Duisburg. Beim MSV Duisburg wird vor dem Spiel beim VfB Lübeck auch schon an morgen gedacht. Die Fans hoffen auf einen Verbleib von Kaan Inanoglu.
Die Zukunft beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg hat längst begonnen. Geschäftsführer Michael Preetz nannte die Entlassung von Trainer Boris Schommers eine Weichenstellung mit Blick auf die kommende Saison. Übergangstrainer Uwe Schubert schaut derweil mehr auf die Gegenwart. „Ich habe mich bei meiner Aufstellung nicht von der Zukunft leiten lassen“, sagte der Chef des Nachwuchsleistungszentrums nach dem 3:1-Sieg über den SV Sandhausen.
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Es sei um Trainingsleistung gegangen, erklärte er. Freilich, das gilt nicht so ganz. Max Braune stand zwischen den Pfosten (und machte ein fantastisches Spiel). Schubert räumte ein, dass Stammtorhüter Vincent Müller im Training ebenso gut gefangen habe. Aber, Braune hat einen Vertrag bis 2026. Vincent Müller hat den nicht. Das machte die Entscheidung offenbar einfach.
MSV Duisburg: Max Braune von den Fans gefeiert
Möglich ist ebenfalls, dass der 20-jährige Keeper aus dem eigenen Nachwuchs als Friedenszeichen an die Fans auf dem Platz stand. Nach der Partie bekam das Team wenig Applaus von den Zuschauern. Max Braune feierten die Freundinnen und Freunde des Zebras jedoch. Bereits beim 1:1 gegen Mannheim, als Müller gesperrt war, gewann der Torhüter die Sympathien der Zuschauer. Nach dem bösen 0:2 in Ingolstadt sollte die Aufstellung von Braune die Wogen ein wenig glätten. Der Botschafter mit Handschuhen erfüllte auch diese Aufgabe mit einem gehaltenen Elfmeter und reichlich Glanztaten in der zweiten Halbzeit perfekt. Da lässt sich für das Spiel am Freitag beim bereits fest stehenden Absteiger VfB Lübeck eine einigermaßen sichere Wette platzieren.
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Wenn denn nun schon für die Zeit nach dieser verkorksten Saison geplant wird, sollten dann nicht mehr Spieler mit Aussicht auf Weiterbeschäftigung und Sympathie beim Publikum auf dem Platz stehen? Das Aufstellen mit Blick auf die kommende Saison ist allerdings leichter gesagt als getan. Schubert brachte am Samstag Kaan Inanoglu für eine knappe halbe Stunde. Der Stürmer, inzwischen auch für die türkische Nachwuchsnationalmannschaft im Einsatz, gilt als großes Talent. Die Fans hätten ihn bereits in der Hinrunde gern häufiger auf dem Platz gesehen. Elf Tore in 13 Spielen der U19 sind keineswegs zu verachten. Was dabei ungeklärt ist: Hat Inanoglu überhaupt eine Zukunft beim MSV und will er eine bekommen in der vierten Liga?
Der Vertrag des 18-Jährigen läuft zum Saisonende aus. Bislang konnte Kaderplaner Chris Schmoldt keine Verlängerung erwirken. Man sei im Gespräch, heißt es. Inanoglu fehlte zudem erkrankt beim Trainingswochenauftakt am Dienstag. Es sei fraglich, ob der Stürmer in Lübeck zum Einsatz kommt, teilte der MSV mit.
Auch Yavuz ist beim MSV Duisburg ein Mann fürs Morgen
Der Rechtsverteidiger Batuhan Yavuz ist ein weiterer Mann fürs Morgen. Der Abwehrmann hat einen Vertrag bis 2026. In der Saison brachte es der Kicker, der ebenfalls für die Türkei bereits auf dem Platz stand und auf eine Teilnahme an der U19-EM haben darf, auf lediglich drei Kaderplätze. Da er ebenfalls erkrankt beim Training fehlte, wird Yavuz für Lübeck keine Rolle spielen. Viel mehr Zukunft ist dann auch nicht. Beim MSV hatte man vor der Saison nicht auf dem Schirm, dass es eine Regionalliga gibt.
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Trainer Schubert und sein Mitstreiter Branimir Bajic können sehr entspannt das tun, was sie bereits nach dem 3:1 in Sandhausen angekündigt haben: Sie schauen, wie es mit einem weiteren Sieg in Lübeck klappen kann. Die vage Aussicht auf Last-Minute-Rettung (Schubert: „Ich bin kein Phantast“) oder die Kaderplanung für die Regionalliga-Saison spielen keine Rolle.
Geld verdienen lässt sich mit dem Einsatz von jungen Kräften ebenfalls nicht mehr. Der DFB bezuschusst Nachwuchsleistungszentren. Ein Kriterium ist dabei, wie viele Spielminuten die U23-Spieler in der Dritten Liga verbuchen. In der Saison 2022/2023 sammelte der MSV so 485.264,74 Euro ein und lag auf Platz zwei hinter 1860 München. Damit aber niemand mehr in letzter Minute ein paar Euros einkassiert, werden nur die Partien bis zum 33. Spieltag mitgerechnet. Der ist aber längst vorbei. Der DFB macht für diese Spielzeit bereits den Kassensturz.
MSV Duisburg will Aufbruchstimmung erzeugen
Ohnehin muss es für den Verein um eine ganz andere Investition in die Zukunft gehen. Mit erfolgreichen Auftritten auf Zielgeraden kann der Klub das gewinnen, was er fast noch mehr braucht als Geld: Aufbruchstimmung. Siege sind dabei die handelsübliche Währung, mit der gute Laune gekauft werden kann.