Hamburg. Borussia Mönchengladbach hat dank Nationalstürmer Max Kruse den gordischen Knoten gelöst. Am elften Spieltag der Fußball-Bundesliga feierten die Fohlen beim 2:0 in Hamburg ihren ersten Auswärtsspiel der Saison.
Zuversichtlich war Max Eberl vor der Bundesliga-Partie beim Hamburger SV. Der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach glaubte, dass die auswärts noch sieglosen Gladbacher "bald den Bock umstoßen", wenn man weiterhin so auftreten würde, wie in den anderen Spielen auf fremden Platz. Mit "so" meinte Eberl: spielfreudig und ballsicher, konterstark und in der Defensive stabil. Die Borussia erfüllte beim HSV diese Attribute über weite Strecken und Eberl sollte Recht behalten mit seinem Gefühl, dass die Gladbach-Fans erstmals auswärts feiern durften.
Von der ersten Minute an zeigten beide Mannschaften schnelle Kombinationsfußball, der bis zum jeweiligen Strafraum schön anzuschauen war, aber dann an der Kreidegrenze meist ins Leere lief. Juan Arangos scharfe Hereingabe auf den gebürtigen Hamburger Max Kruse verfehlte das Ziel (8.) und auf der anderen Seite ging Milan Badeljs Gewaltschuss aus 18 Metern nur knapp am Tor von Marc-André ter Stegen vorbei (17.). Die Gladbacher, die wieder mit einer umgebauten Abwehrreihe spielen mussten - nach seiner abgesessenen Sperre ersetzte Martin Stranzl seinen verletzen Vertreter Roel Brouwers -, leisteten sich nach 20 Minuten im Umschaltspiel einige untypischen Fehler. Die Gastgeber konnten daraus vor 57.000 Zuschauern und einer ausverkauften Imtech Arena aber keinen Profit schlagen, sind sie doch in dieser Kategorie eiskalt. Vor einer Woche nutzen die Hanseaten noch drei Patzer von Freiburgs Schlussmann Oliver Baumann.
Kruse bestraft Sobiech-Patzer
Diesmal allerdings unterlief dem HSV ein folgenschwerer Fehler. Der ehemalige Dortmunder Lasse Sobiech brachte mit einem missglückten Rückpass Hamburgs Schlussmann René Adler in Bedrängnis. Kruse fing den Pass ab und verwertete die unfreiwillige Vorlage seines ehemaligen St. Pauli-Mitspielers. Die Elf von Trainer Bert van Marwijk war nur kurz geschockt. Zwar ließen sie Raffael nur vier Minuten später durchs Mittelfeld spazieren und Kruse bedienen. Nach dessen zweiter Chance aber fingen sich die Rothosen und übernahmen fortan gegen zu passive, aber sehr konzentrierte Borussen das Kommando.
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Vor allem über die Außenpositionen um Hakan Calhanoglu links und Maximilian Beister auf der rechten Seite machten die Hausherren Druck und ter Stegen musste sich ein ums andere Mal auszeichnen. Einen Lupfer vom immer stärker werdenden Rafael van der Vaart entschärfte der vom FC Barcelona begehrte Keeper sicher (30.), die gefährliche Flanke vom gebürtigen Möchengladbacher Marcell Jansen klärte der Torwart zur Ecke. Über mangelnde Arbeit konnte sich ter Stegen nicht beschweren.
Die Halbzeitpause kam für strauchelnde Gladbacher zur richtigen Zeit, doch auch nach dem Seitwechsel waren die Norddeutschen die spielbestimmende Mannschaft. Van der Vaart setzte seinen direkten Freistoß an die Latte (47.) und der ehemalige Rheinländer Beister bereitete Oscar Wendt immer größere Probleme (49). An der Seitenlinie dirigierte Gladbach-Coach Favre seine Mannschaft, hoffte auf Entlastungsangriffe und sah wild gestikulierend die nächsten Angriffswellen des Heimteams auf seinen Torwart zukommen. Calhanoglu (60.) und Beister (62.) verpassten es jedoch, den mittlerweile verdienten Ausgleich auch zählbar auf die Anzeigetafel zu bringen.
Dort änderte sich allerdings nur wenige Sekunden nach der Beister-Chance die Anzahl der Tore links neben der schwarz-weißen Borussia-Raute. Und wieder patzte Sobiech. Leichtsinnig verlor der Innenverteidiger den Ball an Raffael, der Kruse freispielte. Nach einen Tänzchen mit Jonathan Tah versenkte der deutsche Nationalspieler das Leder zum 2:0 für die Mannschaft vom Niederrhein (63.). "Europapokal, Europapokal", skandierten die mitgereisten Gladbach-Fans und feierten die immer wahrscheinlich werdenden Chance auf den ersten Sieg auf fremden Rasen.
Gladbach siegt beim HSV
Noch mehr als 20 Minuten blieben dem HSV, um das zu verhindern. Wütende Angriffe, wie nach dem ersten Gegentreffer allerdings bleiben aus. Hertha-Leihgabe Pierre-Michael Lasogga köpfte den Ball nach einem langen Freistoß von van der Vaart zwar an den Pfosten, ter Stegen reagierte auch hier glänzend, der Anschlusstreffer für die Gastgeber fiel aber nicht.
Borussia Mönchengladbach feiert erstmals seit Februar 2012 zwei Siege in Folge und festigt mit dem ersten Auswärtserfolg der Saison den vierten Tabellenplatz und behauptet sich damit als "best of the rest" hinter den Top-Teams von Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen.
