Duisburg. Am Mittwoch beginnt um 18 Uhr im Theater am Marientor die Mitgliederversammlung des MSV. Die Themen, die Fragen, die Brennpunkte.
Der wahrscheinliche Absturz in die Viertklassigkeit wirft einen langen Schatten voraus. Die Mitglieder des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg versammeln sich am Mittwoch um 18 Uhr zum sonnenfinstren Jahrestreffen. Im Theater am Marientor geht es um Berichte, Bilanzen und einen Antrag auf bedeutende Satzungsänderungen. Es geht aber auch um die Fragen: Wie konnte es so weit kommen? Wie konnten wir so tief fallen? Präsident Ingo Wald wird darauf vor dem nachtschwarzen Hintergrund des 0:2 in Bielefeld und des 1:4 in Essen um Antworten ringen. Er wird aber auch einen Weg in die Zukunft aufzeigen müssen.
Der Vorstand steht nicht zur Wahl, aber durchaus zur Diskussion. Plüschig sind dann nur die Sitze im TaM. Auf die schriftliche Anfrage, ob der Vorsitzende auch zu seiner persönlichen Zukunft als MSV-Chef Stellung nehmen wird, antwortete Wald am Dienstag nicht. In den Netzwerken wird immer wieder sein Rücktritt gefordert. Bei einem Treffen mit Wald sowie dem Duisburger Oberbürgermeister Sören Link, Capelli als Anteilseigner und Schauinsland-Reisen als wichtigster Gönner hatten ihm die Gesprächspartner einen ehrenvollen Rückzug nahegelegt. Das war im November. Da war noch Aussicht auf den Klassenerhalt.
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Wald muss früh in die Bütt. Gleich nach den Regularien wie Begrüßung und Protokollverabschiedung kommt Tagesordnungspunkt fünf. Der lautet: Bericht des Vorstands. Der Präsident wird an seiner Rede noch einmal gefeilt haben. Die Packung im Derby verlangt nach Erklärungen. Ebenfalls Rederecht bekommt der neue Geschäftsführer Michael Preetz. Von ihm werden die Mitglieder ein Bekenntnis erwarten.
Bereits im Podcast „Fußball Inside“ dieser Mediengruppe hatte Preetz erklärt, dass er einen Vertrag für die Vierte Liga habe. Dass er diesen auch erfüllen will und wird, das wird als seine Botschaft des Abends von den Fans erwartet. Sein Vortrag wird darüber entscheiden, wie hitzig die Diskussion während der Aussprache über die Berichte ausfällt.
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Trainer Boris Schommers wird ebenfalls an der Mitgliederversammlung teilnehmen. Ob er auch sprechen wird? Am Sonntag nach dem Essen-Spiel wollte der Übungsleiter dazu nichts sagen. Was er sagt: „Ich werde definitiv da sein. Ob etwas darüber hinaus passiert, werden wir erst einmal im Verein besprechen.“ Beim Treffen der Mitglieder des 1. FC Kaiserslautern hielt Schommers 2019 eine fast 17-minütige Rede. Der Coach bekam damals viel Applaus. Am Mittwoch wird es deutlich schwerer, die Versammlung auf seine Seite zu ziehen. Auch Schommers steht in der Kritik.
Doch nicht alle heiklen Themen haben mit dem steil bergab rollenden Ball zu tun. Aus der Mitgliedschaft kam ein Antrag auf Satzungsänderung. Dabei geht es darum, dass bei Veränderungen der Geschäftsanteile und hierbei insbesondere einer Kapitalerhöhung die Mitgliederversammlung entscheidet. Gefordert wird dabei eine Mehrheit von drei Vierteln der abgegebenen Stimmen. Der Antrag zielt offenbar darauf ab, dass die Geschicke des Vereins nicht durch externe Geldgeber entscheidend gelenkt werden.
Michael Preetz als Geschäftsführer spricht sich klar gegen den Antrag aus. Er befürchtet, dass sich der MSV selbst fesselt und dringend notwendige Mittel nicht einwerben kann. Preetz sagt: „Die Satzung, so wie sie besteht, manifestiert die 50+1-Regel. Und dies ist wichtig und gut. Aber der Antrag zur Änderung beschneidet komplett die Möglichkeiten für die operativ Verantwortlichen, frisches, notwendiges Geld zu beschaffen.“
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Die 50+1-Regel besagt, dass anders als in anderen Ländern kein Investor die Mehrheit an einem Verein übernehmen kann. Die Verantwortung für den Verein liegt damit bei den Mitgliedern. Preetz’ Einwand zielt darauf ab, dass man möglichen Investoren den Einstieg handfest erschwert. Überdies greife die Änderung ins Tagesgeschäft ein. Da der MSV eher auf Disteln als auf Rosen gebettet ist, sei der Vorschlag zur Neugestaltung nicht zielführend. Für die Änderung der Satzung braucht es ebenfalls eine Dreiviertel-Mehrheit.
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Der MSV hat 8430 Mitglieder. Beim Treffen vor einem Jahr waren davon 537 anwesend. Bei der Wahl des Vorstands gab es damals nur zehn Gegenstimmen. Der Verein war damals Tabellendreizehnter und acht Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Derzeit ist der MSV Tabellenachtzehnter. Das rettende Ufer ist acht Punkte entfernt.
Feltscher kann nur laufen
Am Dienstag hat das kickende Personal des MSV Duisburg wieder die Trainingsarbeit aufgenommen. Die Zebras bereiten sich auf das nicht mehr ganz so entscheidende Heimspiel am Freitag, 19 Uhr, gegen Waldhof Mannheim vor. Torhüter Vincent Müller wird dann fehlen. Er sah beim fatalen 1:4 in Essen die fünfte Gelbe Karte. Auf Rolf Feltscher kann Trainer Schommers ebenfalls nicht zählen. Der Außenverteidiger absolvierte am Dienstag lediglich ein Lauftraining. Marvin Bakalorz, gegen Essen noch erkrankt und deshalb nicht im Kader, übte mit den Teamkameraden, wie man aus Papiertaschentüchern einen Fallschirm schnitzt.