Duisburg. . Präsident und Sportdirektor richteten bei der Jahreshauptversammlung warnende Worte an die Zweitliga-Fußballer. Düstere Drittliga-Perspektive.
Am Ende seiner Rede nahm Ingo Wald am Mittwoch bei der Jahreshauptversammlung des MSV Duisburg im Theater am Marientor die Mannschaft des Fußball-Zweitligisten in die Pflicht. „Der Klassenerhalt ist alternativlos. Wir unterstützen euch – wenn ihr kämpft, wenn ihr kratzt, wenn ihr beißt. Wir wissen: Ihr könnt es. Zeigt es uns“, sagte der Präsident unter dem Applaus der übrigen Versammlungsteilnehmer.
Das gehört mittlerweile fest zum Programm der Jahreshauptversammlungen des MSV: Präsident Ingo Wald warnt vor dem Grauen in der 3. Liga. Angesichts der misslichen sportlichen Situation in der aktuellen Saison ist dieses Szenario erschreckend real. Die Zebras stehen als Tabellenletzter am Abgrund. Ein Abstieg würde den MSV wieder finanziell in große Schwierigkeiten bringen. Drei Millionen Euro Verlust pro Drittliga-Saison müsste der MSV veranschlagen, die wirtschaftliche Konsolidierung wäre einmal mehr gefährdet.
„Dass wir in Duisburg Profi-Fußball spielen, grenzt immer noch an ein Wunder“, erinnerte Wald an die finsteren Tage, als der MSV dicht vor der Insolvenz stand. „Ein Abstieg würde uns um drei Jahre zurückwerfen“, sagte Geschäftsführer Peter Mohnhaupt am Mittwoch bei der Bilanz-Pressekonferenz im Vorfeld der Versammlung.
Für die Drittliga-Lizenz müssten die Verantwortlichen einen mittleren Millionenbetrag aufbringen, wie Wald verdeutlichte. „Dabei benötigten wir nun zum ersten Mal seit Jahren, kein frisches Geld, um die Finanzierung zu sichern“, schob der Präsident nach. Wald sieht im Falle des Abstiegs zwei Szenarien: entweder mit Hilfe der Sponsoren eine Mannschaft zusammenstellen, die angreifen kann, oder mit einem jungen Team um den Klassenerhalt zu spielen. Einen Rückzug in die vierte oder fünfte Liga zum Zweck des Neuaufbaus sieht Wald nicht als Option: „Dann kommst du nie wieder hoch.“
Rückendeckung für Lieberknecht
Auch Sportdirektor Ivica Grlic wandte sich zum Schluss seiner Rede an die Mannschaft: „Ihr müsst euer Potenzial abrufen.“ Grlic verteidigte in seiner mit Spannung erwarteten Rede seine Arbeit. Es gab vereinzelte Zwischenrufe, das Publikum verabschiedete ihn aber mit Applaus vom Podium.
„Wir fühlten uns für die Saison gut gewappnet“, blickte der 43-Jährige auf den vergangenen Sommer zurück. Der MSV habe bis auf Torwart Mark Flekken alle Leistungsträger gehalten, verdeutlichte Grlic. „Aber die Leistungsträger funktionierten nicht so wie im letzten Jahr“, schob der Manager nach.
Grlic demonstrierte Rückendeckung für Trainer Torsten Lieberknecht und die Mannschaft. Er müsse nicht öffentlich eine Lanze für das Personal brechen, so der Ex-Profi. Er mache dies täglich intern.
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Den Abstiegskampf gibt Ivica Grlic noch lange nicht verloren: „Wir haben noch alles selbst in der Hand.“ Trainerwechsel, Spielerwechsel – der MSV hat in den letzten Monaten schon viel versucht. Der Sportdirektor sieht noch weitere Hebel, die er bewegen kann: „Wir schöpfen alle Möglichkeiten aus“, so Grlic. Dies geschehe aber intern, nicht öffentlich. Grlic: „Ich muss mich nicht vor eine Kamera oder einen Notizblock drängen.“
Wald-Team erneut gewählt
Keine Überraschung gab es bei der Vorstandswahl – zumal es auch keine Gegenkandidatur zum Vorstandsteam um Ingo Wald gab. Bei offener Abstimmung gab es keine Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen. Damit stehen Ingo Wald, Udo Steinke, Robert Philipps und Bernard Dietz vier weitere Jahre in der Verantwortung.