Duisburg. Moritz Stoppelkamp ist in seiner Karriere schon dreimal abgestiegen. Der 31-Jährige glaubt aber fest an den Klassenerhalt mit dem MSV Duisburg.
Moritz Stoppelkamp (31) ist das Gesicht des MSV Duisburg. Vor dem Zweitliga-Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld (Freitag, 18.30 Uhr/Sky) spricht der Offensivspieler über seine mentale Stärke, Neu-Trainer Torsten Lieberknecht und das Abstiegsgespenst.
Herr Stoppelkamp, was ist mit dem Traditionsklub MSV Duisburg überhaupt möglich?
Moritz Stoppelkamp: Generell müssen wir erst einmal sehen, dass wir aus der Abstiegszone herauskommen. Darauf müssen wir schauen, darauf liegt das Hauptaugenmerk. Irgendwelche Träumereien sind nicht angebracht. Wir befinden uns im Abstiegskampf. Das ist uns bewusst. Auch wenn wir die nächsten Spiele gewinnen sollten, wird es ein harter Kampf bis zum Ende.
In der letzten Saison war der MSV zeitweise ganz oben dran. Hatten Sie damit gerechnet, dass es in der zweiten Spielzeit nach dem Aufstieg eine schwierigere Phase geben würde?
Stoppelkamp: Die schwierige Phase hatten wir in der letzten Saison auch – nur nicht zu Beginn, sondern später. Uns war klar, dass es jetzt komplizierter werden könnte. Jetzt müssen wir alle anpacken, um da unten rauszukommen. Wir haben die eine oder andere Niederlage gehabt, die sehr unglücklich war. Dazu gab es einige Entscheidungen gegen uns. Aber Meckern hilft nichts.
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Was unterscheidet den neuen Trainer Torsten Lieberknecht von seinem Vorgänger Ilia Gruev?
Stoppelkamp: Jeder Trainer hat eine andere Spielphilosophie. Torsten Lieberknecht will, dass wir allgemein flexibler sind. Auch vom System her. Daran feilt er gerade mit uns in der täglichen Trainingsarbeit. Ich bin auch erst seit zwei Wochen wieder dabei, weil ich vorher verletzt war. Das ist das, was ich bisher beurteilen kann.
Sie hatten einen guten Draht zu Ilia Gruev.
Stoppelkamp: Er hat mich zusammen mit Manager Ivo Grlic nach einer sehr schwierigen Zeit zum MSV Duisburg geholt. Dafür bin ich den beiden sehr dankbar. Natürlich ist es immer schade, wenn ein Trainer gehen muss. So etwas wünscht man keinem, aber so ist das Geschäft. Es kann manchmal gnadenlos sein. Ich denke aber, dass Torsten Lieberknecht auch gut nach Duisburg passt. Und er hat das in den vergangenen Wochen mit den Ergebnissen, die wir erzielt haben, auch bestätigt.
Wie erleben Sie Lieberknecht im täglichen Umgang? Packt er die Mannschaft auf der emotionalen Ebene?
Stoppelkamp: Ja, das auch. Bei dem einen oder anderen Spiel hat er die Jungs schon ordentlich heiß gemacht, was ich so mitbekommen habe.
Lernen Sie mit 31 Jahren als Fußballer noch dazu?
Stoppelkamp: Man lernt nie aus. Ich bin ja nicht perfekt. Man kann immer etwas Neues dazulernen und für die Zukunft Dinge mitnehmen. Das versuche ich natürlich. Besser werden kann man immer.
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Sie sind in Ihrer Karriere schon dreimal abgestiegen. Spüren Sie die Angst vor einem vierten Negativ-Erlebnis?
Stoppelkamp: Angst wäre das falsche Wort. Klar überlegt man das eine oder andere Mal vielleicht mehr. Auch in der letzten Saison hatten wir eine Phase, in der es etwas enger wurde, aber Angst ist nicht angebracht. Wir sollten eher an unsere Stärken glauben.
Wie stark muss man als Fußballer sein, um große Nackenschläge zu verarbeiten?
Stoppelkamp: Du musst mental sehr stark sein. Gerade bei einem Abstieg kommt der eine oder andere Spruch. Aber das habe ich nicht an mich herangelassen. Wenn ich nicht mental in der richtigen Verfassung gewesen wäre, dann hätte ich Deutschland verlassen. Ich hatte damals die eine oder andere Möglichkeit, ins Ausland zu gehen, aber das wollte ich nicht. Ich wollte es vor allem mir selbst beweisen und zeigen, dass ich nicht so einfach wegrenne. Im letzten Jahr habe ich es als persönliche Challenge genommen, das Abstiegsgespenst zu verjagen. Im letzten Jahr hat es geklappt. Und diesmal wird es auch klappen.
