Mönchengladbach. Obwohl die Begegnung zwischen Gladbach und Bayer Leverkusen (3:3) am Samstag keinen Sieger fand, zählte Torschütze Luuk de Jong zu den Gewinnern auf Seiten der Borussia. De Jong erzählt, mit welchen Bällen man ihn füttern muss und wie er sich wieder für die Nationalmannschaft empfehlen möchte.

Obwohl Luuk de Jong einen hohen Kredit bei den Anhängern von Borussia Mönchengladbach genießt, werden die Auftritte des Neuzugangs von außen aufmerksam und kritisch verfolgt. Bisher konnte der zwischenzeitlich lange verletzte Niederländer seine Ablösesumme von 12 Millionen Euro noch nicht mit Toren zurückzahlen. Am Samstag gelang dem ehemaligen Twente-Stürmer gegen Bayer Leverkusen sein dritter Bundesligatreffer und am Niederrhein hofft man, dass der Knoten bei ihm nun endlich geplatzt ist.

Nach dem verrückten 3:3 stand der 22-Jährige der Presse in der Mixed-Zone lange Rede und Antwort. Auch Journalisten aus der holländischen Heimat waren erneut anwesend, um dem Auftritt des Angreifers beizuwohnen. WAZ.de hat die Aussagen de Jongs gesammelt.

Gratulation zum dritten Saisontor, Herr de Jong.

Luuk de Jong: Auch wenn es mir egal ist, wer bei uns im Team trifft, ist es doch schön, wieder selbst über ein Tor jubeln zu können.

Vier Monate sind seit Ihrem letzten Bundesliga-Treffer vergangen...

De Jong: Klar, natürlich möchte ich gerne treffen. Aber ich möchte wichtig fürs Team sein, auch wenn es manchmal bedeutet, „nur“ einen Assist beizusteuern. Ich muss einfach Präsenz vorne zeigen. Mir war aber bewusst, dass es anders als in den Niederlanden laufen würde, wenn ich diesen Schritt in die Bundesliga mache. Der Fußball ist ein anderer.

Auch, weil Sie in Mönchengladbach in einem anderen System als in Enschede operieren?

De Jong: Die Spielsysteme sind für mich nicht ganz neu. 4-4-2, 4-3-3, wir variieren laufend, um es der gegnerischen Deckung schwer zu machen. Ich habe mit keinem der beiden Systeme Probleme. Aktuell spielen wir meist mit zwei Spitzen aus der Kombination heraus. Das hat Twente auch oft gemacht. Jetzt geht es darum, viel mehr Tore zu erzielen.

„Die Flanke von Juan war einfach nur perfekt!“ 

Leider kommen so Vorlagen wie von Arango zu selten.

De Jong: Die Flanke von Juan war einfach nur perfekt! Jeder weiß, dass wir so gefährlich sein können. Ich liebe diese Bälle! Die Teamkollegen wissen: Wenn sie solche Bälle in die Mitte schlage, dass ich vorne stehe und lauere. Schade, dass zuvor die Vorlage von Herrmann zu hoch ist für mich, weil ich da gerade frei stand. Aber ich bin auch da, um in der Mitte zu kombinieren. Das ist kein Problem für mich.

Bevorzugen Sie das System mit einer oder zwei Spitzen?

De Jong: Neuner, das ist meine Position. Aber auch das 4-4-2 geht, wenn ich zentral spiele. Patrick Herrmann hat wieder um mich herum agiert. Er geht auch in die Ecken. So haben wir heute auch wieder gespielt.

Vor allem in der ersten Hälfte haben Sie sich oft ins Mittelfeld zurückfallen lassen.

De Jong: Ja, manchmal muss man auch mal am eigenen Sechzehner aushelfen. Selbstverständlich, denn wir verteidigen als Mannschaft. Das gehört dazu. Gleichzeitig muss man sich aber auch gleichzeitig über seine Rolle als Stürmer im Klaren sein. Wir wurden einfach so extrem zurückgedrängt. Nur so war es teilweise möglich für mich als vordersten Mann an den Ball zu kommen. Leverkusen hat einfach gut zwischen den Linien agiert, vor allem für einen Stürmer ist das schwer. In der zweiten Hälfte haben wir dann mutiger gespielt und es lief eher so, wie wir uns das vorgestellt haben.

Ist ein 3:3 nicht ein gutes Resultat gegen den Tabellendritten der Bundesliga?

De Jong: Ja, das denke ich auch. Wenn man sieht, dass man erst 1:0, dann 2:1 führt, muss man so ein Match eigentlich in Händen halten. So eine Führung sollte eigentlich ein Boost für die Mannschaft sein. Nach dem 2:3-Rückstand muss man aber mit einem 3:3 zufrieden sein, vor allem gegen solch einen Gegner. Sie haben es uns zweitweise sehr schwer gemacht. Wir mussten uns oft zurückfallen lassen und hatten Probleme, vor allem Chancen zu kreieren. Wir konnten nicht so befreit nach vorne spielen wie gewünscht. Leverkusen hat das gut und eiskalt gemacht.

