Almancil. Neuzugang Matthias Rahn spricht im Trainingslager des MSV Duisburg an der Algarve über Ilia Gruev, Baris Özbek und Gerrit Nauber.
Die gegnerischen Stürmer werden Matthias Rahn nur ins Gesicht schauen müssen, um zu wissen, dass es unangenehm werden könnte, gegen ihn zu spielen. Mit 1,94 Metern bringt der Neuzugang des Fußball-Drittligisten für einen Innenverteidiger schon die ideale Körpergröße mit, um sich Respekt zu verschaffen. Doch nicht nur das: Narben zieren die Stirn und machen deutlich: Der Mann geht über die Schmerzgrenze.
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Die Geschichte dieser Narben ist kurios. „Damit habe ich es sogar zu Arnd Zeigler geschafft. Das war heftig“, lacht der Abwehrspieler. Fernsehmann Zeigler konnte so eine Story nicht liegen lassen. In der vergangenen Saison zog er sich sowohl im Hin- als auch Rückspiel der Sportfreunde Lotte gegen den Halleschen FC Kopfverletzungen zu. Platzwunden, viel Blut – das volle Programm. Mit einem Turban ging es jeweils weiter. Rahn biss damals auf die Zähne: „Ein bisschen verrückt darf man ja sein.“
Probleme bei den Sportfreunden Lotte
Schmerzlich war für Rahn ebenso das letzte halbe Jahr bei den Sportfreunden Lotte – auch ohne sichtbare Wunden am Kopf. Sein Verein hatte finanzielle Probleme, hinzu kamen interne Querelen, die die Sportfreunde noch immer belasten. So reifte bei ihm während der Hinrunde die Entscheidung, den Klub zu wechseln.
Rahn, der in dieser Saison neun Regionalliga-Einsätze für Lotte verbuchte, löste seinen Vertrag bei den Ostwestfalen auf, zwei Tage später heuerte er bei den Zebras an. MSV-Trainer Torsten Lieberknecht und Sportdirektor Ivica Grlic hatten dem Mann eine Stellenbeschreibung auf den Tisch gelegt, bei der nicht jeder Neuzugang laut „Hurra“ ruft. Rahn kommt als Ergänzungsspieler, der die aktuelle Hierarchie in der Duisburger Mannschaft mit drei etablierten Innenverteidigern annehmen muss. Zudem ist das Arbeitspapier nur auf sechs Monate befristet.
Genau das nimmt Rahn jedoch an. „Ich freue mich, dass ich die Chance beim MSV erhalten habe“, sagt der gebürtige Thüringer. Er will im Training „Vollgas geben" und sich empfehlen.
Beim „Özbek-Spiel" nur Zuschauer
Der 29-Jährige ist nach Boss Helmut Rahn, der mit den Zebras bekanntlich 1964 Vizemeister wurde, der zweite Rahn, der Zebrastreifen trägt. Das mag eine weit hergeholte Parallele sein, aber es gibt da noch weitere Aspekte, die auf den zweiten oder dritten Blick in den Fokus rücken.
Da ist die Verbindung zu Ex-MSV-Trainer Ilia Gruev, der Rahns A-Jugend-Trainer bei Rot-Weiß Erfurt war. „Man mag es nicht glauben, als Jugendspieler war ich noch recht schmächtig“, lacht Rahn. Der Abwehrspieler hat dann aber nicht nur körperlich zugelegt: „Ilia Gruev hat mir viele technische Komponenten mitgegeben. Ich habe mich damals spielerisch stark verbessert.“
Von Gruev zu Baris Özbek. Beim „legendären“ MSV-Spiel in Lotte, als der Duisburger Mittelfeldspieler ausrastete und die Rote Karte samt langer Sperre kassierte, gehörte er nicht dem Kader an, verfolgte den Tumult aber von der Tribüne aus: „Was genau abgelaufen ist, weiß ich nicht. Aber es war wohl etwas drüber.“
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Von Özbek zu Gerrit Nauber. Sein früher Mannschaftskamerad bei Lotte, der im Sommer vom MSV zum SV Sandhausen gewechselt ist, habe ihm Duisburg als eine gute Adresse empfohlen. Rahn: „Da musste ich nicht mehr lange überlegen.“
In Lotte hat Rahn auch die schönen Seiten des Fußballs kennengelernt. Die DFB-Pokal-Erfolge in der Saison 2016/17 mit Siegen über Werder Bremen (mit einem Rahn-Tor), Bayer Leverkusen und 1860 München, ehe im Viertelfinale gegen Borussia Dortmund Schluss war, und der Aufstieg in die 3. Liga.
So weiß Matthias Rahn, worauf es beim MSV ankommt: „Auf dem Boden bleiben und demütig sein. Mit Demut kommst du im Leben immer weiter.“