Mönchengladbach. Mit dem BVB war auch Marco Reus erstmals seit seinem Wechsel zu Gast bei Borussia Mönchengladbach - und konnte aus nächster Nähe mit ansehen, dass die Gladbacher wieder ein vielversprechendes Talent aus dem eigenen Nachwuchs haben: den 19-jährigen Amin Younes.
In einer XXL-Winterjacke kommt der kleine Held von Borussia Mönchengladbach in die Mixed Zone. Sein Strahlen im Gesicht ist so gigantisch wie der übergroße Mantel, in dem Amin Younes steckt. Mit seinem Tor zum Ausgleich ärgerte der 19-Jährige den Deutschen Meister und Pokalsieger Borussia Dortmund, und bescherte seiner Borussia nach dem chancenlosen Ausscheiden im Europapokal bei Lazio Rom wieder neues Selbstvertrauen. Manchmal schreibe der Fußball die schönsten Geschichten, freute sich Gladbachs Sportdirektor Max Eberl nach dem Premierentor und Startelfdebüt des Eigengewächses.
Die Geschichte des Amin Younes ist schnell erzählt. Seit dem siebten Lebensjahr spielt der gebürtige Düsseldorfer für die Borussia und seit anderthalb Jahren trainiert der nur 1,68 Meter kleine Tempo-Dribbler bei den Profis. In dieser Saison schaffte der talentierte Offensivspieler immer wieder den Sprung in den 18-Kader, gegen Istanbul und in Rom schnupperte Younes sogar schon den internationalen Flair des Fußball-Geschäfts.
"Unbekümmertheit ist das große Wort im Fußball", erklärte Eberl den Auftritt des jungen Stürmers: "Amin kommt relativ unbekümmert in die Situation hinein und hat nichts zu verlieren." Younes gestand nach dem Abpfiff, nervös sei er gewesen. Aber nach dem ersten erfolgreichen Dribbling und den ersten gelungenen Pässen, war er schnell im Spiel angekommen. "Ich hatte keine Angst, eher Respekt" vor den Nationalverteidigern des BVB erzählte der 19-Jährige. "Ich habe ihm vor der Partie gesagt, er soll einfach so spielen wie im Training und Spaß haben", lächelt Torwart Marc-André ter Stegen. Man habe gesehen, "dass er die Qualität mitbringt, um unser Spiel zu beleben."
Younes rannte, dribbelte und schoss ohne lange zu fackeln
Das bestätigte auch Younes' Trainer Lucien Favre. Es sei ein "bon debut" - ein schönes Debüt gewesen. "Amin hat seine Emotionen beherrscht und seine Qualität im Eins gegen Eins und beim finalen Pass gezeigt", erklärte der Fußballlehrer. Es ist wichtig für einen Nachwuchsspieler, dass er sich in seinem ersten Spiel zeigen kann. Und Younes "war trotz seiner Größe in den Zweikämpfen sehr präsent." Dem Schweizer ist wichtig, dass seine Spieler nicht nur im Offensivbereich wirbeln, sondern auch schon vorne mit verteidigen.
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Younes rannte, dribbelte und in der 67. Minute schoss er ohne lange zu fackeln den Ausgleichstreffer für sein Team. "Ich habe einfach mit vollem Risiko draufgehalten, zum Glück wurde der Ball noch glücklich abgefälscht", beschrieb er die kurz zuvor gesehenen Fernsehbilder freudig. Und auch seine Mannschaft freute sich für das "Zaubermäuschen": "Bei seinem Startelfdebüt zu treffen und das gegen Borussia Dortmund ist ein super Einstand", sagte Lukas Rupp - selbst Youngster und vielversprechender Neuling bei den Fohlen. "Wir freuen uns alle für Amin", ergänzte Tony Jantschke.
"Ein perfekter Tag"
Der Held des Abends blieb aber bescheiden. Es wirkte, als sei ihm der Rummel so unpassend, wie die XXL-Jacke. Es sei ein "perfekter Tag gewesen", den man sich besser nicht hätte erträumen können. Aber er wolle "gar nicht auf mich gucken. Mich freut es einfach für die Mannschaft - noch mehr als für mich." Und auch beim Torjubel dachte er nur an andere. An seinen älteren Bruder Phillip, für den er jubeln wollte und irgendwie für den gesamten Borussia-Park. "Ich bin heute einfach froh, Borussia bedeutet mir sehr viel. Der Verein ist meine Heimat und wie eine Familie."
Er habe Geduld bewiesen, lobte Favre seinen kleinsten Spieler. Jetzt müsse Younes "aber am Boden bleiben." Der Youngster muss in die Rolle des Bundesliga-Spielers wachsen - das wird weniger zum Problem, als in den großen, schwarzen Mantel.