Luuk de Jong ist es „egal“ wer wie für Gladbach trifft 

Das Publikum hat die erste Ecke der Borussia mit spöttischem Jubel gefeiert.

De Jong: Ob sie sich über uns lustig gemacht haben? Ich weiß nicht, man hat es einfach schwer gegen so einen Gegner. Das wäre meine Antwort darauf. Manchmal braucht man gerade diese Momente in solchen Spielen. Wir wissen, dass wir lange Spieler im Kader haben. Es ist toll, wenn man seine Kopfballstärke in ein 1:0 umwandeln kann. Dann merkte man auch, dass sich das Publikum so hinter uns gestellt hat wie in den Wochen zuvor. Sie hören nicht auf uns zu unterstützen. Mir ist es ehrlich gesagt egal, wie wir unsere Tore erzielen.

Kaum spielt Gladbach offensiver, zeigt auch Luuk de Jong eine bessere Präsenz im Spiel.

De Jong: Was heißt besser? Man versucht auch bei einer defensiveren Ausrichtung wertvoll zu sein und den Ball zu halten, um die Ruhe ins Spiel zu bringen. Als Stürmer ist man dankbar, wenn man näher am gegnerischen Tor spielt, klar. Man hat nach der Vorlage von Arango gesehen, wie gefährlich ich sein kann, wenn die entsprechenden Bälle kommen. Ich denke, nicht nur ich denke so. Das ganze Team spielt gerne offensiv.

Warum ist es nicht gelungen, die Führung zu halten?

De Jong: Wenn man nach der Pause direkt den Gegentreffer kassiert, läuft man den Fakten wieder einmal hinterher. Man macht zwar schnell das 2:1, aber auf einmal steht es 2:2, 2:3 – das stinkt. Auf einmal ging es hin und her. Am Ende mussten wir noch ziemlich kämpfen, um am das Ende 3:3 zu machen. Schön, dass uns das gelungen ist. In der zweiten Hälfte hätte das Ergebnis in beide Richtungen auspendeln können. Vielleicht ist das Endergebnis am Ende so auch gerecht, wenn man sich die zweite Hälfte anschaut.

Wie zufrieden sind Sie über die eigene Leistung?

De Jong: Es hätten heute mehr Punkte sein können und auch ich hätte stärker am Ball sein können. Aber wir haben gut gekämpft und es war wichtig für die Mannschaft, dass ich ein Tor gemacht habe.

Luuk de Jong will sich mit guten Bundesliga-Leistungen für Oranje empfehlen 

Sie haben am Mittwoch für „Jong Oranje“ gespielt. Haben Sie nicht auf einen Anruf von Louis van Gaal für die „Elftal“ gehofft?

De Jong: Ja, darauf hofft man natürlich immer. Aber ich muss mich einfach hier zeigen, dann hoffe ich, dass ich wieder im Bild des Bondscoaches bin. Er hat mir immer gesagt, dass er meine Saison verfolgt. Er hat ja schließlich auch in der Bundesliga gearbeitet.

Merken sie, dass Sie mit zunehmender Spielpraxis auf dem Weg zu ihrer alten Form aus den Niederlanden sind?

De Jong: Ich denke nicht, dass Welten zwischen meiner jetzigen und meiner damaligen Form liegen. Hier ist der Fußball einfach ein anderer. Wir spielen disziplinierter, auch im Mittelfeld wird der Defensive geholfen. Dadurch agiert man kompakter und es geht um Schnelligkeit. Auch darum habe ich diesen Schritt in die Bundesliga getätigt: Der Wechsel wird mich als Fußballer besser machen.

Gladbach bleibt nach dem 3:3 weiter an den internationalen Plätzen dran.

De Jong: Natürlich hoffen wir auf einen Platz im europäischen Geschäft. Nicht nur ich möchte dort kommende Saison spielen, jeder hier. Wenn wir das realisieren können, denke ich, dass wir eine gute Saison gespielt haben. Es ist nie leicht, wenn man seine drei besten Spieler verliert und einen Neuanfang machen muss. Wir werden sehen, wie die weitere Rückrunde verläuft.

Jetzt steht eine Phase an, in der Gladbach auf viele schwierige Gegner trifft. In der Hinrunde verlief diese Phase nicht sehr erfolgreich.

De Jong: Klar wird es gegen diese Gegner schwer. Die erste Halbzeit war nicht gut von uns, aber wenn wir so kämpfen wie in der zweiten, dann können wir gegen viele Gegner eine gute Leistung zeigen. Jedes Spiel ist anders. Müssen uns gut vorbereiten. Ich hoffe nicht, dass das noch mal so läuft wie in der ersten Hälfte.