen 70er Fußballjahren erst als Abwehrspieler, später als Coach an der Hafenstraße tätig. Heute wird er 70 Jahre alt.

Rank und schlank und drahtig ist der sportliche graue Herr noch immer, wenn er unter der Woche auf seinem Drahtesel auf dem Trainingsgelände des FC Schalke 04 vorbeischaut, die täglichen Fahrradtouren von seinem Wohnort Marl halten ihn fit. An diesem Montag wird Hermann Erlhoff auch schon 70 Jahre alt.

Auch Erlhoff gehört zur Gilde derjenigen, die den Wechsel von Blau-Weiß zu Rot-Weiss schadlos überstanden. Der baumlange Abwehrrecke (1,83 Meter) mit den technischen Vorzügen schied 1970 von den Nachbarn, speziell Trainer Rudi Gutendorf, im Unfrieden und wechselte wenige Kilometer weiter an die Hafenstraße. In den glorreichen Bundesligazeiten kam er bei den Rot-Weissen meist als Vorstopper zum Einsatz und erzielte in 168 Ligaspielen immerhin 25 Tore, war damit der wohl gefährlichste RWE-Abwehrspieler dieser Ära. Besonders gefürchtet waren seine Ausflüge in den gegnerischen Strafraum bei Standards, galt er doch dank seiner Technik als ausgewiesener Kopfballspezialist. Obwohl er sein Bundesliga-Debüt bereits mit 22 Jahren im königsblauen Trikot gab, fühlt er sich heute noch als Spätstarter: „Ich bin zu spät Profi geworden. Es war ein langwieriger Weg von der Kreisklasse, Verbandsklasse und Regionalliga bis in die Bundesliga“, bekennt der gelernte Maschinenschlosser.

Bis heute keine Rückkehr

Nach sechs erfolgreichen Jahren im RWE-Trikot schloss sich an der Hafenstraße nahtlos eine Trainerkarriere an. Allerdings zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Im verflixten siebten Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit kam es für das Team von Trainer Ivica Horvat (auch ein Ex-Schalker) knüppeldick: Nachdem mit Ente Lippens und Manni Burgsmüller zwei Leistungsträger den Verein verlassen hatten, fielen in der Saison 1976/77 auch noch mit Torhüter Heinz Blasey, Hartmut Huhse und Horst Hrubesch die Korsettstangen aus. Am Ende der Saison stand mit Erlhoff, dann schon Cheftrainer, der bittere Abstieg aus der Eliteliga. Bis heute gab es keine Rückkehr.

An die Begleitumstände seiner Trainerübernahme von Horvat im September 76 erinnert er sich noch bestens. Keine medienwirksame PK, sondern: „Irgenwann kam einer vom Vorstand zu mir und teilte mir mit, dass ich das jetzt machen soll.“