Mönchengladbach. Der Borussia-Park bleibt für den FC Schalke 04 kein gutes Pflaster. Das Team von Trainer Huub Stevens musste innerhalb weniger Wochen zum zweiten Mal eine empfindliche Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach einstecken und präsentierte sich in erschreckender Verfassung.
Schalke ist von einer wie entfesselt aufspielenden Mönchengladbacher Borussia ganz böse auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden. Nach der auch in dieser Höhe verdienten 0:3-Klatsche im Spitzenspiel im Borussia-Park steht fest: Für den Titelkampf ist Schalke in dieser Saison noch lange nicht reif – so, wie es Trainer Huub Stevens und Manager Horst Heldt in den vergangenen Wochen übrigens auch stets gepredigt hatten. Den Gladbachern ist dagegen in dieser Form alles zuzutrauen: Sie bleiben dem Spitzenduo Dortmund (46) und Bayern (44) mit jetzt 43 Punkten auf den Fersen. Sensationell. Schalke (weiter 41) fiel dagegen auf den vierten Platz zurück.
Gladbacher Fans verhöhnen Schalker
Schon nach einer guten halben Stunde sangen die Gladbacher Fans höhnisch: „Ihr könnt nach Hause fahren“. Und wie recht sie da hatten: Schalke lag hoffnungslos mit 0:3 im Hintertreffen. Marco Reus (2.), Mike Hanke (15.) und Juan Arango (32.) hatten eine traumhafte halbe Stunde der Borussia mit drei Toren wie aus dem Bilderbuch gekrönt. Schalke hatte dem nichts, aber auch gar nichts entgegen zu setzen. Und Benedikt Höwedes und Chinedu Obasi handelten sich auch noch ihre fünfte Gelbe Karte ein und fehlen jetzt am nächsten Sonntag gegen Wolfsburg.
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Zum dritten Mal im vierten Rückrunden-Spiel gerieten die Schalker ganz früh in Rückstand. War es gegen Mainz in der 15. Minute und in Köln in der vierten Minute, so brauchten die Gladbacher diesmal gerade einmal eine Minute und 53 Sekunden, um das 1:0 zu erzielen. Die meisten Schalker Spieler hatten noch gar nicht den Ball berührt, als Christian Fuchs auf der linken Seite ein Laufduell gegen Patrick Herrmann verlor. Dessen Hereingabe kam zu Marco Reus, der seinen Gegenspieler Jose Manuel Jurado wie einen Anfänger aussehen ließ, den Spanier auf engstem Raum eindrehte und mit einem präzisen Flachschuss ins lange Eck traf – 1:0 in der zweiten Minute.
Stevens-Elf ohne Gegenwehr
Schalke war total geschockt. Trainer Huub Stevens hatte zwar die gleiche Elf aufgeboten, die vor Wochenfrist gegen Mainz in der zweiten Halbzeit gespielt hatte, also mit Jose Manuel Jurado und Jefferson Farfan in der Startelf, aber diesmal ging überhaupt nichts. Schalke war scheinbar gar nicht auf dem Platz, der Gegner war in allen Belangen besser. Das schnelle Umschalten der Gladbacher klappte perfekt, ihre Angriffe zogen die Borussen über die linke wie über die rechte Seite auf. Und beim 2:0 durch Mike Hanke spielten die Gladbacher Schalke nach allen Regeln der Kunst aus: Mike Hanke ließ das Bällchen geschickt mit Filip Daems und Juan Arango im Zusammenspiel laufen, manövrierte damit die rechte Schalker Abwehrseite aus und schloss diese Traumkombination mit einem gekonnten Schuss ins lange Eck ab. Es war übrigens der erste Treffer von Hanke überhaupt gegen seinen früheren Verein Schalke – den Klub, dem er als Kind die Daumen gedrückt hat.
Auch nach diesem 0:2 tauchte Schalke immer noch nicht aus der Versenkung auf – die Gäste wirkten wie eingefroren. Und die Borussen sorgten mit ihrem Spiel für jede Menge Herzenswärme bei ihren Fans. Ein Beispiel das 3:0 in der 32. Minute: Reus, Hanke und Arango steckten vor einem Freistoß ganz lange die Köpfe zusammen und heckten einen Trick zum dritten Tor aus: Juan Arango, der am Vortag erst seinen Vertrag bis 2014 verlängert hatte, durfte schließlich den Schuss zum 3:0 abgeben, bei dem Lars Unnerstall auch keine gute Figur abgab.
Hoogland feiert Comeback
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Es war eine Vorführung, die Schalke da erlebte. Gegenwehr? Schalke schien überhaupt nicht in der Lage dazu zu sein. Eine echte Torchance gab es in der ersten Halbzeit nicht für die Gäste, obwohl Jose Manuel Jurado viermal den Ball in Richtung Tor schoss – aber Gefahr verbreitete er dadurch nicht. Der Spanier hat seine Chance wieder mal nicht genutzt.
Stevens nahm Jurado schon zur Pause aus dem Spiel, brachte dafür mit Christoph Metzelder einen Abwehrmann – das roch verdächtig nach Schadensbegrenzung. Später kam auch noch Tim Hoogland nach langer Verletzungspause zu seinem Bundesliga-Comeback – immerhin etwas Positives. Und weil Metzelder seinen Job ordentlich verrichtete und die Gladbacher sich darauf beschränkten, „nur“ noch schön zu spielen, durften die Borussia-Fans die ganze zweite Halbzeit über singen und feiern. Das Ergebnis war eindeutig genug: Gladbach darf weiter träumen – und Schalke ist wieder auf dem Boden der Tatsachen. Ganz unsanft.