Leverkusen. Es war eine spielentscheidende Szene zwischen Gladbach und Leverkusen: Arango springt der Ball im Strafraum an die Hand - Elfmeter. Erneut entbrennen Diskussionen. “Ich finde diese Regel katastrophal“, sagt Fohlen-Trainer Favre. Andere teilen diese Meinung.

Nein, Borussia Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre sucht nach der Niederlage bei Bayer Leverkusen nicht die Schuld beim Schiedsrichter. Er ist ein fairer Sportsmann, der anerkennt, dass der Champions-League-Teilnehmer beim 4:2 besser war; oder anders: dass seine Mannschaft sowohl in der Offensive als auch defensiv Fehler gemacht hat. Diese Fairness, die der Fußballlehrer an den Tag legt, erwartet er allerdings auch von der Auslegung der Handregel im Strafraum. Und dann ärgert sich der Schweizer doch über die Szene in der 22. Minute.

Juan Arango wird aus kurzer Distanz im Strafraum angeköpft, er selbst ist mit dem Rücken zur Situation und seine Hand ist ausgestreckt in der Luft, als wolle er wie ein Schuljunge von seinem schönsten Freistoßerlebnis erzählen. Statt Freistoßphantasien vor dem gegnerischen Tor gibt es aber Strafstoß für Leverkusen und Kießling bringt Bayer mit seinem 100. Bundesligator auf die Siegerstraße.

Gladbach-Trainer Favre möchte nicht in Haut der Schiedsrichter stecken

Wenn man diesen Handelfmeter gebe, "musst du drei davon pfeifen", sagt Favre nach der Partie und beginnt eine Grundsatzdebatte in Trapattoni-Light-Manier - ähnlich emotional, nur wesentlich ruhiger:

"Ich finde die Bundesliga fantastisch. Für jeden Trainer ist es ein Traum in dieser Liga zu arbeiten. Aber ich finde diese Regel katastrophal", so Favre, "das muss ich klar sagen". Es sei für alle unfair und er wisse nicht, wer sich diese Regel ausgedacht habe: "Das ist keine gute Werbung für die Bundesliga" - die am Samstag ihren 50. Geburtstag feiert und nun wohl eine Grundsatzentscheidung treffen muss, wenn es nach Favre geht. Die Schiedsrichter seien schuldlos in dieser Situation. Letztlich rühre es vielleicht daher, dass man einfach mehr Tore in der Bundesliga sehen möchte, stellt der Trainer die These in den Raum. Ein Blick auf die Ergebnisse der ersten drei Spieltage unterstreicht Favres Vermutung. Aber "die Zuschauer, die ins Stadion kommen, sind nicht dumm". Es müsse doch fair bleiben und so sei es schwer zu interpretieren - für alle.

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Von David Nienhaus, aufgezeichnet in der Mixedzone

In der Haut der Schiedsrichter möchte der Schweizer nicht stecken. "Es ist ein Alptraum für die Schiedsrichter und ich frage mich, ob sie schlafen können, wenn sie darüber nachdenken, was sie pfeifen müssen", so Favre und zeigt auf seinen Finger, seinen Unterarm und seine Schulter. Es sei doch unmöglich und unheimlich schwer, "das ist verrückt und ich finde das nicht gut." Der Job der Unparteiischen sei schwerer als ein Trainerjob und er wolle ihn nicht machen müssen. "Ich verteidige immer die Schiedsrichter", aber sie hätten den Druck bekommen, das zu pfeifen - "aber dann müssen sie es auf allen Seiten pfeifen. Giovanni Favre hat fertig.

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl unterstützt seinen Cheftrainer: "Das große Problem ist, dass es gleich bewertet werden muss." Wenn man den Elfer gegen Arango gebe, "dann müssen wir vor dem 4:2 den Handelfmeter kriegen und dann muss Schalkes Hoogland einen Handelfmeter gegen sich kriegen", so Eberl, der die Szene der anderen Partie im Fernsehen verfolgt hat. Es sei das Problem der Schiedsrichter, "dass sie es nicht alle gleich bewerten." Der eine sagt: aus kurzer Distanz angeschossen, der andere sagt: klares Handspiel. Eberl spricht von Gleichgewicht und einer "klaren Linie", die gefunden werden müsse. Auch wenn es dann sicherlich mitunter zu "komischen Entscheidungen" käme.

Gladbach patzt in Leverkusen

Mit 2:4 unterlag Borussia Mönchengladbach bei Bayer Leverkusen.
Mit 2:4 unterlag Borussia Mönchengladbach bei Bayer Leverkusen. © Bongarts/Getty Images
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Mit 2:4 unterlag Borussia Mönchengladbach bei Bayer Leverkusen. © REUTERS
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Handspiel-Regelung wird für Diskussionsstoff sorgen

Gladbachs Vizepräsident Rainer Bonhoff gab sich nicht so solidarisch und gab deutlich zu verstehen, was er von dieser Entscheidung hält. Nach dem Schlusspfiff sagte Bonhoff: "Vielleicht kriegen wir den auch mal in einem Heimspiel von uns" und meinte Dr. Felix Brych, dem er dann auch einen Besuch in der Kabine abstattete. "So, jetzt habe ich ihm ein paar Takte gesagt und jetzt ist gut", so Borussias Vize.

Gut ist es sicherlich noch nicht. Favre und Eberl stoßen eine Diskussion an, die sicherlich noch für Gesprächsstoff sorgen wird und wenn selbst der Schiedsrichterbeobachter auf der Tribüne bestätigt, die Entscheidung sei unglücklich, dann spricht es dafür, die Regelauslegung noch mal zu überdenken. Die Gladbacher Verantwortlichen hätten sicherlich nichts dagegen.