Mönchengladbach. Der Rückschlag im Titelrennen gegen den Hamburger SV wurde bei Borussia Mönchengladbach relativ gelassen aufgenommen. Doch ausgerechnet Erfolgstrainer Lucien Favre übte Kritik an seinem Kader.

Erst fuchtelte Lucien Favre mit den Armen fast 90 Minuten wild an der Seitenlinie herum, dann übte der Erfolgstrainer von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach völlig überraschend Kritik an der Breite seines Kaders. 'Wenn ein Töre verletzt ist, habe ich keinen Ilicevic oder Sala', sagte der Schweizer nach dem 1:1 (1:0) seiner Mannschaft gegen den Hamburger SV in Anspielung auf die personellen Möglichkeiten des Gegners und den schmerzhaften Ausfall des zuletzt so starken Offensivspielers Patrick Herrmann (Schlüsselbeinbruch).

Nach Verletzung von Patrick Herrmann kaum Alternativen

Das Thema Herrmann und die mangelnden Alternativen in seinem Kader wollte Favre aber nicht weiter vertiefen. Man spürte aber, dass es ihn mächtig wurmte. 'Patrick Herrmann ist wichtig, aber seinen Ausfall können wir nicht ändern', so der 54-Jährige kurz und knapp. Über Favres Antrieb zu seiner Kritik darf spekuliert werden. Wollte er die Vereinsführung und Sportdirektor Max Eberl noch einmal darauf hinweisen, dass es dringend namhafte Verstärkungen für die neue Spielzeit benötigt? Oder bereitet das 'Super-Hirnli' Schritt für Schritt seinen Abgang trotz des bis Juni 2013 laufenden Vertrages vor?

Gladbachs Vizepräsident Rainer Bonhof hatte sich vor dem Spiel gegen einen starken HSV jedenfalls noch optimistisch geäußert. Lucien Favre wisse, dass er in Gladbach eine gute Plattform habe und haben werde. Es spreche 'vieles für uns', so der Weltmeister von 1974. Den Rückschlag im Titelrennen nahm Favre derweil gelassen auf. Er könne mit dem Punkt gut leben, gab er an. Im Spiel seiner Mannschaft hatte er trotz der Führung von Mike Hanke aus Abseitsposition (45.) aber einige Defizite ausgemacht. 'Das war keine Top-Leistung. Wir haben zu langsam gespielt, die Ballannahme war nur Durchschnitt. Wir haben nicht viele Lücken gefunden. Uns haben die Durchschlagskraft und die Bewegung gefehlt', sagte Favre.

Mike Hanke sieht Gladbach noch nicht als Spitzenteam

Sachlich analysierten auch seine Spieler das magere Unentschieden. 'Vielleicht muss man auch mal mit einem Punkt zufrieden sein. Wir sind noch keine Spitzenmannschaft', stellte Hanke nach seinem sechsten Saisontreffer fest. Immerhin bleibt der fünfmalige deutsche Meister in der Rückrunde ohne Niederlage und in Heimspielen seit dem 18. März 2011 ungeschlagen - eine bemerkenswerte Serie. Die Borussia liegt damit weiter klar auf Champions-League-Kurs. 'Andere Mannschaften da oben lassen auch mal Punkte liegen', meinte Filip Daems. Der Gladbacher Kapitän hatte zudem noch eine ganz einfache Erklärung für das etwas holprige Spiel seiner Mannschaft parat. 'Wir haben zwar gegen die gleiche Mannschaft wie in der Hinrunde gespielt, aber sie waren viel besser', sagte Daems mit Blick auf den 1:0-Erfolg im ersten Vergleich in dieser Saison.

In der Tat präsentierten sich die seit September auswärts ungeschlagenen Hamburger als homogene Einheit. Die Defensive war gut auf den Gladbacher Tempo-Fußball eingestellt, nach vorne überzeugten die Norddeutschen spielerisch. Lediglich die Durchschlagskraft im Angriff fehlte ein bisschen, so reichte es nur zum Ausgleichstor von Tolgay Arslan (56.). 'Wie meine Mannschaft in der zweiten Halbzeit aufgetreten ist, hat mir imponiert', sagte Trainer Thorsten Fink. Nun blickt man beim HSV auf die Personalie Rene Adler. Eine Entscheidung über einen möglichen Wechsel des ehemaligen Nationaltorwarts steht unmittelbar bevor. 'In den nächsten Tagen fällt eine Entscheidung', sagte HSV-Sportdirektor Frank Arnesen. Er sei optimistisch, so der Däne.