Duisburg. Die Krise des MSV Duisburg nimmt scheinbar kein Ende. Am Mittwoch steigt die Jahreshauptversammlung. Das sagt Vereinslegende Bernard Dietz.

Bernard Dietz hat ganz andere Zeiten mit dem MSV Duisburg erlebt. Zeiten, in denen dieser Verein seinen festen Platz in der Fußball-Bundesliga hatte. In denen der Klub mit Erfolgen für Aufsehen sorgte, wie etwa im November 1977, als die Meidericher den großen FC Bayern München 6:3 besiegten und Ennatz Dietz als Verteidiger vier Tore erzielte.

Solche legendären Spiele der Zebras liegen lange zurück. Seit elf Jahren hat der einstige „MSV Dietzburg“ keine Partie in der höchsten deutschen Spielklasse mehr bestritten. Stattdessen droht den Zebras nun der Absturz aus der Zweiten Liga – wieder einmal, wohlgemerkt. „Diese Sorge muss man haben. Im Moment sieht es nicht gut aus“, sagt Dietz vor der MSV-Jahreshauptversammlung an diesem Mittwoch (19.02 Uhr) im Duisburger Theater am Marientor.

MSV Duisburg hat von den vergangenen neun Spielen acht verloren

Die Profimannschaft des Traditionsklubs ist nach 22 Spieltagen schließlich Tabellenletzter. Von den vergangenen neun Pflichtspielen haben die Duisburger acht verloren. Die MSV-Krise nimmt scheinbar kein Ende.

Bleibt die Wende aus, muss der Verein nach dem Lizenzentzug 2013 und dem Abstieg in der Relegation 2016 zum dritten Mal binnen sechs Jahren die 2. Bundesliga verlassen. Eine Entwicklung, die MSV-Ikone Dietz großes Kopfzerbrechen bereitet: „Es kann doch nicht sein, dass es immer rauf und runter geht“, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des MSV: „Das besorgt mich.“

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Anlass zur Beunruhigung geben dem Kapitän der deutschen Europameister-Elf von 1980 auch die möglichen finanziellen Konsequenzen: „Ein Abstieg würde ein ziemliches Loch reißen. Das wäre ein großer Rückschlag“, warnt der 70-Jährige. „Auch gewisse Sponsoren werden das vielleicht nicht mittragen. Vor allem aber brechen uns dann Millionen an Fernsehgeldern weg.“

Den Verein drücken weiterhin Schulden, die sich in der Dritten Liga wohl kaum abbauen lassen – ganz im Gegenteil. MSV-Präsident Ingo Wald und Geschäftsführer Peter Mohnhaupt werden am Dienstag bei ihrer Präsentation der Finanz-Bilanz aus der Zweitliga-Saison 2017/18 wohl auch konkret aufzeigen, was ein erneutes Drittliga-Szenario den Klub kosten könnte.

Duisburg hat viel zu verlieren – sportlich, wirtschaftlich und auch an Zuschauern. Der negative Trend zeichnet sich bereits ab: Beim DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den SC Paderborn (1:3) und beim Liga-Spiel gegen Union Berlin (2:3) waren jeweils nur rund 12.500 Besucher im Stadion. „Das kommt von einer gewissen Enttäuschung“, erklärt Dietz. „Wir haben zwar ein sehr kritisches Publikum, aber wenn die Zuschauer das Gespür haben, dass die Jungs marschieren und losgehen, dann verzeihen sie auch mal einen Fehler. Ich glaube, das haben sie aber vermissen lassen in den letzten Spielen.“

In den letzten neun Pflichtpartien hat der MSV 24 Gegentreffer hinnehmen müssen. Trainer Torsten Lieberknecht hatte das Team Anfang Oktober nach der Entlassung von Ilia Gruev als Schlusslicht übernommen, zwischenzeitlich auch aus der Abstiegszone herausgeführt – jetzt ist es aber wieder unten angekommen.

Bei der Hauptversammlung könnte es turbulent werden

Was Dietz bei diesem Team vermisst? „Mir fehlt ein bisschen die Begeisterung. Man sieht zwar ein Bemühen, aber irgendwie harmoniert das nicht so ganz.“

Möglicherweise gelingt es ja der Vereinsführung bei der Jahreshauptversammlung, die Duisburger Profis wachzurütteln. „Vielleicht sind einige vom Kopf nicht so frei. Wenn sie zu viel Druck spüren, sollen sie aber einen anderen Job ausführen“, sagt Dietz. Er rechnet jedenfalls mit einem ungemütlichen Abend im Theater am Marientor: „Es wird am Mittwoch ein bisschen turbulent werden.“