Duisburg. Beim 3:1-Sieg des MSV Duisburg beim SC Verl macht sich die System-Umstellung bezahlt. Die Doppelspitze zündet.
Das ist Christoph Gebhard
Trainer Christoph Gebhard ist in der Amateur-Fußball-Szene als Taktikfuchs bekannt. Davon profitieren in erster Linie die A-Jugendfußballer von Viktoria Buchholz, mit denen der 46-Jährige in der vergangenen Saison in der Niederrheinliga an den Start gegangen ist. Gebhard ist zudem Fan des MSV Duisburg. Er verfolgt die Spiele der Zebras nicht nur mit Herzblut, sondern auch als Fachmann mit dem Blick auf das taktische Geschehen auf dem Platz. Für die Sportredaktion analysiert Christoph Gebhard die Spiele der Meidericher.
Mit dem SC Verl trafen die Zebras auf den genauen Gegenentwurf zu Jahn Regensburg letzte Woche. Der Jahn überlässt das Spielgerät gern dem Gegner. Der SC Verl, den Fußball-Drittligist MSV Duisburg 3:1 besiegte, hat dagegen mit Abstand den meisten Ballbesitz der Liga. Das Team von Alexander Ende liebt es, das Zentrum mit vielen kurzen Pässen zu bespielen und den Gegner zu dominieren.
MSV-Trainer Boris Schommers entschied sich deswegen, das Zentrum stark zu verdichten und formierte die Zebras im 5-3-2. Er ließ dafür die offensiven Flügel unbesetzt und konnte einen Innenverteidiger und einen zentralen Mittelfeldspieler mehr aufbieten. Thomas Pledl rückte eine Position tiefer neben Santiago Castaneda und Jonas Michelbrink, dafür spielten die Zebras mit zwei Stürmern. Defensiv sollte Daniel Ginczek den Sechserraum der Ostwestfalen zustellen, während Alexander Esswein vor allem die Rückverlagerung auf die andere Seite erschweren und abschneiden sollte.
Offensiv waren die zwei Stürmer ebenfalls wichtig. Sie füllten die Konteridee mit Leben und Unberechenbarkeit. Denn trotz der kompakten Defensive war der MSV nicht ambitionslos angetreten. Die zwei Stürmer bewegten sich oft gegenläufig und bildeten in den Umschaltmomenten wichtige Anspielstationen in der Tiefe. Alexander Esswein wich oft auf die freien Flügel aus, die auch von Thomas Pledl und Niklas Kölle immer wieder mit nachstoßenden Läufen bespielt wurden.
Ein wichtiges Element, um in Kontersituationen zu kommen, war Jonas Michelbrink. Ballbesitzmannschaften wie der SC Verl sichern ihre hohe Stafflung oft durch ein aggressives Gegenpressing ab. Michelbrink ließ dieses Gegenpressing oft ins Leere laufen, behauptete den Ball unter Druck und verlagerte meist klug auf die rechte Seite. Durch die drei Innenverteidiger waren die Dribblings der Außenverteidiger auch meist gut abgesichert.
Im Ballbesitz halfen die drei Innenverteidiger, um den Verlern das hohe Pressing durch eine breitere Positionierung zu erschweren. Das 1:1 fiel dann aus so einer Ballbesitzphase. Der MSV verlor den Ball zwar im Aufbauspiel, setzte die Verler dann aber so stark unter Druck, dass deren Rückpass von Daniel Ginczek antizipiert und eiskalt verwandelt wurde.
In der zweiten Halbzeit entschied sich der MSV – neben der tiefen Blockverteidigung –, die Verler bei deren Spieleröffnung konsequent hoch zuzustellen, anzulaufen und zu Fehlern zu zwingen. Aus so einer Situation konnte Marvin Knoll den Ball einsammeln. Über Jonas Michelbrink gelang der Ball zu Niklas Kölle, der für Daniel Ginczek die 2:1-Führung mustergültig auflegte.
Die Gastgeber überluden danach die offenen Flügelräume und schlugen einige Flanken vor das Tor des MSV. Das Flügelspiel war in gewisser Weise auch eine Kapitulation vor der guten Zentrumsverdichtung des MSV. Denn Flanken spielen in der Spielweise des SC eine untergeordnete Rolle.
MSV Duisburg: Der Matchplan ging auf
Obwohl auch etwas Glück dazu gehörte, ging der Matchplan von Schommers auf. Trotzdem sollte man nicht die Augen davor verschließen, dass nicht jede Mannschaft so viele Räume anbietet wie der SC Verl. Gerade Daniel Ginczek profitierte von der offensiven Spielausrichtung der Gastgeber und zeigte endlich seine Qualitäten im Abschluss.
In taktischer Hinsicht war dieses Spiel eines der besten Partien in der Schommers-Zeit.