Mönchengladbach. . Die Bilder ähneln sich: Borussia Mönchengladbach macht auf fremden Platz ein gutes Spiel und fährt dennoch mit leeren Händen nach Hause. Zum dritten Mal in dieser Saison verliert Gladbach auswärts. Und das ist nicht das einzige Problem der Elf von Trainer Lucien Favre.
„Erste Runde Bukarest, zweite Runde Rom. In Kopenhagen schellt das Telefon…“, hört man die Fans von Borussia Mönchengladbach noch heute grölen, wenn sie an Europa denken. 51 Punkte haben Eintracht Frankfurt und dem SC Freiburg in der vergangenen Saison gereicht, um das internationale Geschäft zu erreichen.
„Zurück in die Zukunft“ passt in diesem Zusammenhang, so lautete die Überschrift im Stadionmagazin der TSG Hoffenheim über die Borussia: Europa sei das Ziel des Traditionsklubs vom Niederrhein. Doch die Mannschaft von Trainer Lucien Favre steckt nach der 1:2-Niederlage ins Sinsheim mehr denn je in der Gegenwart fest und muss mit zwei speziellen Problemen kämpfen.
Das eine Problem heißt „Auswärtsschwäche“ und droht zu einem Klotz am Bein für die Ziele der Gladbacher zu werden. Das andere ist längst ein Pferdefuß, dass die Fohlen lahmt: Seit Februar 2012, also seit mehr als anderthalb Jahren gelingt es Gladbach nicht, zwei Siege in Folge einzufahren.
Auswärtsschwäche der Borussia "ist Quatsch"
Dabei sind die Leistungen der Borussen mittlerweile konstant gut – heim und auswärts. Auch auf fremden Platz agiert die Favre Elf dominant und ansehnlich; am Strafraum allerdings ist meistens Schluss mit Sturm und Drang – und das ist vor allem ein Auswärtsproblem. Die blanken Zahlen offenbaren dabei nichts Gutes: Drei Auswärtsspiele. Null Punkte.
Während die Begegnungen in München und Leverkusen alles andere als Pflichtsiege für Gladbach waren, so war bei den noch sieglosen Hoffenheimern ein Dreier in der Fremde eingeplant. Auch, um den Trend in der Tabelle zu bestätigen. Und mit einem Rutsch beide Probleme loszuwerden.
Die Punkte aber blieben traditionell in Sinsheim und die Spieler weisen das Offensichtliche von sich: „Wir dürfen uns nicht aufquatschen lassen, dass wir auswärts zu schwach sind“, sagte Christoph Kramer. Von der Statistik her könne man das vielleicht so sagen, aber „eigentlich ist das Quatsch.“ Auch Granit Xhaka geht es nicht „darum, ob wir zwei, drei oder viermal hintereinander gewinnen.“ Sie schauen von Spiel zu Spiel und „die Statistik interessiert uns nicht.“
Max Eberl allerdings fand schon in der Halbzeit klare Worte. Als „Schweinetor“ bezeichnete Mönchengladbachs Manager den Treffer 30 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff und entschuldigte sich nach dem Spiel für seine Wortwahl. „Es sind einfach ärgerliche Gegentore“, und es sei sehr schwer, einem Rückstand hinterherzurennen
Der Kraftaufwand in der zweiten Hälfte kam zu spät und deshalb „fahren wir tiefbetrübt nach Hause“, so der Sportdirektor verärgert. Kapitän Daems, der bei beiden Gegentoren nicht gut aussah, bemängelte die fehlende Aggressivität in den Zweikämpfen und Eberl lobte die Selbsterkenntnis, die „der erste Schritt zur Besserung“ sei. „Wir haben eine gute Mannschaft, um uns herum blühen die Träume“, mahnte der Manager, „aber die Arbeit auf dem Platz muss so gemacht werden, dass klar wird: ‚Die Jungs wollen etwas erreichen.’“
Gladbach will eine Serie starten
Ohne die Punkte in der Fremde tritt die Borussia tabellarisch auf der Stelle. Schlimmer noch: Sie ist in jedem Heimspiel unter Druck. „Das kennen wir doch schon aus der vergangenen Saison“, sagte Tony Jantschke leicht lächelnd: „Wie schreibt ihr immer so schön: ‚keine zwei Siege hintereinander’?“, fragte er die Journalisten rhetorisch, wurde aber gleich wieder ernst: „Mich kotzt das an, dass wir uns so immer wieder unter Druck setzen.“ Er wolle mit seiner Mannschaft endlich mal eine kleine Serie starten.
Gladbach verliert 1:2
Schüsse aus der zweiten Reihe seien ein probates Mittel, um die kompakte Defensive des Gegners herauszulocken „und wir haben auch Spieler, die das können“, grübelte Kramer über die Lösung für die kommende Auswärtsaufgabe in Augsburg.
Aber vorher muss Gladbach erst wieder unter Druck das Heimspiel gewinnen. Am Freitag kommt Aufsteiger Braunschweig an den Niederrhein. Die Festung Borussia-Park sollte gegen den Tabellenletzten halten, dann bliebe wenigstens die Heimbilanz in dieser Spielzeit makellos. 51 Punkte hat man auf dem Konto, wenn man alle Spiele im eigenen Stadion gewinnt. Und mit 51 Punkten dürfen die Gladbach-Anhänger das Europapokal-Lied anstimmen.