Duisburg. Das MSV-Team von Ilia Gruev muss verinnerlichen, dass es nicht ausreicht, schön zu spielen. In Bielefeld soll sich der Spaß auch auszahlen.
- Der Aufsteiger zur 2. Fußball-Bundesliga ist am Samstagmittag bei der stark gestarteten Bielefelder Arminia zu Gast
- Die späten Gegentore gegen Dresden und Darmstadt, die zwei Punkte kosteten, hat der Trainer noch nicht ganz verdaut
- Ilia Gruev stellt vor dem Auftritt auf der Alm klar: „Wir fahren nicht nach Bielefeld, um Kaffee zu trinken“
Irgendwann in der zweiten Halbzeit der Partie gegen Darmstadt fiel der Blick auf die Stoppuhr. „Wie jetzt, nur noch eine halbe Stunde? Dabei macht es doch gerade so viel Spaß, dem MSV Duisburg zuzuschauen.“ Das war ganz anders als in Drittliga-Zeiten, wo der Fan bei dem einen oder anderen Knäckebrot-Kick dachte: „Oh Gott, noch 30 Minuten!“
Doch auch das war im Spiel vor der Länderspielpause und vor dem Spiel am Samstag bei der Bielefelder Arminia anders: Im Vorjahr schossen die Zebras in letzter Minute gern Tore. Gegen Münster beim 3:2 oder beim 1:1 gegen Lotte zum Beispiel. Gegen Darmstadt dauerte dagegen die Kurzweil wie schon beim 0:1 gegen Dresden zwei Minuten zu lang. Der Gegner sackte spät die Punkte ein und für die Zebras blieb nur viel Lob. Solche Kunst wird als brotlos bezeichnet.
Beim Pressegespräch am Donnerstag konnte man spüren, dass Trainer Ilia Gruev die späten Treffer gegen Dresden und Darmstadt nicht ganz verdaut hat: „Die zwei Punkte mehr auf dem Konto wären gut, aber allein dieses Gefühl, in der Zweiten Liga noch ungeschlagen zu sein, wäre besser.“ Insgesamt vier Minuten haben da gefehlt.
MSV-Trainer Gruev hält am Konzept fest
Gruev spricht dann auch davon, dass seine Elf bei knappem Spielstand „ergebnisorientiert“ spielen müsse. Bevor man sich sorgt, dass säckeweise Zement den Mannschaftsbus auf dem Weg nach Ostwestfalen beschwert: Der Coach hält an seinem Konzept fest, das Spiel selbst aktiv zu gestalten. „Ich gehe meinen Weg konsequent weiter“, so Gruev. Neuzugang Lukas Fröde wird es freuen, denn nicht nur das Publikum, sondern auch die Spieler haben Freude am Vortrag: „Wir haben von Anfang an einen guten Ball gespielt und dann macht es Spaß.“
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Mit vier Punkten aus den ersten vier Spielen liegt der MSV einigermaßen im Marschplan. Die späten Gegentore lassen sich da gut diskutieren, weil ansonsten vieles passt und stimmt. Fest steht, „dass wir konkurrenzfähig sind“, wie Lukas Fröde findet. Gruev bestätigt: „Wir können mithalten.“ Jetzt gilt es den nächsten Schritt zu machen und bis zur letzten Minute „bewusst und konzentriert“ zu spielen, wie der Coach sagt. Denn Gruev weiß: Schönheit vergeht. Punkte bleiben bestehen.
Wichtige Etappe auf der Route des Trainers
Das Spiel am Samstag markiert eine wichtige Etappe auf der vom Trainer vorgezeichneten Route. Gegen eine Mannschaft, die zwar einen guten Lauf hat, dennoch auf Augenhöhe mit dem MSV kickt, steht eine Reifeprüfung auf dem Spielplan. Schön ist nicht genug. Bei einer erneuten Niederlage hat der MSV erst einmal ein Feldbett im Keller stehen. Dann kommen die Nürnberger, die schon im Pokal unleidlich waren.
Während der kleinen Pause habe er daran gearbeitet, dass sich der Spaß in Zukunft regelmäßig auszahlt. Die Leistungen in den beiden Testspielen gegen Borussia Mönchengladbach (1:2) und Oberligist VfB Speldorf (8:1) haben ihn überzeugt. Gruev lobt den Charakter seiner Mitarbeiter, die sich nicht schonten und sich keinerlei Kunstpausen gönnten. Die Harmonie und die Stimmung seien gut.
Dann wird der Coach kämpferisch: „Wir fahren nicht nach Bielefeld, um Kaffee zu trinken. Wir wollen auch dort punkten.“ Das macht nämlich ebenfalls richtig schön viel Vergnügen.