Mönchengladbach. Nach dem 1:3 im Hinspiel der Champions-League-Qualifikation wirkte Trainer Lucien Favre gealtert. Millionen-Einkauf Luuk de Jong forderte: „Wir müssen weiter dran glauben. Es wird schwer, gib niemals auf.“ Er meinte das Rückspiel, aber es klang, als rede er nur über sich selbst.
Vielleicht lag es an den Kameraleuchten, die das Podium gnadenlos bestrahlten. Ganz sicher aber lag es auch an diesem bitteren 1:3-Nackenschlag, den Lucien Favre gerade erlebt hatte. Jedenfalls war jede Farbe aus dem Gesicht des Gladbacher Fußball-Lehrers gewichen, als er gut eine Stunde nach diesem Spiel gegen Dynamo Kiew im Presseraum der Borussia saß, um das Geschehene zu analysieren.
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Der Mann wirkte gealtert, nicht blass, eher schon aschfahl. Womöglich war es weniger die Niederlage, die ihn so geschockt hatte, als vielmehr die Erkenntnis, an wie vielen Stellschrauben er noch zu drehen hat, um sein Team wieder dorthin zu bekommen, wo er es hinhaben möchte.
Beinahe jeder Satz beinhaltete indirekt Reus
Beinahe jeder Satz, den der Trainer nach dem Qualifikationsspiel für die Champions League sprach, beinhaltete den Namen Marco Reus – immer nur indirekt, ohne dass er wirklich ausgesprochen worden wäre. „Die Stürmer sind sehr ähnlich“, klagte Favre. „Die Mischung hat nicht funktioniert.“
Eine Aussage, die alles andere ist als ein Lob für Igor de Camargo oder Luuk de Jong, weil sie klarmacht, was der Coach vermisst. Einen Spieler eben wie den nach Dortmund abgewanderten Reus, der mit seinem Tempo, seiner Kreativität und Durchschlagskraft zwangsläufig dafür sorgt, dass auch seine Partner glänzen können.
„Letzte Saison haben wir nur mit einem Stürmer gespielt, und wir haben trotzdem die Effizienz gefunden“, ergänzte Favre, und streng genommen musste man nach den Ausführungen des Trainers sogar auf die Idee kommen, zu fragen, warum die Gladbacher rund 13 Millionen Euro für einen Mann ausgegeben haben, der angeblich die gleiche Spielanlage hat wie Igor de Camargo.
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Einerseits. Andererseits spricht einiges dafür, die Kommentare, die der Trainer nach dem Abpfiff gab, zumindest ein wenig zu relativieren. Im Stress, im Frust, rutschen schnell Worte heraus, die man später bereut, weil sie alles andere als aufbauend wirken. Wenn Lucien Favre etwas erreicht hat, dann ganz bestimmt, dass die Erwartungshaltung unter den Anhängern weiter gedämpft worden ist.
Für Gladbach lief alles schief
Tatsächlich konnte dieser Abend im Borussia-Park kaum desillusionierender sein. Und man konnte vor allem Mitleid mit Luuk de Jong bekommen, der noch vor Mitternacht in den Katakomben des Stadions stand und mit gesenktem Kopf immer wieder ein Wort wiederholte: „Shit“. Irgendwie war alles schief gelaufen an diesem Tag. Fleißig war er, hatte sich bemüht, hatte alles versucht, und als er, der schon beim Gegentor zum 1:2 eine unglückliche Figur abgegeben hatte, knapp zehn Minuten vor dem Abpfiff auch noch ein Eigentor fabrizierte, indem er eine Freistoßflanke wuchtig ins eigene Netz befördert hatte, war dies nur noch der absurde Höhepunkt eines komplett vermurksten Abends.
Es war ein Tor, das die ohnehin schon geringe Chance, im Rückspiel doch noch die Königsklasse zu erreichen, wohl endgültig pulverisierte. „Wir müssen weiter dran glauben“, forderte der Holländer trotz allem. „Es wird schwer, gib niemals auf.“ Er meinte das Rückspiel, aber es klang, als rede er nur über sich selbst.
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Zum Auftakt gegen Hoffenheim
Bereits am Samstag trifft die Borussia auf 1899 Hoffenheim (15.30 Uhr/live im DerWesten-Ticker), auf jene Mannschaft also, die im Pokal mit 0:4 gegen einen Viertligisten unterging. Gut möglich, dass die TSG der beste Gegner ist, der in dieser Situation kommen kann. Es gilt, Selbstbewusstsein zu tanken, und es gilt offenbar auch, den Trainer versöhnlicher zu stimmen. Drei Gegentore? „Ich hasse das“, hatte Lucien Favre in der Pressekonferenz gefaucht, als er auf die Defensivleistung seines Teams angesprochen wurde. „Uns hat die Geduld gefehlt, wir haben zu überhastet gespielt, es gibt noch viel zu tun“, betonte er, kurz bevor die Kameraleuchten ausgeschaltet wurden.