Mönchengladbach. Vier Minuten vor dem Schlusspfiff traf Patrick Herrmann für Borussia Mönchengladbach gegen Bayer Leverkusen zum 3:3-Endstand. In einem turbulenten Spiel führte Gladbach zunächst mit 1:0 und 2:1, dann drehte Leverkusen zwischenzeitlich das Spiel.

War der Auftritt von Bayer Leverkusen gegen Borussia Dortmund noch Werbung für die Bundesliga, so kamen bei der Partie der Werkself am Karnevalssamstag bei der Borussia vom Niederrhein in der ersten Halbzeit nur Taktik- und Statistikfreunde auf ihre Kosten. Im zweiten Abschnitt dann auch die Freunde verrückter Geschichten. "Es war Karneval auf dem Platz", resümierte Gladbachs Trainer Lucien Favre das 3:3 (0:1, das zu den "tollen Tagen" passte.

Es war die letzte Minute in der ersten Halbzeit, als der Kopfball von Leverkusens Philipp Wollscheid langsam und offenbar unaufhaltsam über 20 Meter ins Toraus kullerte. Frenetisch gefeiert von den tausenden Fans auf der Nordtribüne im Borussia-Park. Ein bisschen Ironie schwang mit in den Jubelarien um die allererste Ecke der Hausherren im Spiel gegen die Werkself. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Borussia ausschließlich mit harter Defensivarbeit beschäftigt. Nicht einen einzigen Torschuss brachte die Mannschaft von Favre zustande und nur einmal kam die Fohlenelf nennenswert vor das Tor von Bernd Leno. Bis eben zur 44. Minute. Der wiedergenesene Havard Nordtveit brachte die Ecke rein, Wollscheid verlor den Zweikampf gegen Martin Stranzl und die drückend überlegenen Gäste lagen mit 0:1 zurück.

Vor dem Führungstor der Gladbacher spielte nur Leverkusen

Auch interessant

In den 44 Minuten, die sich vor dem glücklichen Führungstreffer der Gladbacher abgespielt hatten, spielte nur Leverkusen. Bayer kam immer wieder durch die zahlreichen Fehlpässe der Hausherren und durch das schnelle Umschaltspiel zu Möglichkeiten. Alleine Stefan Kießling (3.), Sidney Sam (26.) und André Schürrle (19.) hätten zum Jubeln abdrehen können. Einmal, in der 35. Minute, wurde Schürrles Jubel von Schiedsrichter Knut Kircher im Keim erstickt; der Nationalspieler soll im Abseits gestanden haben.

Bayer kam nach dieser schwachen wie verrückten ersten Hälfte früh aus der Kabine, um den Rückstand wieder ausbügeln zu können - als würde Kircher auch ohne den Gegner anpfeifen. Und irgendwie war Gladbach gedanklich tatsächlich noch nicht auf dem Rasen. Sam zirkelte den Ball unhaltbar aus 18 Metern Entfernung zum 1:1 für Bayer in den linken Knick (52.). Es wäre nicht das verrückte Spiel, das es war, hätte die Borussia nun nicht plötzlich aufgedreht. Die Favre-Elf drückte am gegnerischen Strafraum, erkämpfte sich die Bälle und Bayer sah plötzlich Luuk de Jong alleine zehn Meter vorm Tor köpfen. Und treffen. Der Holländer verwertete die butterweiche Flanke von Juan Arango (58.).

Kießling erzielt sein 100. Bundesligator

Auch interessant

Die Freude der 46 010 Fans im Stadion hielt nur zwei Minuten, denn kaum tauchten die Gäste wieder vor Borussen-Schlussmann Marc-André ter Stegen auf, stand es auch schon 2:2. Stefan Kießling erzielte seinen 100. Bundesligatreffer. Und die Hintermannschaft der Gastgeber schaute ehrfürchtig zu. Weniger ehrfürchtig, mehr staunend begleitete die heimischen Abwehrreihe den Traumpass von Gonzalo Castro auf Schürrle, der doch noch jubeln durfte (64.). 3:2 für die Leverkusener, die erstmals führten, in diesem Moment wieder den zweiten Tabellenplatz der Liga inne hielten und den auch nicht mehr aus der Hand geben wollten. Aber gegen Leverkusen trifft bekanntlich auch immer Patrick Herrmann. Und das sollte diesmal auch nicht anders sein. Der U21-Nationalspieler köpfte kurz vor Schluss die Vorlage von Roel Brouwers über die Linie und damit seinen fünften Treffer in sechs Spielen gegen den Rheinrivalen. Ter Stegen hielt in der Nachspielzeit den Punkt für die Fohlen fest.

Der Karnevalssamstag am Niederrhein war Schauplatz für eine verrückte Bundesligapartie, nach der aber alles beim Alten bleibt: Auch im 21. Spiel bleibt Bayer Leverkusen in Mönchengladbach ungeschlagen. Die Hausherren verlassen das Spielfeld aber als moralischer Sieger und feiern ein spätes Erfolgserlebnis vor dem Europapokalspiel gegen Lazio Rom am Donnerstag.