Bochum. Das Zweitliga-Derby zwischen dem VfL Bochum und dem MSV Duisburg hatte alles, was ein Derby ausmacht: Kampf, verbissene Zweikämpfe und einen spannenden Spielverlauf. Für die Duisburger war die Partie eine regelrechte Achterbahnfahrt.
Erst 1:0 geführt, dann 1:2 zurückgelegen und kurz vor Schluss zum 2:2 ausgeglichen: Der MSV Duisburg legte beim Zweitligaderby in Bochum eine wahre Achterbahnfahrt hin, fuhr aber mit einem guten Gefühl zurück an die Wedau.
„Den Punkt nehmen wir gerne mit. Nach dem Bochumer Ausgleich waren wir zwischendurch von der Rolle, haben nicht die Ruhe bewahrt, aber unter dem Strich spricht es für die Mannschaft, am Ende doch noch den Ausgleich zu schaffen“, bilanzierte MSV-Manager Ivica Grlic.
Die Partie begann für die Duisburger, die von rund 3000 lautstarken Fans unterstützt wurden, gut. Maurice Exslager hatte nach 300 Sekunden die erste Chance auf dem Fuß, aber VfL-Keeper Andreas Luthe lenkte den Heber zur Seite. Bochum benötigte gegen eine zumeist geschickt verteidigende Zebra-Deckung eine ausgedehnte Warmlaufphase. „Die erste Halbzeit war nicht das Gelbe vom Ei. Wir haben lange gebraucht, um ins Spiel zu kommen“, bilanzierte VfL-Trainer Karsten Neitzel.
Exslager stand früher beim VfL in der Kurve
Auf Pass von Julian Koch gelang MSV-Spitze Maurice Exslager mit einem Schuss ins lange Eck das Duisburger Führungstor (37.). „Exe“ jubelte ausgelassen und fand das Gefühl irgendwie seltsam. „Früher stand ich oft beim VfL in der Kurve. Mein Onkel Waldemar, der über 50 Jahre VfL-Anhänger ist, hat mich immer zu den Bochumer Spielen mitgenommen. Ich hatte von der Tasche bis zum Trikot alle Fanartikel. Aber seit ich beim MSV im Profibereich spiele, gelingen mir öfter Tore gegen Bochum“, lacht Exslager, der im Vorjahr auch beim 2:1-Heimsieg traf.
Nach dem Seitenwechsel hatte der MSV durch Tanju Öztürk das zweite Tor auf dem Fuß (48.), aber der Schuss wurde geblockt. Nach einer Standardsituation, bei der Benjamin Kern wegrutschte und Sören Brandy von einem Bochumer Spieler aus dem Deckungszentrum gelockt wurde, gelang Lukas Sinkiewicz das 1:1 (51.). Für den MSV war es in der laufenden Serie der siebte Gegentreffer nach einem ruhenden Ball. Mit dem Schwung des Ausgleichs packte Bochum mehr Briketts in den Ofen und bekam beim 2:1 durch Christoph Kramer (56.) tatkräftige Unterstützung der Duisburger Deckung.
Umjubelter Perthel
Der für den gelb-rot-gefährdeten Dustin Bomheuer eingewechselte Adli Lachheb sah im Zweikampf ganz alt aus, auch Daniel Brosinski und Branimir Bajic verdienten sich durch ihre Passivität kein Ruhmesblatt. Kramer nagelte die Kugel am chancenlosen Wiedwald vorbei ins Netz. Der VfL veranstaltete anschließend mächtig Wirbel. „In dieser Phase hatten wir etwas Glück, aber meine Jungs haben sich nicht aufgegeben. Verrückterweise hatte ich das Gefühl, dass wir kurz vor Schluss noch ein Tor machen. Genau so kam es. Deswegen war mein Jubel verhalten, weil ich es ja geahnt hatte“, meinte MSV-Coach Kosta Runjaic cool.
Umjubelter Duisburger war Timo Perthel, der zwei Minuten vor dem Abpfiff einen Distanzknaller zum 2:2 genau in den Winkel hämmerte. Und das mit seinem eigentlich schwächeren rechten Fuß. „Das war ein Lucky Punch“, freute sich Teamkollege Exslager, während Coach Kosta wieder gelassen feststellte: „Timo hat in der Jugend eine prima Ausbildung genossen. Er hat nicht nur einen guten linken Fuß, sondern auch einen guten Rechten. Der Treffer freut mich für ihn, die Mannschaft und den MSV.“
Wolze wie angekündigt in der Startelf
Ebenfalls ein Extralob verdiente sich Kevin Wolze, der wie im Wochenverlauf angedeutet sein Startplatzticket bekam. Jürgen Gjasula musste wegen einer Kniereizung passen, somit rückte Wolze in die zentrale Mittelfeldposition. „Kevin war gut im Spiel, ist aggressiv und lauffreudig aufgetreten. Ich habe zu keinem Zeitpunkt daran gedacht, ihn rauszunehmen“, so Runjaic.
VfL gegen MSV 2:2
Anders lag der Fall bei Bomheuer. Auf Andeutung des schwachen Unparteiischen Dr. Felix Brych reagierte Kosta Runjaic zur Pause. „Der Schiedsrichter hat mir mitgeteilt, dass Dustin beim nächsten Foul runterfliegt. Da hatte ich überlegt, Adli sofort zu bringen, aber dann haben wir erst zur Pause gewechselt“, meinte der Trainer, der sein Team am Mittwoch (15 Uhr) an der Westender Straße gegen die Reserve von Bayer 04 Leverkusen testen lässt, um die Pause zum Montagsspiel gegen Braunschweig (im Live-Ticker) etwas zu überbrücken.