Duisburg. . Nach dem 2:0 in Bochum ist Duisburg bereits Tabellenfünfter der Zweiten Liga. Doch der Cheftrainer will vom Aufstieg noch nichts wissen.

Ilia Gruev ist ein Trainer, der gern Komplimente an die Gegner verteilt. Dies fiel dem 48-Jährigen am Dienstagabend nach dem 2:0-Sieg des MSV Duisburg in der 2. Fußball-Bundesliga beim VfL Bochum schwer. Statt eines Komplimentes übermittelte der Duisburger Trainer einen Wunsch an seinen Kollegen Jens Rasiejewski: „Ich wünsche Bochum die Ruhe, die wir in Duisburg haben.“

Damit brachte Gruev das Erfolgskonzept des Aufsteigers auf den Punkt: In der Ruhe liegt beim MSV die Kraft. Und dies war das Beeindruckende am Duisburger Auswärtssieg in Bochum: Die Zebras gewannen das Spiel unaufgeregt, souverän, taktisch diszipliniert. Eine Mannschaft, die nominell schwächer besetzt war als der Gegner, beherrschte das Geschehen auf dem Rasen.

Aufstiegsplätze sind näher als die Ränge im Tabellenkeller

Der MSV steht nach 19 Spielen auf dem fünften Tabellenplatz. Die Aufstiegsplätze sind näher als die ungeliebten Ränge im Tabellenkeller. Da werden schnell Begehrlichkeiten geweckt. Das lässt Trainer Gruev aber nicht zu. Gebetsmühlenartig wiederholt der Deutsch-Bulgare seine Vorgabe: Die 40 Punkte, die in der Regel zum Klassenerhalt reichen, stehen über allem. „Erst wenn wir diese Marke erreicht haben, können wir über alles reden. Aber nicht früher.“

Für den MSV ist der frühere bulgarische Nationalspieler, der an der Seite von Lothar Matthäus auch Co-Trainer der Nationalmannschaft seines Heimatlandes war, ein Glücksfall. Gruev hat den Klub beruhigt, der vor vier Jahren durch Lizenzentzug und Grabenkämpfen in den Gremien einem Tollhaus glich. „Gruev steckt mit seiner Arbeit im Verein alle an. Er nimmt alle mit, jeden Spieler, jeden Mitarbeiter, jeden Fan“, lobt MSV-Präsident Ingo Wald.

Für Gruev, der in Duisburg im November 2016 seinen ersten Job als Cheftrainer antrat, ist die Disziplin ein Credo. Akribie und Seriosität gehören dazu. Das Team hat Gruevs Sichtweise verinnerlicht. „Wir bleiben bodenständig“, bekräftigte Mittelfeldspieler Ahmet Engin nach der Partie im Bochum.

Länderspielpause im Oktober brachte die Wende

Den Erfolgskurs fanden die Meidericher in dieser Saison erst auf Umwegen. Der Aufsteiger wartete in den ersten Wochen mit erfrischendem Offensivfußball auf und erhielt dafür viel Lob – aber nur wenige Punkte. In der Länderspielpause im Oktober legte Gruev den Schalter um. Er vertraute zwar weiterhin seinem 4-4-2-System, richtete das Team jedoch defensiver aus. Weniger Spektakel, weniger Drama, mehr Vorsicht – Ruhe eben.

In den vergangenen zehn Spielen sammelte der MSV Duisburg stattliche 21 Punkte ein. Mit so einem Punkteschnitt können Mannschaften am Ende aufsteigen. Von der starken Abwehr profitiert auch Torwart Mark Flekken: Mit acht Spielen ohne Gegentor führt er die Rangliste der Liga an.

Gartner einziger Neuzugang

Mit Ruhe agieren die Duisburger auch auf dem Transfermarkt. Mit dem ehemaligen Düsseldorfer Christian Gartner verpflichtete der MSV in der Winterperiode erst einen Neuzugang. Sportdirektor Ivica Grlic schaut sich noch nach einem neuen Stürmer um. Der 42-Jährige bleibt bei dieser Personalie gelassen: „Wir holen nur einen Spieler, wenn er uns sofort helfen kann. Wenn sich nichts ergibt, dann ist das eben so.“