Wie verjagt man das Abstiegsgespenst?
Stoppelkamp: Durch eine positive Einstellung und gute Ergebnisse. Ich denke, das haben wir mit dem MSV eindrucksvoll gezeigt, wie stark wir sein können. Ich hoffe, dass wir alles Negative hinter uns gelassen haben. Die Qualität, in der Liga zu bleiben, haben wir allemal.
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Wie beurteilen Sie die Kölner Rückholaktion von Anthony Modeste?
Stoppelkamp: Der 1. FC Köln bewegt sich in einer anderen Welt als wir. Sie haben keinen normalen Zweitligakader, sondern eine Bundesliga-Mannschaft. Die Kölner waren auch vor dem Modeste-Transfer vorne schon stark besetzt. Wenn es sich ein Verein wie der FC leisten kann, Modeste zurückzuholen, dann weiß man: Das ist nicht unsere Kategorie.
Und trotzdem hat der kleine MSV den großen 1. FC Köln 2:1 geschlagen.
Stoppelkamp: Das ist ja genau die zweite Liga. Keiner darf sich zu sicher sein. Wir sind in der Lage, in dieser Spielklasse jedes Spiel zu gewinnen. Und genauso können wir auch jedes Spiel verlieren. Du muss immer zu 100 Prozent konzentriert sein, immer an dein absolutes Limit gehen. Ganz gleich, ob du gegen den Letzten oder den Ersten spielst. Das ist das Besondere an der zweite Liga. Und für uns ist jedes einzelne Spiel enorm wichtig.
Was denken Sie grundsätzlich über den Zebra-Kader?
Stoppelkamp: Ich finde, dass wir einen guten Kader haben. Dass wir mit der Qualität so weit unten stehen, ist nicht nötig. Ich bin sicher, dass es sich spätestens im Frühjahr, wenn die Weichen in der 2. Liga gestellt werden, zeigen wird, wo wir hingehören.
Sind Sie nach Ihrem Muskelfaserriss wieder bei 100 Prozent?
Stoppelkamp: Ich war sechs Wochen verletzt. Das merkt man schon. Die letzte Woche hat mir nochmal ganz gut getan, da haben wir intensiv trainiert und Gas gegegeben. Ich fühle mich immer besser. Ob ich komplett bei 100 Prozent sein kann, weiß ich nicht, aber ich bin auf einem guten Weg.
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Werden Sie noch oft auf Ihr Rekord-Tor, das Sie 2014 aus unglaublichen 83 Metern für Paderborn gegen Hannover erzielt haben, angesprochen?
Stoppelkamp: Ja, das kommt schon mal vor. Vor dem Paderborner Stadion gibt es die Moritz-Stoppelkamp-Allee, die exakt genau so eine Distanz hat wie mein Schuss damals.
Vielleicht lässt sich der MSV für Sie auch eine Rekordstraße einfallen – eventuell über 90 Meter?
Stoppelkamp: (lacht) Ich glaube, das wird schwer. Ich bezweifele, dass ich noch einmal so ein Tor schießen werde.
Wo war die bisher schönste Station Ihrer Karriere?
Stoppelkamp: Das letzte Jahr beim MSV fand ich extrem schön. Ich habe eine besondere Beziehung zum Verein, zur Stadt Duisburg, weil ich ja hier aufgewachsen bin. Ich glaube aber, dass ich aus jeder Station etwas mitnehmen konnte, auch wenn es zum Beispiel in Karlsruhe oder Paderborn negative Erlebnisse gab.
Macht es Sie traurig, dass Ihr Ex-Klub Rot-Weiß Oberhausen nur viertklassig spielt?
Stoppelkamp: Es ist schade. Damals, als RWO in die 3. Liga abgestiegen ist, sind noch viele Freunde von mir in Oberhausen geblieben und dann mit dem Klub noch eine Etage tiefer abgerutscht. Wenn man so etwas sieht, ist das traurig. Oberhausen an sich hat nicht so die Möglichkeiten wie andere Konkurrenten in dieser Spielklasse. Es ist schon schwierig, aus der Regionalliga wieder nach oben zu kommen. Das sieht man ja schon an den vielen Traditionsvereinen, die da schon seit Jahren feststecken.