Essen. Die höchst umstrittene Aufstiegsregel in den Fußball-Regionalligen löst die nächste Protestwelle aus. Zurzeit verbreitet sich ein Fan-Aufruf rasend schnell.

Manchmal kommen sie ins Schwärmen. Wenn es erfahrene Fans über Schotterwege zu den Stadien zieht. In Oberhausen, Essen oder Wattenscheid. Es sind Erinnerungen an bessere Tagen, als Straßenbahnen wirklich noch über die Stadtgrenze rollten und beim Rivalen bis vor die Haustür fuhren. Die Namen sind klangvoll: Rot-Weiss Essen, Rot-Weiß Oberhausen, SG Wattenscheid 09, Alemannia Aachen... Doch was früher in den Bundesligen Tausende mobilisierte, spielt sich heute in der vierthöchsten Fußball-Spielklasse ab. Der Jubel über ein Sammelbecken für spannende Derbys, große Kulissen, kurze Wege und noch mehr Tradition ist längst Ernüchterung gewichen. Und ewig grüßt dabei: die Aufstiegsregelung.

Viertliga-Protestler werden nicht müde

Viele Traditionsvereine wollen die Regionalliga aus finanziellen Gründen und sportlichen Ansprüchen besser heute als morgen verlassen. Das Problem: Vereine, die ihre Saison mit den meisten Punkten auf dem ersten Platz abgeschlossen haben, können sich nicht automatisch über den Aufstieg in die eingleisige Dritte Liga freuen. Sie müssen sich über die Aufstiegsrelegation erst noch in zwei Partien qualifizieren. Auch nach vier Jahren, als erstmals die fünf Meister der Regionalligen und der Vize-Meister der mitgliederstärksten Liga die drei Drittliga-Aufsteiger ermittelten, hat sich der Ärger bei Vereinen und Fans nicht sonderlich gelegt.

Momentan macht eine Online-Petition die Runde, die sich in den Sozialen Netzwerken im Internet rasend schnell verbreitet. Bereits nach zwei Tagen hat der eigentlich auf 42 Tage angelegte Aufruf einer Privatperson bereits mehr als zwei Drittel der anvisierten 10.000 Stimmen erhalten. Die Forderung: "Die einzelnen Meister der Regionalligen müssen direkt aufsteigen!" Das hört man nicht zum ersten Mal.

Es ist ein Stimmungsbild, das nach dem Ablauf der Unterzeichnungsfrist an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) übermittel werden soll. Anonym funktioniert dies übrigens nicht, alle Fans müssen bei dem Verfahren ihren Protest per E-Mail bestätigen.

RWE-Präsident: Sportmoralisch inakzeptabel

Bei den meisten Vereinen ist die Stimmungslage ähnlich. RWE-Präsident Michael Welling spricht in Interviews seit Jahren deutliche Worte, nennt die Regelung sportmoralisch inakzeptabel: "Die Liga ist ein Nadelöhr, weil es für 80 Prozent der Mannschaften schnell nur noch um die goldene Ananas geht. Die fünf Regionalligen sind eine Totgeburt. 90 Vereine, die sich um drei Aufstiegsplätze streiten. Das ist Humbug." Sein Kollege bei Rot-Weiß Oberhausen, Hajo Sommers, sieht es ähnlich: "Im Westen zerfrisst sich die Liga. Es bleiben am Ende sechs Teams übrig, die unter sich kicken."

Ein reines Westproblem ist der Relegations-Radau freilich nicht: Kürzlich echauffierte sich Energie-Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz bei einer Pressekonferenz über den Aufstiegsmodus und die zerfledderten Spieltage, die viele Vereine vor organisatorische Probleme stellen. Der Wollitz-Ärger reichte noch weiter: Er rief die Viertliga-Vereine gar zum Streik auf.

Petition im Internet soll verlängert werden

Wie geht es weiter? Zuletzt gab es aus Richtung des DFB kaum Anzeichen, dass sich in absehbarer Zeit etwas ändern könnte. Bei der aktuellen Petition im Internet wird unterdessen eifrig weiter unterzeichnet. Bei stabilem Zuspruch soll das Ziel weiter erhöht werden. Tenor: "Um dem DFB zu zeigen, für wie viele Menschen diese Regelung unzufriedenstellend ist."