Mönchengladbach. Obwohl Gladbach-Trainer Lucien Favre seinem Team mit einem klaren Matchplan in das Spiel gegen Leverkusen geschickte hatte, fand die Borussia nur schwer ins Spiel. „Ich weiß nicht, warum wir uns aus dem Spiel heraus so richtig schwer getan haben heute“, rekapituliert Kapitän Martin Stranzl.
46.000 Zuschauer waren an Karnevalssamstag Zeuge eines „jecken“ 3:3 zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen. „Jeck“ war die torreiche Bundesligapartie deshalb, weil die dominante Werkself zwar zweimal in Rückstand geriet, aber kurz vor Schluss einen verdienten Sieg noch aus der Hand gibt. Martin Stranzl lobt die Moral seiner „Fohlen“.
Bezeichnend für die Verrücktheit des Spielverlaufs war die Szene vor der 1:0-Führung Borussia Mönchengladbachs. Die Zuschauer im Borussia Park feierten die erste Ecke ihrer Mannschaft nach 43 Minuten mit spöttischem Applaus. Gestanden wurde bereits auf den Rängen – vor Aufregung. Die Elf von Lucien Favre zeigte bis dahin gegen Bayer Leverkusen nämlich ein Fehlpass-Festival, erzielte aber Sekunden später völlig überraschend das 1:0 durch Martin Stranzl.
Gladbach gibt zweimalige Führung aus der Hand
Mit seinem bereits vierten Saisontor stellte der Österreicher einen persönlichen Rekord auf. „Ich bin froh“, sagt er nach Abpfiff in der Mixed Zone. „Jedem ist klar, dass wir gegen eine sehr, sehr starke Mannschaft einen Punkt geholt haben. Darüber können wir froh sein. Aber wenn man zweimal geführt hat, dann muss man besser spielen, die Wege mitgehen und es dem Gegner nicht zu einfach machen. Das müssen wir abstellen.“
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Obwohl Trainer Lucien Favre sein Team mit einem klaren Matchplan in die Begegnung geschickte hatte, bekam Gladbach lange keinen Grip auf die Partie. „Ich weiß nicht, warum wir uns aus dem Spiel heraus so richtig schwer getan haben heute“, rekapituliert Stranzl. „Wir wollten eigentlich vermehrt über außen kommen, weil Leverkusen die Mitte gut zumacht und sie da sehr schnell umschalten nach Ballgewinn.“ Diese Qualitäten konnte der Tabellendritte am Samstag mehrmals entfalten. Stranzl zollt Respekt: „Leverkusen ist für mich mit Dortmund und Bayern die spielstärkste Mannschaft. Das sieht man ja auch nach vorne. Sie haben ein wenig umgestellt, lauern, spielen teilweise auch gutes Pressing. Sie erobern die Bälle hoch, schalten schnell um mit ihren schnellen Leuten – und dann sind sie halt gefährlich.“
„Müssen auch mal einen Schritt weiter kommen“
Bayer musste sich in Hälfte eins gar nicht einmal völlig verausgaben, um in den Strafraum von Marc-Andre ter Stegen zu gelangen. Die einfachsten Pässe der Borussen landeten in den Füßen von Castro und Konsorten. „Diese Fehler haben wir einfach gemacht“, kritisiert Stranzl. „Das geht nicht. Es wird oft gesagt, wir stecken in einem Lernprozess, aber wir müssen auch mal einen Schritt weiter kommen. Wenn man sich die Spielanlage, unsere Mannschaft anguckt, dann muss man das besser machen. Dann bekommt man auch nicht diese drei Gegentore - wobei wir uns in der ersten Hälfte bereits zwei hätten fangen kommen.“
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Ein Lob spricht der Abwehrakteur Schiedsrichter Knut Kircher (Rottenburg) aus, der die „Partie gut laufen ließ, ein gutes Gespür gezeigt und nicht zu viel reingepfiffen hat. Im Großen und Ganzen war es ein Derby mit Recht viel Feuer. Wir haben die Zuschauer benötigt, die haben uns gepusht in den Minuten, wo wir zurücklagen.“ Dass Gladbach eine zweimalige Führung aus der Hand gab „war selbst verschuldet. Wir konnten uns die Sicherheit nicht holen weil wir zu einfache Ballverluste in der Vorwärtsbewegung hatten.“ Genervt schiebt Stranzl hinterher: „Das zieht sich ja schon länger hin. Das ist nichts Neues.“
Moral und Kampf „unsere Lebensverischerung“
Während der 32-Jährige Nationalspieler, der erst im Dezember seinen im Sommer auslaufenden Vertrag um eine Spielzeit verlängerte, die ausbleibende Entwicklung kritisiert, hat er ein Lob für die Moral der Mannschaft übrig: „Ich glaube das zeichnet uns das ganze Jahr schon aus. Das ist das Wichtigste, die Basis, wie man so schön sagt. Wenn das nicht passen würde, kann es ganz anders aussehen. Auch in den anderen Spielen, beispielsweise in Hannover, wo wir wieder zurückgekommen sind. Das muss einfach funktionieren und das haben wir auch gesagt: Wenn es spielerisch nicht läuft, dann muss es über Einstellung und Kampf laufen. Das ist unsere Lebensversicherung.“ Und die hat am Samstag zu einem zählbaren Ergebnis geführt.