Braunschweig. . Cheftrainer Torsten Lieberknecht befindet sich mit Zweitligist Eintracht Braunschweig auf Aufstiegskurs. Am kommenden Montag ist der Tabellenzweite zu Gast beim MSV Duisburg. Im Interview spricht Lieberknecht der Runjaic-Elf Mut zu. Sie werde den Klassenerhalt sicher packen.

Braunschweigs Chef-Trainer Torsten Lieberknecht (39) kann sich noch genau an seine erste Reise nach Braunschweig erinnern. „Ich bin 2003 aus dem Südwesten acht Stunden lang Richtung Niedersachsen gefahren und dachte, ich müsste meinen Reisepass mitnehmen“, blickt Lieberknecht zurück. Vier Jahre lang spielte er anschließend für die Eintracht, in der Saison 2007/2008 übernahm er die A-Jugend und stieg anschließend zum Chefcoach der ersten Mannschaft auf. Jetzt arbeitet Torsten Lieberknecht am Wunder von Braunschweig. Die Sportredaktion unterhielt sich mit dem Eintracht-Trainer, der am Montagabend (20.15 Uhr/in unserem Live-Ticker) mit seiner Mannschaft in Duisburg zu Gast ist.

Herr Lieberknecht, war das zwischen Ihnen und der Eintracht Liebe auf den ersten Blick oder musste sich die Zuneigung langsam entwickeln?

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Torsten Lieberknecht: Die Liebe hat sich entwickelt. Nachdem ich als Spieler zur Eintracht gewechselt bin, wusste ich, dass es ein Klub mit Tradition und Emotion ist. Nach meiner aktiven Laufbahn ging es in Braunschweig als U-19-Trainer und Jugendkoordinator weiter. Um das zu machen, habe ich finanziell große Einschnitte in Kauf genommen. Im Mai 2008 bin ich Trainer der ersten Mannschaft geworden. Wie sich das hier alles entwickelt hat, ist schon toll.

Dabei sah es anfangs nicht so positiv aus, oder?

Lieberknecht: Der damalige Trainer Benno Möhlmann hatte alles versucht, um Eintracht Braunschweig ins richtige Fahrwasser zu führen. Aber er war nicht vom Glück verfolgt. 2008 war für uns fast eine Neugeburtsstunde. Wenn wir damals die Qualifikation für die Dritte Liga nicht erreicht hätten, wäre ein ähnliches Schicksal, das viele Klubs im Westen ereilt hat, vorbestimmt gewesen. Rot-Weiß Essen war zum Beispiel in dieser besagten Saison mit uns zusammen in der Regionalliga Nord, hat die Qualifikation aber nicht geschafft.

Mittlerweile hat sich Ihre Mannschaft in der Zweiten Liga eine glänzende Ausgangslage verschaffen. Würden Sie den Sprung ins Fußball-Oberhaus als Wunder oder das Ergebnis harter Arbeit beschreiben?

Lieberknecht: Wenn wir tatsächlich aufsteigen sollten, dann wäre es eine Mischung aus beidem. Wobei: Der Begriff Wunder passt schon am meisten. Wir haben unsere erste Zweitligasaison ordentlich analysiert und festgestellt, dass wir mit unserer Entwicklung noch nicht am Ende sind. Es gibt diesen Traum von der Bundesliga, aber irgendwie ist der ganz große Traum noch unrealistisch.

Am vergangegen Sonntag haben Sie mit der Eintracht 1:2 gegen 1860 München verloren. Wie lange ärgert Sie so eine Niederlage?

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Lieberknecht: Grundsätzlich schläft man besser, wenn man gewonnen hat. Wir waren seit November 2011 zuhause ungeschlagen. Natürlich bin ich nach so einer Partie enttäuscht. Nach der 1:0-Führung sind wir kopflos aufgetreten, haben uns nach vorne treiben lassen. Es ist wichtig, so ein Spiel zu analysieren und abzuhaken. Meine Frau hat mich anschließend aufgebaut. Irgendwann darf man auch mal ein Spiel verlieren. In Duisburg wollen wir es wieder besser machen.

Lieberknecht: "MSV wird Klassenerhalt auch packen" 

Kürzlich haben Sie sich festgelegt, dass Jahn Regensburg nicht absteigen wird. Was ist mit den Zebras?

Lieberknecht: Ich stehe dazu: Regensburg bleibt drin. Die Mannschaft spielt einen interessanten Fußball, setzt auf Offensive. Der MSV wird es aber auch packen.

Warum?

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Lieberknecht: Vom Potenzial und von der Kaderzusammenstellung her sind die Duisburger stark genug, ohne den Umweg Relegation die Rettung zu schaffen. Die Duisburger haben beim 2:2 in Bochum bewiesen, dass sich auch nach einem Rückstand zurückkommen. Solche Erlebnisse hatten wir gegen Union Berlin oder Köln auch.

Beim 2:2 gegen die Geißböcke gab es viel Bewegung zwischen den Trainerbänken. Erst schwenkte FC-Coach Holger Stanislawski seine Mütze. Kurz darauf dann Sie. Was war da los?

Lieberknecht: Als Köln 2:1 in Führung ging, kam Stani auf unsere Seite in die Coaching Zone, obwohl das Tor in der entgegengesetzten Richtung fiel. Das hat mich gefuchst. Als wir kurz darauf ausglichen, habe ich mit Mütze zur Kölner Bank gewunken. Das kam spontan. Wir flachsen heute beide darüber. Das war nichts Despektierliches. Anschließend wurde mir gesagt, dass meine Wollmütze der Verkaufsschlager im Braunschweiger Fanshop ist.

Ein „Mützenduell“ droht in Duisburg nicht. MSV-Coach Kosta Runjaic arbeitet am Spielfeldrand ohne Kopfbedeckung.

Lieberknecht: Stimmt. Kosta hat keine Mütze, aber dafür viel Ahnung vom Fußball. Ich habe Duisburg in der Hinrunde beim 1:2 in Kaiserslautern gesehen. Da hat das Team defensiv gut gespielt. Bei uns waren sie auch eine harte Nuss. Genauso wird es Montag. Du kannst in der Liga nicht sagen, dass der Viertletzte gegen den Zweiten chancenlos ist.