Essen. Der FC Kray war nicht mehr zu stoppen. Das schafften bekanntlich auch nur Wenige in der abgelaufenen Oberliga-Saison. Doch am vergangenen Samstag stürmten die Fußballer von der Buderusstraße mit ihren Fans den Krayer Markt und dort ging die Post ab. Aber richtig!
Die Nachricht vom tiefsten Niederrhein hatte in Essen alle Dämme brechen lassen: Der SV Hönnepel-Niedermörmter, Meister der Oberliga, verzichtet freiwillig auf den Aufstieg in die Regionalliga. Damit darf der Vizemeister nachrücken. Der FC Kray ist wieder viertklassig. Mit Rot-Weiss in einer Liga. Wahnsinn.
„Wir haben Riesenrespekt vor dieser Entscheidung. Das ist keine Selbstverständlichkeit, auf den Aufstieg zu verzichten“, sagte Krays Vorsitzender Günther Oberholz. „Hönnepel-Niedermörmter hätte es sportlich absolut verdient gehabt. Aber wir haben auch eine tolle Saison gespielt, das Optimum aus den Möglichkeiten herausgeholt. Es ist ein super Erfolg, Zweiter geworden zu sein.“
Riesenrespekt vor Entscheidung
Vor einer Woche wurde die Spielzeit in der Oberliga Niederrhein abgepfiffen mit dem SV Hö-Nie auf Rang eins. Doch die Ungewissheit gärte schon länger: Wird der Meister die Lizenzierungsbedingungen erfüllen können? Unter der Woche hatte es Mario van Bebber, 2.Vorsitzender beim SV Hö-Nie, bei einer Podiumsdiskussion noch einmal auf den Punkt gebracht: „Ich habe sportlich Riesenbock auf die Regionalliga, aber auch Riesenbedenken.“ Boss Alexander Kehrmann fügte vielsagend hinzu: „Die Realität holt uns leider ein.“ Am Samstag teilte der Verein auf seiner Internetseite schließlich mit: „Verstand siegt über Gefühl. Regionalliga geht noch nicht auf dem Acker.“
Verstand siegt über Gefühl
Dort heißt es weiter: „Obwohl wir die wirtschaftlichen und auch lizenzrechtlichen Auflagen des Verbandes und der Polizei (...) wohl hinbekommen hätten, bzw. in den nächsten Wochen auf unserem Acker baulich umsetzen werden, müssen wir unter Abwägung aller Risiken und Chancen für unseren Verein uns noch gegen die Regionalliga entscheiden. Den Schuh, den wir uns da anziehen wollen, wäre momentan einfach zu groß - vor allem die organisatorischen und sportlichen Risiken sind für unseren Verein unkalkulierbar.“
Trainer gesucht
Die Sportliche Leitung beim FC Kray muss nun umgehend für die 4.Liga planen. Auch ein Trainer wird gesucht, nachdem sich Karsten Hutwelker trotz Rücktritt vom Rücktritt und nachfolgender Zusage in Richtung Jena verabschiedet hat, wo er künftig beim Regionalligisten Carl-Zeiss als Co-Trainer arbeiten wird. „Wir haben drei, vier Kandidaten gesprochen“, verrät Oberholz. Doch da herrschte noch Unklarheit über die Ligen-Zugehörigkeit. Andre Pawlak gehörte dazu, der zuletzt mit der SG Wattenscheid 09 den Klassenerhalt in der Regionalliga schaffte, und nun von Christoph Klöpper abgelöst wird, der bis Oktober 2013 in Kray arbeitete. „Es wird aber keinen Schnellschuss geben“, sagt Günther Oberholz. „Wir sind ja gebrannte Kinder. Es muss jemand sein, der zu unserer Mentalität passt.“
Diese Worte haben den FC Kray in einen Freudentaumel versetzt. Wieder einmal ist an der Buderusstraße Traum wahr geworden. Der Klub feierte, erst auf dem Krayer Markt, dann im Vereinsheim. In der Nacht zogen die Aufsteiger weiter in die City. So ein Tag, .... Und am Donnerstag geht’s bis Pfingstmontag nach Malle - natürlich bestens vorbereitet. Die offizielle Aufstiegsfeier soll in 14 Tagen folgen.
„Es hat sich gelohnt, dass wir dran geblieben sind“, freute sich Oberholz, „Der Abstieg aus der Regionalliga, die ganzen Probleme danach, uns ist es super gelungen, das alles aufzufangen. Die Jungs haben sich wirklich zu 100 Prozent mit dem Verein und der Aufgabe identifiziert. Nur so kann das funktionieren.“ Der FC Kray wurde in der laufenden Saison von Turbulenzen durchgerüttelt. Trainerwechsel, Zoff unter den Spielern, Abgänge und Ärger um den Lärm bei Spielen in der KrayArena. Vergessen - spätestens seit Samstag.