Rottach-Egern. Amin Younes absolviert erst sein zweites Trainingslager mit den Profis von Borussia Mönchengladbach. Der 19-Jährige will in der kommenden Saison so oft wie möglich im 18er-Kader der Gladbacher stehen. Von seinem Mitspieler Granit Xhaka gab's ein großes Lob.
Amin Younes wirkt fast verloren auf dem Barhocker im provisorischen Presseraum des Hotel "Übersee" in Rottach-Egern. Der 1,68 Meter kleine Offensivspieler ist umringt von Journalisten. Aber Younes wirkt fast schon abgeklärt und absolviert das Pressegespräch cool wie ein alter Hund. Dabei ist es erst erst das zweite Profi-Trainingslager für den gebürtigen Düsseldorfer. Amin Younes ist Gladbachs Rohdiamant im offensiven Mittelfeld, ein unbeschriebenes Blatt und Trainer Lucien Favre hält große Stücke auf den Youngster. "Amin ist sehr gut, er sorgt immer für Torgefahr und kann vorne überall spielen."
Xhaka vergleicht Younes mit Shaqiri
Auf die Frage, ob er ein Supertalent sei, lächelt Younes verlegen. Ihm ist diese Frage fast unangenehm. Der Mittelfeldspieler höre sich diese Lob auch gerne an, "ich mache mir aber nicht viel draus." Er weiß, dass er gerade erst am Anfang seiner Karriere steht. Er möchte sich entwickeln und nicht nur an seinen Schwächen arbeiten, erzählt der Offensivmann selbstbewusst. "Am Torabschluss muss ich noch feilen und meine Aktionen dann krönen."
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In Zeiten von "Tiki-Taka" ist auch Younes ein Fan vom Kurzpassspiel, dass sein Trainer bei der Borussia spielen lässt. "Mir macht es Spaß, Dreiecke zu bilden, das Eins gegen Eins im Zentrum und auf den Flügeln zu suchen." Er wolle dahin gehen, wo es dem Gegner weh tut. Dass er das Potenzial dazu hat, weiß auch Acht-Millionen-Zugang Granit Xhaka. Younes bringe "alles mit, was ein Top-Fußballer braucht. Er erinnert mich an meinen Kumpel Xherdan Shaqiri", gab der Schweizer vor kurzem zu Protokoll. Ein großer Vergleich für den kleinen Mann.
Favre redet viel mit den jungen Spielern
"Druck ist das nicht für mich", erzählt Younes leise. "Ich habe mir vorgenommen, viel Spielzeit zu bekommen und mich täglich weiterzuentwickeln und mit der Mannschaft Spaß zu haben", insbesondere mit den jungen Spielern bei der Borussia. Gerade mit denen redet Favre viel und zeigt ihn ihre Fehler auf, lobt sie aber auch für gute Aktionen. "Wenn der Trainer etwas sieht, was wir besser machen können, nimmt er uns zur Seite", so der gebürtige Düsseldorfer. "Kommunikation ist ganz wichtig" - und wieder klingt Younes wie ein alter Hase.
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Statt auf der Playstation zu daddeln ist der 19-Jährige, der, mit Ausnahme der U15, alle deutschen Jugendmannschaften durchlaufen hat, "lieber draußen unterwegs. Mit meiner Familie und Freunden." Dazu zählt auch Tolga Cigerci, mit dem er sich am Tegernsee ein Zimmer im Hotel teilt, den er sogar seine "Zweit-Freundin" nennt, weil er so viel Zeit mit ihm verbringt. "Ich bewundere die Lockerheit von ihm", erzählt Younes, außerdem sei Cigerci ein unbekümmerter, ein intelligenter Fußballspieler. "Diese Lockerheit braucht man in unserem Spiel", man dürfe nicht zu steif sein, erklärt der 19-Jährige.
Ziel ist der 18er-Kader
Auf eine Position wolle er sich im Spiel nicht festlegen und zählt sicherheitshalber alle Offensivpositionen in Favres System auf. "Wir haben so viele gute Leute in der Mannschaft, da macht es einfach Spaß, auch mal mit ihnen zu tauschen." Dadurch würde das Spiel auch unberechenbarer. So unberechenbar wie die Aufstellung, die der Trainer im Kopf hat. Aber so weit denkt Younes noch nicht. "Wir haben so viele Spiele, dass auch die Bank in der kommenden Saison eine große Rolle spielen wird", so der Youngster. Und genau dahin will der Dribbler. Er möchte so häufig wie möglich im 18er-Kader der Borussia stehen. "Das sollte mein Ziel sein, ich möchte immer dabei sein." Er ist kein Lautsprecher und schätzt seine Situation realistisch ein - bescheiden, und irgendwie gar nicht mehr verloren.