Gladbach. . Borussia Mönchengladbach zelebrierte beim 3:0 gegen den FC Schalke 04 Zauberfußball. Bei der Gala von Mike Hanke hissten die Königsblauen in der Halbzeit die weißen Fahne. Der Gladbacher Kreisel war eine Vorführung und eine Demütigung für Schalke.

Mike Hanke hatte sich eine Decke über das Trikot geworfen, um sich vor der Kälte zu schützen. Gerade war er bei den Leuten vom Fernsehen gewesen, er hatte vor den Radioreportern gesprochen, und nun beantwortete er den schreibenden Journalisten alle Fragen. Mit einem strahlenden Lächeln, das trotz des Medien-Marathons kein bisschen nachgelassen hatte.

Hanke machte für Gladbach das beste Spiel seiner Karriere

Vorhin, als er auf dem Rasen stand, hatte er das vielleicht beste Spiel seiner Karriere gemacht, und jetzt schlich sich Rainer Bonhof, Borussia Mönchengladbachs Vizepräsident, von hinten an, klopfte seinem Stürmer dankbar auf die Schulter und reckte den rechten Daumen nach oben. Gut gemacht, prima Mike, ich freue mich riesig über dieses famose 3:0 gegen den FC Schalke, sollte die Geste bedeuten.

Das Kontrastprogramm gab es ein paar Schritte weiter in den Gängen des Gladbacher Stadions. Schalkes Trainer Huub Stevens war die Niederlage so auf den Magen geschlagen, dass er in alte Muster verfiel. Der Knurrer von Kerkrade knurrte, weil ihm die Frage, ob er seine Truppe zu offensiv ausgerichtet habe, überhaupt nicht behagte. „Geben Sie mir die defensiven Leute, die ich brauche“, fauchte der Coach.

Schalke hisst die weiße Fahne

Der Ärger war sogar nachvollziehbar. Der Fußball-Lehrer hatte mit ansehen müssen, wie seine Mannschaft taktische Vorgaben nicht ausreichend ernst nahm. Er hatte erlebt, wie sein Team mit aggressivem Pressing und traumhaftem Passspiel binnen weniger Minuten nach dem Anpfiff zerlegt wurde. Aber damit nicht genug: Er hatte vor allem eine zweite Halbzeit ertragen müssen, die es im deutschen Fußball womöglich noch nie gegeben hat.

Unglaublich. In einem Spitzenspiel, im Duell Dritter gegen Vierter, hisst ein Team bereits zur Halbzeit die weiße Fahne und gibt auf. Man muss es so hart formulieren: Schalke, nach der Pause mit Christoph Metzelder für Jose Manuel Jurado, verharrte im zweiten Durchgang vor dem eigenen Tor, stand ängstlich herum und guckte zu, wie die Borussen seelenruhig den Ball hin und her schoben. Gladbacher Kreisel, eine Vorführung, eine Demütigung für Schalke 04, aber auch für die königsblauen Fans, die sich trotzdem großartig verhielten und ihr Team bis zum Ende anfeuerten. Blau und Weiß ein Leben lang.

Gladbach und Schalke auf Augenhöhe? Fußballerisch und gehaltstechnisch nicht!

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„Ich hoffe“, meinte Huub Stevens betroffen, „dass meine Spieler aus dem Spiel etwas lernen.“ Und Horst Heldt musste sogar die Frage beantworten, ob Schalke mit Gladbach auf Augenhöhe sei? „Absolut“, antwortete der Sportdirektor, „zwei Punkte sind, glaube ich, noch einzuholen.“ Lässt sich deutlicher beschreiben, wie sehr sich die Koordinaten verschoben haben?

Schalkes Gehaltsetat ist mindestens doppelt so hoch wie der der Gladbacher. Die Frage, ob man auf Augenhöhe sei, müsste sich eigentlich von vornherein verbieten. Aber was ist schon normal in diesen Zeiten, in denen die Borussen zaubern, als müssten sie den Fußball neu erfinden? „Es war schwer für Schalke nach der Halbzeit“, meinte Gladbachs Trainer Lucien Favre beinahe mitfühlend. „Das fantastische 2:0 hat uns total Vertrauen gegeben.“

Gladbachs Hanke musste zum Telefon - Stadionsprecher hatte Jogi Löw in der Leitung

Womit wir wieder bei Mike Hanke wären, der ein gefühlte Ewigkeit erklärte, warum sein Team gewonnen hatte. „Wir waren perfekt vorbereitet auf Schalke, wir wussten genau, was passiert“, war einer seiner Kernsätze. Keine Frage, es war der Abend des Borussen, der mit Patrick Hermann und Juan Arango einen doppelten Doppelpass gespielt und sein allererstes Tor gegen seinen ehemaligen Klub erzielt hatte. Es war so schön, dass der Stadionsprecher bei Hankes Auswechslung rief: „Er muss zum Telefon, Jogi Löw ist am Apparat.“

Es war der Satz des Tages. Übertroffen allenfalls von Roman Neustädter. Was sagte der Mittelfeldmann, der ab Sommer für Schalke spielen muss? „Ich genieße jeden Tag bei der Borussia.“