St. Johann. Der neue Stürmer fühlt sich bei seinem neuen Arbeitgeber auf Anhieb wohl. Er erklärt, warum nicht nur Tore einen guten Angreifer ausmachen.
- Der neue Stürmer des MSV Duisburg hat sich nach seinem Wechsel zum VfB Stuttgart die deutsche Sprache selbst beigebracht
- Der Ukrainer weiß, dass auf ihm viele Hoffnungen ruhen, bricht aber auch eine Lanze für seine oft kritisierten Stürmerkollegen
- Im Trainingslager der Zebras in Österreich fühlt er sich gleich gut aufgenommen: „Es ist hier wie eine Familie“
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Die Mutter sollte Recht behalten. Als Borys Tashchy ein Kind war, riet sie ihm, Deutsch zu lernen. „Ich dachte aber mehr an Spanisch, es war ein Traum von mir, in Spanien Fußball zu spielen“, erzählt der neue Stürmer des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg im Trainingslager in St. Johann. Auf Englisch. Das fällt ihm leichter. Dabei spricht er auch schon passabel Deutsch. Vor drei Jahren kam der Ukrainer zum VfB Stuttgart.
„Damals konnte ich kein einziges Wort Deutsch. Ich habe es mir selbst beigebracht. Ohne Lehrer“, sagt der 23-Jährige. Das einstündige „Vorstellungsgespräch“ bei MSV-Trainer Ilia Gruev führte er auf Deutsch. Sein neuer Coach hat einen ähnlichen Weg hinter sich. Als Gruev vor 17 Jahren als Spieler zum MSV kam, erlernte er die deutsche Sprache in der Umkleidekabine und auf dem Trainingsplatz.
Groß, wuchtig, hungrig
Borys Tashchy will bei seinem neuen Klub auch mit einer anderen Sprache auf sich aufmerksam machen: mit Toren. „Groß, wuchtig, hungrig“, beschrieb sein neuen Arbeitgeber den 1,92-Meter-Mann nach der Verpflichtung. Der ehemalige ukrainische Jugendnationalspieler weiß, dass große Hoffnungen in Duisburg auf ihm ruhen. Die Fans sehnen sich nach einem „echten Knipser“, der konstant trifft.
Allerdings bricht der Mann aus Odessa eine Lanze für die etablierten MSV-Stürmer. Dass die Angreifer im Aufstiegsjahr sparsam mit ihren Toren waren, ist für Tashchy kein Kriterium. „Das Ziel zählt. Das Ziel war der Aufstieg, und das hat die Mannschaft erreicht. Es ist nicht fair, von einer Sturmkrise zu sprechen“, sagt der Angreifer und fügt hinzu: „Natürlich sind Tore für einen Stürmer wichtig. Das ist aber nicht alles, was einen guten Offensivspieler ausmacht.“
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Zuletzt spielte Borys Tashchy in Tschechien. Der VfB Stuttgart, für den er in der Bundesliga, in der 2. und 3. Liga am Ball war, hatte ihn für fünf Monate an den Erstligisten FC Zbrojovka Brünn ausgeliehen. Auch wenn er vermutlich lieber in der Schlussphase der Saison zum Bundesliga-Aufstieg der Schwaben beigetragen hätte, nahm er das Positive aus dem Gastspiel in Brünn mit: „Ich hatte Spielpraxis und blieb somit im Geschäft.“
Der Sommerurlaub fiel aus
Der Sommerurlaub fiel für den neuen MSV-Spieler, der in Duisburg bis 2019 mit zusätzlicher Option auf eine Vertragsverlängerung unterschrieben hat, aus. Ein Vereinswechsel war bereits seit geraumer Zeit absehbar, den ersten Kontakt zum MSV gab es im Juni. Tashchy leistete sich einen Personal-Trainer, um sich fit zu halten.
Seine Rolle in der MSV-Offensive sieht der neue Stürmer variabel – als „echte Spitze“ oder „falsche Neun“. Die Vorbereitung wird zeigen, wie er sich am besten einbringen kann. Der Wechsel nach Duisburg ging am Wochenbeginn blitzschnell über die Bühne, per PKW brachte der MSV ihn ins Trainingslager. Tashchy fühlte sich auf Anhieb wohl: „Die Atmosphäre beim MSV Duisburg ist sehr angenehm. Es ist hier wie eine Familie.“ Damit er sich auch nach der Rückkehr aus Österreich schnell wohl fühlen kann, sieht sich seine Freundin Jana — halb Schwedin, halb Russin – bereits nach einer Wohnung um. Nach Moskau, Stuttgart und Brünn ein neues Abenteuer für das Paar.
Das „Zückerchen“
Der MSV Duisburg hat seinem neuen Mann beim Antritt am neuen Arbeitsplatz übrigens noch nicht alle „Zückerchen“ verraten. Angesprochen auf das Traditionsturnier am 23. Juli in der Duisburger Arena mit dem Spiel gegen Aston Villa samt Neuzugang John Terry macht Borys Taschchy große Augen. „Wirklich? Das ist ja großartig. Aston Villa ist ein großer Klub, Terry ist ein großer Spieler“, freut sich der Stürmer auf das Match. Vielleicht ergibt sich dann auch die Gelegenheit für einen kurzen Plausch mit John Terry.
Natürlich auf Englisch.