München. Die Gladbacher hatten in München nur eine Torchance - aber die war hochkarätig: Thorben Marx traf per Elfmeter zur Führung, dem FC Bayern gelang trotz drückender Überlegenheit nur der Ausgleich gegen die Fohlen und verpassten dadurch den Rekord für die erfolgreichste Hinrunde.

Zuversichtlich reisten Mannschaft und Fans von Borussia Mönchengladbach am Freitag nach München. Gegen den FC Bayern begann das Kalenderjahr 2012, im München sollte es am letzten Spieltag vor der Winterpause enden. Favre sprach vor der Partie beim souveränen Tabellenführer nicht nur von "einer der besten Mannschaften der Welt", sondern auch von einer "Frage der Zeit", bis seine Elf ein Tor beim deutschen Rekordmeister kassieren würde, wenn man nicht auch "etwas in der Offensive" mache. Vor dieser Offensive warnte auch Favres Pendant auf Seiten der Süddeutschen. "Sie haben uns letztes Jahr schon Sorge bereitet" erklärte Jupp Heynckes. Gladbach, sein ehemaliger Verein, sei "ein unbequemer Gegner".

Das zeigte sich vor allem in der Anfangsphase der Partie. Die Borussen spielten mit einem kompakten 4-5-1-System, in dem Mike Hanke statt Igor de Camargo die einzige Spitze gab. Roel Brouwers spielte für den gelb-gesperrten Alvaro Dominguez und Tolga Cigerci kam für Lukas Rupp in die Partie. Bei den Gastgeber gab der Spanier Javier Martinez, der unter der Woche von Mannschaftskollege Jerome Boateng im Training rüde gefoult wurde, grünes Licht.

Erster Gladbacher Angriff bringt die Führung

Der Spanier musste allerdings in der 38. Minute mit einer Gesichtsverletzung vom Platz. Zu dem Zeitpunkt langen der Spitzenreiter der Bundesliga schon mit 0:1 im Hintertreffen. Zwar dominierten die Bayern das Spiel und die Aktionen von Franck Ribery waren im Duell gegen Tony Jantschke technisch stark, aber gefährlich waren die Münchener nicht.

In der 21. Minute wagen sich die Gäste vom Niederrhein zum ersten Mal deutlich in die Hälfte des Gegners. Hanke eroberte den Ball und brachte ihn über Umwege zu Cigerci. Dessen Flanke wehrte Nationalspieler Boateng mit der Hand ab und Schiedsrichter Tobias Welz zeigte auf den Punkt. Thorben Marx übernahm wie auch vor fünf Wochen in Fürth die Verantwortung und verwandelte sicher. Mit dem Führungstreffer sollten die Fohlen noch unbequemer werden. Die Heynckes-Elf rannte wütend an, aber weder die Freistöße von Bastian Schweinsteiger (30.) und Toni Kroos (40.), noch der Distanzschuss von Ribery (27.) oder der Kopfball von Ex-Gladbacher Dante (31.) fanden den Weg ins Tor.

Katastrophaler Fehler besorgt Ausgleich

Das Bild sollte sich auch in der zweiten Halbzeit nicht ändern. Die Borussen sahen aggressive Bayern auf sich zustürmen und Gladbach ließ das vermissen, was Favre noch gefordert hatte - die Entlastung. Erst konnte Marc-André ter Stegen die Führung mit einer Weltklasse-Parade gegen Schweinsteiger noch verteidigen (48.), gegen den freien Xherdan Shaqiri, der für Martinez ins Spiel gekommen war, konnte aber auch der Nationaltorwart nichts ausrichten (59.). Ausgerechnet Torschütze Marx spielte vor dem eigenen Strafraum einen katastrophalen Fehlpass.

Das 1:1 war den Bayern zu wenig und die Hausherren hielten den Druck aufrecht. Gladbach schenkte den Ball immer wieder zu schnell her und ermöglichte den Münchenern zu häufig Freistöße an der Strafraumgrenze. Cigerci agierte häufig nicht clever genug, und Brouwers hatte Glück, dass der Unparteiische bei der Aktion gegen Gomez keinen Strafstoß gab (71.). Die Angriffsbemühungen der Gastgeber brachten bei ruhenden Bällen nichts ein und so versuchte sich Toni Kroos aus 25 Metern aus der Distanz (71.). Ter Stegen hielt den Punkt fest. Bärenstarker Reflex gegen den schussgewaltigen Mittelfeldspieler und auch Schweinsteiger konnte den Torwart der Borussia nicht überwinden (78.).

Entlastung in der Schlussphase

In der Schlussphase konnten die Fohlen für etwas Entlastung sorgen. Juan Arango, der in dieser Partie keinen genialen Moment hatte, kam im Strafraum an den Ball, und Rupp, der für Patrick Herrmann kam, holten Ecke heraus, die wertvolle Zeit für die Gäste bedeuteten. Nach 93 Minuten Powerplay der Münchener pfiff der Schiedsrichter ab.

Über weite Strecken der Partie agierten die Elf von Coach Favre kompakt und hielt dem Druck des Rekordmeisters stand. Borussia Mönchengladbach gesellt sich mit dem 1:1-Unentschieden in München in die elitäre Gesellschaft von Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund, die als einzige Mannschaften in der Hinrunde in der Allianz Arena punkten konnten und ist nun seit fünf Auswärtsspielen in Folge auf fremden Platz ungeschlagen - für die Borussia kommt die Winterpause jetzt vielleicht doch zu früh.