Ist es die größte Chance seiner Karriere? Mönchengladbachs Dante steht kurz vor einem Transfer zum FC Bayern. Im Interview erklärt der ehemalige Bayern-Verteidiger Valerien Ismael, warum Dante bei einem Wechsel nur gewinnen kann.
Valerien Ismael, Gladbachs Innenverteidiger Dante steht bei den Bayern angeblich kurz vor einer Vertragsunterzeichnung. Würden Sie ihm zum Wechsel raten?
Valerien Ismael: Auf jeden Fall! Er hat nichts zu verlieren.
Das müssen Sie erklären.
Ismael: Unabhängig davon, ob man sich letztlich durchsetzt oder nicht, kann ein Spieler von so einem Wechsel nur profitieren. Bei den Bayern sammelt man sehr schnell Erfahrung: Ein Jahr in München ist so viel wie vier oder fünf Jahre bei einem anderen Verein in der Bundesliga. Für Dante bedeutete ein Wechsel die Chance, sich weiter zu entwickeln und sich auch für die brasilianische Nationalmannschaft zu empfehlen.
Warum ist er für die Bayern interessant?
Ismael: Er verfügt über alle nötigen Qualitäten und ist ein Top-Innenverteidiger: kopfballstark, zweikampfstark und selbstbewusst. Er ist ein Linksfuß, was ein entscheidender Vorteil für ihn ist. Außerdem strahlt er auf dem Platz die nötige Ruhe aus und ist die Art Persönlichkeit, die bei den Bayern gefragt ist. Er ist jung, ehrgeizig, motiviert und ist auch mental stark.
Der Druck in Gladbach dürfte dennoch ein anderer sein als bei den Bayern.
Ismael: Ohne Frage, der Sprung ist gewaltig, aber ich traue ihm diesen zu. Denn er hat schon gezeigt, dass er sich schnell eingewöhnen kann. Er ist in der Bundesliga voll integriert. Derzeit ist Dante absoluter Leistungsträger und Führungsspieler in Mönchengladbach und bringt damit alle Voraussetzungen mit, auch in München zu bestehen. Wenn man dem Druck standhält, kann man auch bei den Bayern richtig Spaß haben.
Worin besteht der große Unterschied zwischen einem Verein wie Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern?
Ismael: Die Erwartungshaltung in München ist riesig. Der Anspruch, die Nummer Eins zu sein, ist immer da, egal in welchem Wettbewerb man gerade antritt. Dadurch entsteht ein hoher interner Druck. Hinzu kommt, dass die Gegner immer bis zum Umfallen kämpfen, ob im Testspiel gegen einen Landesligisten oder in der Bundesliga. Jeder ist gegen die Bayern topmotiviert.
Ein Wechsel birgt für Dante also auch Gefahren?
Ismael: Viel Zeit zum Eingewöhnen hat man bei den Bayern nicht, weil man als neuer Spieler ab dem ersten Tag bei hundert Prozent sein muss. Er weiß selber am besten, was er in Mönchengladbach hat. Dort ist er absoluter Publikumsliebling, bei den Bayern muss er komplett von vorne anfangen. Er muss sich wieder beweisen und spielt größtenteils mit Nationalspielern zusammen, die bereits Deutscher Meister geworden sind. Für einen Spieler, der so ein Niveau nicht gewohnt ist, kann das ein Problem werden.
Muss man als Spieler denn überhaupt groß nachdenken, wenn die Bayern anrufen?
Ismael: Das ist natürlich eine Ehre, aber man muss sich auch fragen: "Warum will mich Bayern München haben? Habe ich überhaupt die Chance zu spielen?" Bei Dante schätze ich die Wahrscheinlichkeit, dass er regelmäßig eingesetzt wird, allerdings sehr hoch ein. Und außerdem: Bei Bayern München wird man nicht unbedingt arm.
Sie selbst haben Werder Bremen 2005 nach zwei überaus erfolgreichen Jahren verlassen und sind zu den Bayern gegangen. Warum?
Ismael: Das war eine rein sportliche Entscheidung. Ich hatte damals die Perspektive, für Frankreich bei der WM 2006 zu spielen und da hat man als Stammspieler beim FC Bayern natürlich größere Chancen als bei anderen Vereinen in der Bundesliga.
Zwei Jahre später sagten Sie: »Ich habe den Spaß am Fußball verloren.« Lag das am FC Bayern?
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Ismael: Überhaupt nicht, daran waren meine schweren Verletzungen Schuld. Bei jedem anderen Klub wäre es mir mit dem Krankheitsverlauf ähnlich ergangen. Ich habe den Großteil meiner Zeit bei Ärzten verbracht und wenn man erst einmal in so einer negativen Spirale ist, kommt man nur schwer wieder raus.
Sie bereuen Ihren Wechsel im Nachhinein also nicht?
Ismael: Auf keinen Fall. Ich würde alles noch einmal genau so machen wie vorher.