Essen. Der 3:2-Sieg über den SC Wiedenbrück wurde erst tags darauf vergoldet, weil RWE-Konkurrent Alemannia Aachen beim Schlusslicht Hennef Federn ließ.

Samstag trafen sich die RWE-Spieler an der Stätte ihres Triumphes noch einmal zur internen Weihnachtsfeier. Und die frohe Botschaft kam aus Hennef, als sich verbreitete, die Aachener Alemannia hatte Federn (1:1) gelassen. Somit überwintert das Team von Trainer Marc Fascher nun denn auch als Tabellenführer, Konkurrent Mönchengladbach, der noch vorbeiziehen kann, holt seine Partie in Rödinghausen erst im neuen Jahr nach. Süßer die Glocken nie klingen!

RWE-Trainer Fascher: "Dieses halbe Jahr war extrem, auch mental"

Nach dem emotional voll gepackten 3:2-Sieg gegen den SC Wiedenbrück muss man aber auch festhalten: Das alte Jahr hat einen würdigen Spitzenreiter gefunden. Die letzten 90 Minuten boten noch einmal alles im Zeitraffer, was die nervenaufreibende erste Serie für die Rot-Weissen bereit gehalten hatte. Eine Kulisse, 100 Prozent von den Regenfluten bereinigt um „Schönwetter-Fußballgänger“, ein früher Rückstand, das Aufbäumen – und das Zittern bis zum Schlusspfiff. Diese Monate haben Nerven und Energie gekostet. Trainer Marc Fascher, der nachher aussah wie durch die Hecke gezogen, ließ anschließend in sein Innerstes blicken: „Dieses halbe Jahr war extrem, auch mental. Die Jungs haben sowas von auf die Zähne gebissen, jetzt gehen sie auf dem Zahnfleisch, auch ich bin mausetot, so müde vom Kopf her. Wir haben zwar bislang nullkommanull erreicht, aber doch eine geile Hinserie hingelegt.“

Von der großen Müdigkeit war allerdings vorher auf dem Spielfeld, der sich mit zunehmender Dauer ob der Sintfluten in eine tückische Moorlandschaft verwandelt hatte, herzlich wenig zu sehen. Vor allen Dingen einer war ganz besonderes aufgedreht gegen seinen Ex-Klub: Marwin Studtrucker, der höchstselbst den 0:1-Rückstand in eine 2:1-Führung verwandelte, und noch Chancen zu zwei, drei weiteren Toren hatte. „Ich weiß nicht, was der Marwin heute genommen hat vor dem Spiel, aber er soll das jetzt immer nehmen“, flachste Benjamin Baier, der ja selbst immer als Duracell-Männchen auf dem Platz unterwegs ist.

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 Studtrucker, gerade noch rechtzeitig wieder fit geworden, erhielt gegenüber Marcel Platzek den Vorzug, und er zahlte es seinem Trainer zurück. Fast hätte er den Hattrick besorgt, aber sein listiger Heber kurz vor der Pause prallte nur ans Lattenkreuz. „Das wäre natürlich das i-Tüpfelchen gewesen, der Marcel Hölscher (Torwart) kam hinterher zu mir und hat gesagt, wenn der auch noch reingegangen wäre, hätte er nicht mehr schlafen können.“

Auch Gästetrainer Alfons Beckstedde hatte wohl eine unruhige Nacht, ihm hatte das Abwehrverhalten seiner Wiedenbrücker, die im Angriff aber eine bärenstarke Vorstellung boten, überhaupt nicht geschmeckt: „Das war kein gutes Deckungsverhalten, einige haben wohl gedacht, sie würde mit Studti noch zusammen in einer Mannschaft spielen. Da läuft man nicht nur hinterher, da muss es auch mal knallen“, moserte er. Geknallt hat es, aber anders, als er sich das vorgestellt hatte.