Mönchengladbach. . Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach mischt als Vierter oben mit. Die Borussen spielen nun ungefähr so, wie es sich ihr Trainer Lucien Favre vorstellt. Viel hat mit Max Kruse und Raffael zu tun. Wir erklären, warum die Fohlen derzeit so stark sind.
Wer wissen möchte, wie groß der Einfluss des Fußball-Trainers Lucien Favre ist, der muss auf seinen Chef schauen. Seit ein paar Wochen hat Max Eberl mit dem Rauchen aufgehört. Jahrelang gehörte die Zigarette danach zu Eberl wie die Weide zum Fohlen: Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor paffte nach Spielschluss in der Fußball-Bundesliga oft eine Zigarette zum Runterkommen. Inzwischen hat Eberl dem Laster abgeschworen, neben Frau und Sohn hatte Lucien Favre ihn bearbeitet. Dem Trainer gelingt eine Menge in Mönchengladbach, die Borussia mischt als Vierter oben mit und wenig deutet darauf hin, dass sich daran etwas ändert. Warum? Eine Analyse.
Der Spielstil: Vor zwei Jahren stürmte Gladbach überraschend auf Platz vier. Zwei Gründe waren ausschlaggebend: schnelle Konter und Marco Reus. Die Konter gehören der Vergangenheit an und der überragende Reus zaubert längst für Dortmund. Lucien Favre hat aus der Not eine Tugend gemacht, Gladbach spielt jetzt so, wie Favre sich das vorstellt. Borussia setzt auf Ballbesitz, auf Technik und hohes Laufpensum. Flanken in den Strafraum sind aus der Mode, dank der neuen Stürmer Raffael und Max Kruse kombiniert Gladbach wie seit Jahren nicht. Beweis: Das Offensiv-Quartett aus Kruse, Raffael, Juan Arango und Patrick Herrmann war an 23 von 25 Saisontoren beteiligt.
Das Käfer-Prinzip: Gladbachs Spieler laufen. Und laufen. Und laufen. Meistens geht der Plan, den Gegner zu langen Wegen zu zwingen und müde zu spielen, auf: Elf der 25 Gladbacher Tore fielen in den letzten 30 Minuten, wenn die Gegner müder werden – das ist der zweitbeste Wert der Liga. Umgekehrt kassierte die Borussia in der letzten Viertelstunde nur ein Gegentor – das schafften nicht einmal die Bayern.
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Die Neuen: Jeder wichtige Transfer vor der Saison hat gesessen. Nationalstürmer Max Kruse, Favres alter Berliner Lieblingsschüler Raffael und der Bochumer Christopher Kramer sind Volltreffer. Vor allem Kruse und Raffael machen den Unterschied zum Vorjahr mit Platz acht aus. Von den Millionen-Transfers der vorigen Saison sind Verteidiger Alvaro Dominguez und Granit Xhaka im defensiven Mittelfeld eingeschlagen. Lediglich 14-Millionen-Stürmer Luuk de Jong wird nicht glücklich, er passt nicht ins Ballbesitz-System. Gut möglich, dass de Jong im Winter geht.
Der Trainer: Wer den stillen Schweizer Lucien Favre kennt, sagt, er sei von Fußball nahezu besessen – im besten Sinn. Seit dem Sommer wirkt Favre ausgesprochen gelöst. Er hat der Elf seine Idee vom Fußball eingeimpft. Zu der gehört auch: Schon während eines Angriffs sollen die Spieler auf den Ballverlust vorbereitet sein. Klappt, Gladbach verteidigt im Gegensatz zu anderen Teams geschlossen und mit hohem läuferischen Aufwand gegen den Ball.
Der Spielplan: Gladbach hat außer Schalke alle Brocken hinter sich, zu Hause spielt man noch gegen Nürnberg, Freiburg und Wolfsburg – lösbar. Zumal die Heimbilanz bislang perfekt ist: fünf Spiele, fünf Siege, 17:3 Tore.
Also keine Probleme? Oh doch.
Die Sorgen: Woanders würde diskutiert, ob die Borussia Vierter bleibt. In Gladbach nicht, Manager Eberl nimmt gezielt den Druck raus und spricht vom einstelligen Tabellenplatz. Denn seine Baustelle ist die Zukunft der Führungsspieler: Bleibt Nationalkeeper Marc-Andre ter Stegen oder geht er zum FC Barcelona? Was wird aus den Defensiv-Routiniers Roel Brouwers, Martin Stranzl und Filip Daems, deren Wort Gewicht hat und deren Verträge auslaufen? Womöglich braucht die Borussia am Saisonende eine komplett neue Abwehr. Nicht, dass Max Eberl dann doch wieder zur Zigarette greift.
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