Almancil. Der Torwart des MSV Duisburg wurde 2017 mit dem FC Bayern Deutscher Meister – als Ersatzmann hinter dem Ex-Duisburger Tom Starke.

Feldspieler sind gegenüber Torhütern oft im Vorteil. Fehler werden seltener bestraft, der Platz auf der Ersatzbank ist leichter wieder zu verlassen. Im Trainingslager des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg an der Algarve verhielt es sich am Donnerstag anders. Während Coach Torsten Lieberknecht seine Feldspieler mit einer extremen Laufeinheit quälte, durften die Torhüter mit Sven Beuckert am malerischen Algarve-Strand trainieren. „Ich hatte nach der Einheit im Sand aber auch schwere Beine“, räumte MSV-Keeper Leo Weinkauf ein.

Kult-Zeugwart Manni Piwonski blüht in Portugal auf

HOHER BESUCH: Die wichtigsten Entscheidungsträger des MSV Duisburg sind nun im Trainingslager in Almancil komplett vertreten. Gestern Abend traf Stadtwerke-Chef Marcus Wittig ein. Wittig trat im September die Nachfolge von Jürgen Marbach als Aufsichtsratschef der MSV Duisburg KGaA an. Präsident Ingo Wald und der neue Geschäftsführer Michael Klatt sind bereits seit Mittwoch im Ria-Park-Hotel vor Ort.

KULT: Manfred Piwonski ist beim MSV Duisburg längst Kult. In Almancil blüht der Zeugwart der Zebras auf, denn der 77-Jährige, der mittlerweile auch schon Urgroßvater ist, war schon in den 90er-Jahren dabei, als der MSV die Algarve für seine Winter-Trainingslager entdeckte. Piwonski hat in Portugal schon für Trainer wie Ewald Lienen, Seppo Eichkorn, Friedhelm Funkel, Pierre Littbarski, Norbert Meier und Rudi Bommer gearbeitet und die Spieler-Trikots von A wie Abdelaziz Ahanfouf bis Z wie „Zico“ Zeyer gewaschen. Auch in diesem Jahr gehörte das Urgestein der Vorhut an, die in zwei Sprintern das Material nach Almancil transportierte. In all den Jahren knüpfte Manni Piwonski Kontakte, die heute noch bestehen. Am Donnerstag traf er einen Hotelpagen, den er noch aus der „alten Algarve-Zeit“ kennt. Auch mit 77 Jahren ist der Chef-Materialwart noch mit vollem Elan bei der Sache und von früh morgens bis spät abends für die Mannschaft im Einsatz.

FANS: Die Zebras können sich auch in Portugal wieder auf ihre Anhänger verlassen. In den letzten Tagen reisten die Fans in mehreren Gruppen nach Portugal, in der Spitze sind rund 140 Anhänger im Trainingslager vor Ort.

Weinkauf weiß, dass die Situation bei den Zebras für ihn komfortabel ist. Das ist für Duisburger Verhältnisse ungewöhnlich: Als der MSV den gebürtigen Oldenburger im Sommer auf Leihbasis für zwei Jahre von Hannover 96 verpflichtete, erhielt er sofort die Nummer eins und die Stammplatzgarantie. Kein Konkurrenzkampf, kein Bangen um Spielpraxis.

Leo Weinkauf sagt: „Ich genieße die Situation.“ Aber der 23-Jährige ist weit davon entfernt, sich auf der festgezurrten Hierarchie auszuruhen. „Ich habe den Selbstansporn, immer besser zu werden. Marc-André ter Stegen hat mal gesagt, man muss wie die Nummer zwei trainieren“, sagt der Schlussmann und räumt ein, dass auch er beim MSV keinen Freifahrtschein hat: „Natürlich würde eine Diskussion aufkommen, wenn ich mal viermal hintereinander daneben greife.“

In der aktuellen Saison griff Leo Weinkauf selten daneben. Trotzdem gibt es Gegentreffer, die ihn immer noch wurmen. Gegen den SV Meppen etwa, als die Abstimmung mit der Abwehrreihe nicht stimmte, oder im Spiel bei Waldhof Mannheim, als er den Ball abklatschen ließ.

MSV-Torwart Weinkauf: viermal im Bundesliga-Kader

Leo Weinkauf hat in seiner jungen Laufbahn schon viel erlebt. Als Kind spielte er oft mit Älteren. „Der Jüngste musste immer ins Tor. Das war dann ich“, erinnert sich Weinkauf. Im Verein war er – abgesehen von einigen wenigen Ausflügen ins Feld – von Beginn an als Torwart am Ball. In Oldenburg beim VfL, dann im Nachwuchs von Werder Bremen.

2015 wechselte er zum FC Bayern München – natürlich zur U 23, die damals in der Regionalliga spielte. Doch ohne zu spielen, kam Weinkauf auch bei den Bayern-Profis ganz groß heraus. Auch wenn sich Torhüter naturgemäß auf der Ersatzbank nicht wohlfühlen, erlebte er in München dort große Momente. Viermal stand Weinkauf im Bundesliga-Kader der Bayern. Manuel Neuer und Sven Ulreich fielen aus, Ex-MSV-Torwart Tom Starke stieg auf seine alten Tage unverhofft zur Nummer eins auf, Weinkauf war der Ersatzmann – auch beim letzten Spiel der Saison 2016/17. So wurde der Duisburger Schlussmann schon als 20-Jähriger Deutscher Meister. Gemeinsam mit Tom Starke hielt er bei der Ehrung die Meisterschale in der Hand.

Den FC Bayern München hat Leo Weinkauf immer noch im Blick. Über den Wechsel des Schalkers Alexander Nübel an die Isar im Sommer sagt Weinkauf: „Ich hätte es nicht gemacht. Er ist Kapitän bei einem Bundesligisten, der in der nächsten Saison wahrscheinlich international spielt. Ich wäre wahrscheinlich auf der Welle noch zwei Jahre mitgeschwommen und hätte mich national und international präsentiert.“

Deutscher Meister mit dem FC Bayern München: Leo Weinkauf (links) mit dem Ex-MSV-Torwart Tom Starke.
Deutscher Meister mit dem FC Bayern München: Leo Weinkauf (links) mit dem Ex-MSV-Torwart Tom Starke. © imago/DeFodi | Peter Fastl/DeFodi.de

MSV tritt am vorletzten Spieltag in München an

Mit dem FC Bayern wird sich Weinkauf erst wieder am vorletzten Drittliga-Spieltag, wenn er mit dem MSV Duisburg bei der U 23 antritt, befassen. Bis dahin will Weinkauf mit den Zebras den erfolgreichen Weg fortsetzen. „Wir haben ein knackiges Programm vor der Brust“, verweist der Torwart auf die ersten drei Spiele gegen Ingolstadt, Münster und Braunschweig. Als Grund für den Erfolg sieht er das „starke Kollektiv“, das auch Rückschläge kompensieren kann – wie nach den drei Niederlagen gegen Meppen, Chemnitz und Velbert.

München wäre am 9. Mai ein schöner Ort zum Feiern. Vielleicht schaut dann auch Tom Starke zu.